Meckernde Trainer Kritik ja, Selbstkritik nein

Meinung | Düsseldorf · Fußballlehrer meckern gerne. Das gehört eben zum Berufsbild. Beim Suchen nach Erklärungen für Fehlleistungen ist das Zeigen auf andere eben die einfachste Lösung. Neu ist dabei das Feindbild Nummer eins.

 Joachim Löw meckerte in Richtung Fifa.

Joachim Löw meckerte in Richtung Fifa.

Foto: dpa, gam hpl

Das Fadenkreuz der Kritik wird immer weniger auf Spieler, Schiedsrichter oder Berufsgenossen gerichtet. Vielmehr geht es nun um den Fußball im Allgemeinen. Tenor: Der Zirkus wird uns ein bisschen zu groß, wie sollen wir da in Ruhe arbeiten?

Den neuesten Mecker-Vorstoß wagte der Bundestrainer höchstselbst - in Richtung Fußball-Weltverband. Eine Aufstockung der Teams bei WM oder Klub-WM findet Joachim Löw so gar nicht gut. "Verknappung" wünscht sich der Nationalcoach. Das passt gut. Denn das wünschen sich die Vereinstrainer auch - allerdings vom Bundestrainer. Die Vielzahl der DFB-Testkicks sind ihnen ein Dorn im Auge. Und bei der Vielzahl von Kicks sind wir auch schon bei den Amateurtrainern angelangt. Denen gefällt die neue Terminierung der Bundesligaspiele auf den für Amateure heiligen Sonntagmittag nicht. Darauf wollen die gut bezahlten Profitrainer aber gar nicht erst eingehen. Das sei eben so. Selbstkritik? Och nö, lieber nicht. Wenn der Rubel rollt, verdienen schließlich auch die Trainer fleißig mit. Über unverhältnismäßige Gehaltsschecks hat - oh Wunder - noch keiner gemeckert.

Dafür nutzen Thomas Tuchel und Roger Schmidt lieber den proppevollen Terminkalender als Ausrede für schlechte Leistungen. Man habe ja keine Zeit zu trainieren, wenn man in internationalen Wettbewerben vertreten sei.

Dass in Dortmund und Leverkusen auch gerne mal unter der Woche gespielt wird, hätten die Trainer aber auch wirklich nicht vor Amtsantritt in Erfahrung bringen können.

(RP)
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