Schlechtester DFB-Coach aller Zeiten Ribbecks Beitrag zum Sommermärchen

Düsseldorf · Gerade noch rechtzeitig hat Erich Ribbeck an seine Verdienste am deutschen Sommermärchen erinnert. Denn ohne ihn und seine Opferbereitschaft hätte es dieses für ganz Deutschland so wegweisende Turnier 2006 gar nicht gegeben.

 Erich Ribbeck ertrug tapfer die Schläge für das schlechteste Nationalteam aller Zeiten.

Erich Ribbeck ertrug tapfer die Schläge für das schlechteste Nationalteam aller Zeiten.

Foto: AP

Der wesentliche Grund für die Vergabe der Endrunde war nämlich weder die Tatsache, dass Franz Beckenbauer ein extrem charmanter Botschafter war, oder dass er, wie neuerdings vermutet wird, im Verbund mit dunklen Mächten und Geldgebern stand. Der wahre Grund ist, dass die Deutschen 1999 zum Confed-Cup antraten. "Wenn wir nicht angetreten wären, wäre Deutschland niemals in den Topf mit den Bewerbern für die WM 2006 gekommen", sagte Ribbeck (79) dem Fachmagazin "Kicker".

Das ist jetzt nicht mehr abschließend zu prüfen. Aber sicher ist, dass Ribbeck im Juni 1999 in Mexiko derart viel Leid aufgebürdet wurde, dass es locker zur Vergebung aller möglichen Verfehlungen der Trainer-Karriere ausreichen sollte. Der seinerzeit amtierende Europameister war inzwischen führend in jener Sportart, für die der anschauliche Begriff des "Rumpelfußballs" ersonnen wurde. Ribbeck gilt als Erfinder dieser Sportart, die seine Elf selbst in Bestbesetzung betrieb.

Nach Mexiko aber fuhr die Zweitbesetzung der Elf, die im Jahr darauf bei der EM in Belgien und den Niederlanden kläglich scheiterte. In Mexiko holte sie sich eine 0:4-Packung gegen Brasilien ab, bezwang die Weltmacht Neuseeland mit 2:0 und unterlag den USA (damals ein Zwerg im internationalen Fußball) mit 0:2. "Wir waren die Deppen der Nation", erklärte Ribbeck.

Der Auftritt passte zur unsäglichsten aller Bundestrainer-Karrieren. Sie begann bereits äußerst stilvoll. Zunächst handelte sich der DFB bei der Suche nach einem Nachfolger für Berti Vogts zahlreiche Absagen ein. Dann fühlten sich nacheinander Paul Breitner und Uli Stielike für kurze Zeit als oberster Übungsleiter im Land. Schließlich stellte DFB-Präsident Egidius Braun doch Ribbeck vor, nicht ohne freilich der versammelten Weltpresse zuvor die Namen der Kandidaten aufzusagen, die dem größten Sportverband der Welt eine Absage erteilt hatten. Ribbeck, ganz "Sir Erich", wie man ihn wegen seiner untadeligen Manieren nannte, saß vornehm leidend dabei. Die heutige Begründung für so viel Zurückhaltung: "Man wird ja nicht jeden Tag gefragt, ob man die Nationalmannschaft trainieren soll." Ein Bewerbungsschreiben für erfolgreiche Trainingsmethoden musste Ribbeck nicht vorlegen. Die DFB-Funktionäre wollten es auch lieber nicht so genau wissen. Sonst hätte sie ein Wortbeitrag wie der des Nationalspielers Christian Wörns irritieren können, der gemeinsame Zeiten mit Ribbeck in Leverkusen so zusammenfasste: "Ribbeck ist der schlechteste Trainer, unter dem ich je gearbeitet hatte."

"Sir Erich" betreute auch die schlechteste Nationalmannschaft, die es je gegeben hat. Nach dem Niveau-Tiefpunkt 2000 und einer 0:3-Vorrunden-Niederlage gegen die portugiesische B-Elf verzichtete Ribbeck voller Edelmut auf Gespräche über eine Vertragsverlängerung. Danach kamen Rudi Völler, die Nachwuchsleistungszentren im Lande, das Sommermärchen und der Weltmeistertitel 2014 - ungefähr in dieser Reihenfolge. Ribbeck hatte den Weg rechtzeitig freigemacht.

Auch das ist ihm hoch anzurechnen.

(pet)
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