"Marco oh No!" Verletzter Reus wird zum Zankapfel und Spekulationsobjekt

Berlin · Die englische Zeitung The Sun fasste es am Dienstag perfekt zusammen. "Marco Oh No!", titelte das Boulevard-Blatt und bezog sich dabei eigentlich auf die angebliche Absage von Marco Reus an den FC Arsenal. Diese Schlagzeile könnte jedoch auch für das letzte halbe Jahr stehen, in dem der als kommender Weltstar geltende Dortmunder kaum noch als Fußballer von sich reden machte.

Marco Reus jubelt mit Händen vor dem Mund
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Reus jubelt mit Händen vor dem Mund

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Foto: afp, PST/DG

Stattdessen wurde Reus unfreiwillig und unverschuldet zum Zankapfel zwischen Bayern München und seinem Klub Borussia Dortmund und zum Spekulationsobjekt bei zahlreichen Klubs, Medien und Fan-Stammtischen. Seit Monaten beherrscht Reus die Schlagzeilen, doch seine berühmten Tempo-Dribblings und seine herrlichen Tore stehen dabei eher selten im Mittelpunkt. Alles dreht sich um das Transfer-Wirrwarr um den derzeit vielleicht begehrtesten Spieler Europas oder seine schier unglaubliche Verletzungs-Misere.

Ein Ausfall nach dem anderen

Vor allem in Bezug auf die Nationalmannschaft scheint es für den 25-Jährigen derzeit wie verhext. Erst verpasste er durch einen Syndesmoseriss im letzten Testspiel gegen Armenien (6:1) die WM (und damit den Titel), dann erlitt er im ersten EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland (2:1) einen Außenbandriss im Sprunggelenk. Zum Jahres-Abschluss gegen Gibraltar und Spanien fehlt er schon wieder wegen einer Bänder- und Sehnen-Zerrung sowie eines Knochenödems im linken Sprunggelenk. Bezeichnend für die Pechsträhne: Die Ursache für seine bereits zwölfte Zwangspause in den letzten 22 Monaten war ein Sturz in eine Werbebande.

Dabei würde "Woodyinho" - so nennt sich Reus wegen der Ähnlichkeit zum Zeichentrickvogel "Woody Woodpecker" und der Verehrung für den früheren Weltfußballer Ronaldinho sogar bei Twitter - derzeit lieber auf dem Platz für Furore sorgen. Um sich selbst und die Öffentlichkeit etwas abzulenken von den Diskussionen um seine Person. Selbst Teammanager Oliver Bierhoff, der Reus bei der Nationalmannschaft zuletzt selten zu Gesicht bekam, macht sich Sorgen, "dass Marco das Thema über längere Zeit auf den Senkel geht.
Er wird ja fast täglich damit konfrontiert und belastet."

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Foto: afp, ej

Wenn einer wie Reus mit seinem Potenzial für eine festgeschriebene Ablösesumme von angeblich 25 Millionen Euro auf den Markt kommt, stehen die europäischen Top-Klubs naturgemäß Schlange. Dass Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge diese Summe ungeniert hinausposaunt hat, hat das Verhältnis zwischen den Bayern und dem BVB nachhaltig belastet und die Spekulationen angeheizt.

Englische Topklubs jagen Reus

Aus England wurde am Dienstag berichtet, Reus habe nicht nur Arsenal, sondern auch Manchester United abgesagt, wolle aber - vielleicht im Tausch mit seinem Nationalmannschaftskollegen Andre Schürrle - unbedingt zum FC Chelsea. In Deutschland glaubt manch einer zu wissen, dass Reus schon beim FC Bayern im Wort stehe. Und Bierhoff mutmaßte: "Wenn man die Möglichkeit hat, zu Real Madrid oder dem FC Barcelona zu gehen und dort vielleicht der Top-Einkauf des Sommers zu sein, fragt man sich schon, ob diese Chance wieder kommt."

Einen Verbleib in Dortmund schließt der DFB-Manager aber nicht aus. Er könne sich Reus "weiterhin sehr gut in Dortmund vorstellen", sagte Bierhoff: "Dortmund ist für ihn eine Bank. Ich weiß, dass Marcos Herz auch an Dortmund hängt. Er weiß, was er dort hat, und das weiß er zu schätzen."

Harmonie und Ruhe sind für Reus derzeit sicher wichtige Faktoren. Dass die Borussia die Champions League zu verpassen droht, macht einen Wechsel aber wahrscheinlicher. Doch erst einmal muss "Woodyinho" fit werden - und dann auch mal bleiben.

(sid)
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