"US-Casting" der deutschen Nationalmannschaft Neu-Gladbacher Kruse darf auf Brasilien hoffen

Florida · Vier Neulinge hat Bundestrainer Joachim Löw bei der US-Reise dabei. Berechtigte Hoffnungen auf ein Ticket für die WM im kommenden Jahr darf sich aber nur einer machen.

Länderspiel 2013, Deutschland - Ecuador: Fakten
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Foto: dpa, te fux

Das WM-Casting unter der Sonne Floridas haben Max Kruse, Philipp Wollscheid, Sidney Sam und Nicolai Müller schon erreicht. Dass der Sieger des Vorspielens unter den wohlwollenden Blicken von Chef-Juror Joachim Löw auch nach der nächsten Saison wieder zum Kreise der deutschen Fußball-Elite gehört und die Reise zur WM in Brasilien gewinnt, erscheint jedoch mehr als fraglich.

Die besten Chancen hat ausgerechnet Max Kruse, jener (Himmels-) Stürmer, der zunächst eine Karriere als Schiedsrichter anstrebte und vor zwölf Monaten noch mit dem FC St. Pauli in der 2. Liga gegen den SC Paderborn spielte.

Einen "bleibenden Eindruck hinterlassen" will der 25-Jährige nun bei der USA-Reise, und dies ist ihm bisher blendend gelungen. Gleich in der ersten Einheit auf dem Gelände der Barry University in Miami bewegte sich der Freiburger wie selbstverständlich im Kreise der Kollege und erzielte ein Tor nach dem anderen.

Bundestrainer Löw, der allen vier Neulingen einen Einsatz während der beiden Spiele in den USA versprach, legte sich deshalb auch schon fest, dass Kruse am Mittwoch (20.30 Uhr MESZ/Live-Ticker) gegen den Weltranglisten-10. Ecuador in der Startelf stehen wird.

Und mehr noch: Der künftige Mönchengladbacher ist offenbar bereits die Nummer drei in der Stürmer-Hierarchie hinter Miroslav Klose und Mario Gomez. Mindestens zwei wird Löw aller Voraussicht nach mit nach Südamerika nehmen. Am gelernten Mittelfeldspieler Kruse, den erst Freiburg-Coach Christian Streich umschulte, schätzt er dessen Vielseitigkeit und Beweglichkeit.

Den Leverkusener Sam spülte neben den Absagen von 15 Stammspielern laut Löw vor allem seine Stärke im "Eins-gegen-Eins" in den Kader für die USA. Der 25-Jährige freut sich, "dass ich nun mal dabei bin und die Chance habe, meine Stärken unter Beweis zu stellen".

Nach einer in seinen Augen "sehr guten Saison" macht sich Sam offenbar auch Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme. Das Hintertürchen, für Nigeria - das Land seines Vaters - in Brasilien zu spielen, will er sich deshalb trotz eines weiterhin möglichen Verbandswechsels gar nicht offenhalten.

"2014 ist noch weit weg. Aber für mich zählt nur Deutschland. Über Nigeria brauchen wir gar nicht zu reden", sagte er: "Mit Nigeria habe ich mich nicht ernsthaft beschäftigt. Ich weiß nicht, wer das in die Welt gesetzt hat", sagte der Offensivspieler, der sich im November allerdings selbst noch "sehr interessiert" gezeigt hatte.

Doch auf keiner Position ist die Konkurrenz größer als auf seiner. Um die sechs bis sieben Kader-Plätze im offensiven Mittelfeld konkurrieren in Lukas Podolski, Mesut Özil, Thomas Müller, Marco Reus, Mario Götze, Andre Schürrle, Julian Draxler und Toni Kroos mindestens acht Hochkaräter. Das ist auch das Problem des Mainzers Nicolai Müller, der wie Sam bevorzugt über den rechten Flügel kommt und kurioserweise ausgerechnet von Leverkusen umworben wird.

Unumstritten ist bei Bayer Innenverteidiger Wollscheid. Der 24-Jährige hat in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Entwicklung genommen. Vor vier Jahren sortierte ihn der 1. FC Saarbrücken nach dem Aufstieg in die 4. Liga aus, über die 2. Mannschaft des 1. FC Nürnberg schaffte er den Sprung in die Bundesliga, wechselte im Vorjahr für fünf Millionen Euro zum Spitzenklub Leverkusen, debütierte dort in der Europa League, nun in der Nationalelf und im Herbst in der Champions League.

"Wenn man das so zusammenfasst, klingt es wirklich unglaublich", sagte der 24-Jährige: "Aber das waren einzelne Stationen eines Weges, der hoffentlich noch nicht zu Ende ist." Dass 2014 mit der WM-Teilnahme eine weitere Episode hinzukommt, ist nicht ausgeschlossen, aber auch nicht wahrscheinlich. Wollscheids sechs Konkurrenten um vier Plätze heißen Mats Hummels, Per Mertesacker, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes, Heiko Westermann und der derzeit langzeitverletzte Holger Badstuber.

(sid/rl/jco)
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