Herrmann überzeugt bei Debüt Jogis neuer Flügelflitzer

Köln · Gladbachs Patrick Herrmann hat sich beim Debüt im Nationalteam für weitere Aufgaben empfohlen.

Immer mal wieder wird "der letzte Straßenfußballer" verabschiedet. Thomas Häßler, Bernd Schneider, Mehmet Scholl - und irgendwann wird so auch Lukas Podolski in den Ruhestand geleitet. Es schwingt immer die Befürchtung mit, ein derartiger Typus sei damit in Deutschland ausgestorben. Wie unbegründet diese Sorge ist, hat Patrick Herrmann bei seinem Debüt in der Nationalmannschaft gegen die USA (1:2) eindrucksvoll vorgeführt. Die DFB-Auswahl hat das Testspiel verloren, die Offensivkraft von Borussia Mönchengladbach war trotzdem der Gewinner. "Der Bundestrainer hat zu mir gesagt, ich soll so mutig spielen wie in der Bundesliga", erzählt Herrmann, der wegen seiner hageren Statur den Spitznamen "El Flaco" (der Dürre) trägt.

In der Dienstzeit von Joachim Löw haben sich einige Kandidaten vorgestellt - der Bundestrainer hat bislang 75 Neulingen eine Chance gegeben. Darunter waren auch viele Eintagsfliegen wie Malik Fathi (zwei Einsätze), Tobias Weis und Marvin Compper (je 1). Bei Herrmann muss man nach dem ersten Eindruck auf der Bühne Nationalmannschaft nicht die Sorge habe, dass er allzu schnell wieder in der Versenkung verschwinden könnte. "Er hat seine Sache ausgesprochen gut gemacht", betont der 55-jährige Löw. "Er hat Drang zum Tor, hat den Abschluss gesucht. Ich bin mit seiner Leistung sehr zufrieden."

Bei Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach ist der 24-Jährige mittlerweile zum Führungsspieler aufgestiegen. Und auch beim DFB hat er gezeigt, dass er auf der rechten Offensivseite einiges bewirken kann. Glücklicherweise für Löw, dummerweise für Herrmann ist die Konkurrenz auf dieser Position durchaus von gesteigerter Klasse. Thomas Müller, Marco Reus und Karim Bellarabi zum Beispiel. Herrmann dürfte auf jeden Fall weitere Bewährungschancen bekommen.

Womöglich schon morgen im EM-Qualifikationsspiel in Faro gegen Gibraltar. "Das würde mich natürlich sehr freuen", sagt der gebürtige Saarländer. "Ich werde mich jetzt hier ganz bestimmt nicht hinstellen und irgendwelche Ansprüche stellen. Ich genieße den Augenblick. Ich habe das Handy nur mal kurz angemacht, es sind schon einige Glückwunsch-Nachrichten angekommen." Von seinem Arbeitskollegen in der Nationalelf konnte er die Gratulationen persönlich entgegennehmen. "Er war sehr gut, gerade wie er mir das Tor vorbereitet hat", bekundet Mario Götze. "Er ist ein Super-Junge."

Herrmann wurde schon einmal derart hoch beim DFB gehandelt. Seit Jahren wurde über einen Einsatz im Kreise des A-Teams spekuliert. Im März 2013 war er sogar schon einmal nominiert worden, nur gespielt hat er nicht. Hernach waren seine Auftritte bei Borussia Mönchengladbach okay. Es fehlte ein Tick, das Besondere. Vielleicht war er nicht egoistisch genug. Vielleicht mangelte es ein wenig an Selbstbewusstsein. Herrmann ist mit seinem Verein gewachsen. Auf, auf, auf in die Champions League - und die Nationalmannschaft.

(RP)
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