Kolumne: Gegenpressing Es gibt wichtigere Trainer als Jogi Löw

Düsseldorf · Der Fußball-Weltmeister wird gerade mit Ehrungen und Auszeichnungen überhäuft - völlig zu Recht. Doch viele Trainer an der Basis leisten Herausragendes, ohne dass sie dafür angemessen gewürdigt werden.

WM 2014: Joachim Löw jubelt nach WM-Titel mit Pokal
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Löw jubelt nach WM-Titel mit Pokal

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Foto: dpa, nic

Besonders originell waren die Wortmeldungen von Jürgen Klinsmann und Günter Netzer in Sachen Joachim Löw nicht gerade. Für "Klinsi" ist der Weltmeister-Coach der Trainer des Jahres. Und der einstige "King vom Bökelberg" zählt Löw zu den drei besten Trainern auf dem Planeten. Wer die anderen beiden sind, verriet Netzer lieber nicht: der Münchner Pep Guardiola bestimmt, Chelseas Jose Mourinho vielleicht oder aber Carlo Ancelotti, der mit Real Madrid die Champions League gewann.

Ja klar, Joachim Löw aus Schönau im Schwarzwald ist auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Er hat alle Ehrungen und Auszeichnungen, die ihm gerade verliehen werden, in höchstem Maße verdient. Und natürlich wird er am Montag als "Welttrainer des Jahres" ausgezeichnet. Denn es geht im Fußball nichts über den Gewinn der Weltmeisterschaft. Und mit dem immer noch unfassbaren 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien hat Löw sich selbst ein Denkmal gesetzt, das halten wird, solange Fußball gespielt wird - bis in alle Ewigkeit.

Doch es gibt jede Menge Trainer, die genauso viel leisten wie Löw, und die für unsere Gesellschaft vielleicht noch wichtiger sind als der Jogi. Im Nicht-Fußballsport arbeiten sie für 'nen Appel und 'n Ei. Das für hauptamtliche Trainer vorgesehene Jahresgehalt von 40 000 Euro ist in den meisten Fällen eine Utopie.

Und an der Basis, vornehmlich in der Jugendarbeit, wirken viele, die arg selten gewürdigt werden, die vor Rührung Tränen in den Augen bekommen, wenn sie auf der Weihnachtsfeier ihres Klubs mal einen prasselnden Applaus, ein Fläschchen halbtrockenen Weißwein vom Discounter und ein Tütchen selbst gebackene Plätzchen bekommen.

Abertausende solcher Trainer und Übungsleiter halten den Sport in Deutschland in Gang. Sie fahren - oft auf eigene Kosten - die Kinder durchs Land, spendieren mal eine Fanta, organisieren Grillfeste, beschaffen Ersatz für verschlissene Trikots, sie sind Kummerkasten bei Erste-Liebe-Problemen und in Schulangelegenheiten, helfen als Schiedsrichter und beim Schnüren der Schuhe, erledigen jede Menge Papierkram. Unsere Trainer sind die besten (und kostengünstigsten) Sozialarbeiter, die wir haben.

Wer ist Ihr Trainer des Jahres? Haben Sie in Ihrem Umfeld Übungsleiter, die sich in besonderer Weise verdient machen? Schreiben Sie uns - kurz! - etwas über deren Engagement und mailen uns ein Foto. Wir veröffentlichen einige der Beiträge in unserer Zeitung und bei RP Online.

Zuschriften bitte bis Montag, 12. Januar, an: kolumne@rheinische-post.de, Stichwort: Trainer.

(RP)
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