Morgen, 19 Uhr: Letzter WM-Test gegen Kolumbien Klinsis Dauer-Baustelle: die Abwehr

Leverkusen (RP). Die deutsche Nationalmannschaft hat noch keine WM-Form erreicht. Größte Baustelle: die Defensive. Morgen Abend bekommt Bundestrainer Jürgen Klinsmann gegen Kolumbien die letzte Chance, seine Abwehrformation zu testen. Wir berichten ab 19 Uhr LIVE im neuen WM-Ticker. Schon jetzt können Sie im "Klinsi-Barometer" abstimmen, wer im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica auflaufen soll. klinsi-barometer

 Arne Friedrich könnte gegen Kolumbien wieder in die Startformation rutschen.

Arne Friedrich könnte gegen Kolumbien wieder in die Startformation rutschen.

Foto: RPO, Falk Janning

Leverkusen (RP). Die deutsche Nationalmannschaft hat noch keine WM-Form erreicht. Größte Baustelle: die Defensive. Morgen Abend bekommt Bundestrainer Jürgen Klinsmann gegen Kolumbien die letzte Chance, seine Abwehrformation zu testen. Wir berichten ab 19 Uhr LIVE im neuen WM-Ticker. Schon jetzt können Sie im "Klinsi-Barometer" abstimmen, wer im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica auflaufen soll. klinsi-barometer

Franz Beckenbauer legte den Finger auf die brennende Wunde, und er verpackte seine Kritik mit ein wenig Spott, wie er das so gern mal tut aus "kaiserlicher" Höhe. "Die Abwehr muss ihrem Namen wieder gerecht werden. Sie heißt Abwehr und nicht Öffnung", sagte der Mann, der die WM in die Bundesrepublik holte und zu dessen größten Sorgen die Furcht gehört, dass die Stimmung im Land durch ein frühes Scheitern der deutschen Mannschaft von jetzt auf gleich kippen könnte.

Japans Fußballer hatten beim 2:2 in Leverkusen die größte Schwäche des Gastgebers aufgedeckt. Im Ergebnis nicht so spektakulär wie die Italiener in Florenz (4:1), doch alarmierend genug neun Tage vor dem WM-Auftakt gegen Costa Rica. Klinsmann sprach von Abstimmungsproblemen. "Das hat auch mit Wachsamkeit und Konzentration zu tun", erklärte er. "Wir haben in ein paar Szenen die Defensive vernachlässigt und einfach zu viele Chancen zugelassen", fand Kapitän Michael Ballack - Selbstkritik, die sich nicht allein auf die Abwehr-Viererkette beschränkte, sondern das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft umriss.

Die schweren Beine nach der kräftezehrenden Trainingsarbeit am Genfersee allein konnten keine Entschuldigung für all die Löcher sein, die der flinke Asienmeister mit seiner Kontertaktik aufriss. "Das ist auf keinen Fall eine Ausrede", bekannte denn auch der Mönchengladbacher Marcell Jansen, die Mannschaft stehe zu den Fehlern. Diese waren noch nicht bestraft worden, als Per Mertesacker und Christoph Metzelder die Innenverteidigung bildeten und ihre Arbeit wenig souverän verrichteten. Sie hatten dann aber fatale Folgen, als Jens Nowotny bei seinem Länderspiel-Comeback nach knapp zwei Jahren für Metzelder aufs Feld kam. Sein Stellungsfehler beim 0:1 und seine behäbige Aktion vor dem 0:2 gaben den Befürchtungen neue Nahrung, dass der Leverkusener kaum noch den hohen Anforderungen einer WM gerecht wird. Beide Treffer erzielte Naohiro Takahara. Ausgerechnet der japanische Angreifer also, der sich in seiner Zeit beim Hamburger SV wegen seiner mangelnden Kaltschnäuzigkeit im Abschluss den Beinamen "Chancentod" erwarb.

Klinsmann mied natürlich öffentliche Kritik an Nowotny. Im Gegenteil: "Jens spielt bei unseren Überlegungen eine sehr wichtige Rolle, weil er eine ungeheure Erfahrung in die Gruppe bringt", betonte der Bundestrainer. Nowotny wisse, dass er "große Wertschätzung bei uns" genieße und eine sehr wichtige Verantwortung für das Team habe. Der wegen seiner Routine erhoffte Stabilisator in der Viererkette war der 32-Jährige nicht. Da Klinsmann in den vergangenen Wochen ohnehin überwiegend Mertesacker und Metzelder im Abwehrzentrum spielen ließ, wird Nowotny beim WM-Auftakt in München sicher nicht zur Startelf zählen.

Auch der zweite Leverkusener, Bernd Schneider, blieb vieles schuldig - wieder einmal. Die Rolle des rechten Außenverteidigers spielte er so unzureichend, dass zum letzten WM-Test gegen Kolumbien morgen (19 Uhr/LIVE!-Ticker) in Mönchengladbach Arne Friedrich in das Team zurückkehren dürfte. Dem formschwachen Berliner hatte Klinsmann eine Verschnaufpause eingeräumt. Für die linke Seite hofft der Bundestrainer auf die Rückkehr Philipp Lahms nach ausgeheilter Ellbogenverletzung. Dabei ließ er offen, ob der kleine Münchner im Borussia-Park von Anfang an spielen oder eingewechselt werden soll. Ist Lahm wieder fit, wird er Jansen auf der linken Außenposition wieder verdrängen. An einen Wechsel des Bayernprofis auf die rechte Seite - auch das eine Variante, die sich anbietet - denkt Klinsmann "im Moment nicht".

(alfa)
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