Löws Nominierungs-Dilemma Lieber Karibik als Kaiserau

Mit "Urlaubern" gegen Jürgen Klinsmanns US-Team und Gibraltar: Für Joachim Löw wird die Kader-Nominierung für die abschließenden Länderspiele der Saison zur Gratwanderung.

Thomas Müller wird sich die Länderspielreisen im Juni wohl sparen dürfen.

Thomas Müller wird sich die Länderspielreisen im Juni wohl sparen dürfen.

Foto: dpa, shp jai

Weltmeister Thomas Müller wollte im Meisterrausch nichts von Joachim Löw wissen. "Auch Nationalspieler gehen in Urlaub", sagte der Bayern-Profi am Rande der Münchner Titelparty mit Blick auf den Länderspiel-Doppelpack im Juni, und fügte schmunzelnd an: "Oder wissen sie was von einem Trainingslager in der Sportschule Kaiserau?" Nein. Und dennoch werden die Ferien zumindest für einige Weltmeister ein abruptes Ende erfahren.

Am Dienstag gibt Löw sein Aufgebot für das Länderspiel am 10. Juni (20.45 Uhr/ARD) in Köln gegen die USA mit Trainer Jürgen Klinsmann und das Duell in der EM-Qualifikation am 13. Juni (20.45 Uhr/RTL) in Faro gegen Fußball-Zwerg Gibraltar bekannt. Löw will einen würdigen und erfolgreichen Abschluss der schwierigen Nach-WM-Saison — doch die Frage ist: mit welchen Spielern?

Wenn Löw seine Mannschaft am 8. Juni um sich scharen wird, hatten die Bayern um Müller seit über zwei Wochen Urlaub. Die Kollegen aus Dortmund oder Wolfsburg sowie Arsenals Mesut Özil hatten dann nach ihren Pokalfinals auch schon acht Tage frei. Wo soll da die Spannung für Top-Leistungen herkommen? "Ideal ist dieser Termin nicht", sagte Löw deshalb zuletzt bei dfb.de, "aber wir sind immer gut damit gefahren, nicht zu lamentieren."

Löw nennt seine Weltmeister "Vorbilder in Sachen Professionalität und Einstellung". Sie seien "erfahren genug", um zu wissen, wie sie sich im Urlaub zu verhalten haben. Individuelle Trainingsprogramme des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sollen helfen. Aber Löw kennt auch die Mahnungen aus der Liga, wonach die Belastungsgrenze für Top-Spieler längst überschritten sei.

Karl-Heinz Rummenigge hatte zwar zuletzt betont, dass der DFB "für diesen Juni-Termin überhaupt nichts kann". Doch nach der WM und mit Blick auf die kommenden Jahre mit EM 2016, Confed Cup 2017 und WM 2018 hält der Bayern-Boss eine Pause - nicht nur für die Münchner Stars - für dringend geboten.

Löws Lage wird überdies durch die U21-EM in Tschechien (17. bis 30. Juni) verkompliziert. Er will Trainer Horst Hrubesch beim Griff nach dem Titel nicht unnötig schwächen. Hrubesch nominiert ebenfalls am Dienstag, und er wird laut Löw "mit einer starken Mannschaft nach Tschechien fahren". Allerdings könne es für die Entwicklung des ein oder anderen Spielers "besser sein, jetzt im Kreis der A-Mannschaft dabei zu sein", betonte der Bundestrainer.

Dieser Kreis wird angesichts der Umstände trotzdem kaum aus der möglichen Stärke von 23 Spielern bestehen. Für Löw steht dennoch fest, dass er "mit einem motivierten und guten Kader" antreten wird — trotz des ein oder anderen "Urlaubers".

(sid)
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