Länderspiel gegen Spanien Khedira: DFB-Kapitän ein Jahr nach dem Kreuzbandriss

Vigo · Mit Ron-Robert Zieler im Tor bestreitet Weltmeister Deutschland am Abend in Vigo das Prestigeduell gegen Europameister Spanien. Im letzten Länderspiel des Jahres steht überraschend auch der Hoffenheimer Sebastian Rudy in der Startelf.

Hier reißt Khediras Kreuzband
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+++ Spanien - Deutschland im Live-Ticker +++

Außerdem erhalten wie von Bundestrainer Joachim Löw angekündigt die Youngster Antonio Rüdiger in der Abwehr und Kevin Volland im Angriff eine Chance. Angeführt wird das deutsche Team erstmals von Sami Khedira als Kapitän. Für ihn ist es eine besondere Auszeichnung.

In diesen Tagen kam bei Sami Khedira die Erinnerung wieder hoch. An jenen Herbstabend am 15. November 2013 in Mailand, als er beim 1:1 der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien in der 67. Minute mit Andre Pirlo zusammenprallte und sich anschließend mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen behandeln und dann ins Krankenhaus transportieren lassen musste.

Noch in der Nacht wurde die schlimme Vermutung zur Gewissheit. Kreuzbandriss lautetet die Diagnose bei dem Mittelfeldspieler, den Löw für die WM in Brasilien fest auf seinem Zettel hatte. Als man ihm sagte, er müsse acht Monate pausieren und die WM möglicherweise abschreiben, brach für Khedira zunächst eine Welt zusammen.

Unsere Startelf gegen @SeFutbol: Zieler - Höwedes, Mustafi, Rüdiger - Rudy, Khedira (C), Kroos, Durm - Müller, Götze, Volland. #ESPGER

"Das war die schwerste und bitterste Zeit meiner bisherigen Karriere", sagte der frühere Stuttgarter, der am Dienstag die DFB-Auswahl zum Jahresabschluss gegen Spanien in Vigo (20.45 Uhr/ARD) erstmals als Kapitän aufs Feld führt, dem kicker. Er wollte sich aber nicht so einfach mit dieser Situation abfinden und kämpfte wie ein Löwe um sein Comeback. "Ich wollte es nicht wahrhaben, dass die WM ohne mich stattfindet. Und das hat mich motiviert", betonte der 27-Jährige, der täglich in der Reha für das Wunder schuftete und Schritt für Schritt weiter kam.

Nur fünfeinhalb Monate später war er dann am Ziel seiner Träume und bestritt sein Comeback für Real Madrid, wenig später durfte es sich mit den Königlichen als Champions-League-Sieger feiern lassen. "Das ging alles so schnell, es ist mir schwer gefallen, das richtig wahrzunehmen", äußerte er rückblickend.

Viel Zeit, den Titel zu genießen, hatte er auch gar nicht, denn kurz darauf stieg Khedira in die WM-Vorbereitung der DFB-Auswahl für Brasilien ein. Am Zuckerhut folgte dann die Krönung seiner bisherigen Laufbahn, als er am 13. Juli in Rio den WM-Pokal in den Abendhimmel stemmen konnte. Gespielt hatte Sami Khedira beim 1:0 Finalerfolg gegen Argentinien allerdings nicht, weil die Wadenmuskulatur zwickte und er zum Wohle der Mannschaft auf einen Einsatz verzichtete.

Passen musste er auch in den vier ersten Länderspielen des Weltmeisters nach dem Triumph von Maracana, weil ihn ein Muskelbündelriss erneut außer Gefecht setzte. "Kopf und Körper haben sich nach der WM ihr Recht zurückgeholt", sagte Khedira, der in seiner Wahlheimat Spanien am Dienstag gegen den Europameister allen beweisen will, dass er mittlerweile wieder topfit ist.

Beim 4:0 gegen Gibraltar hielt er am vergangenen Freitag in Nürnberg eine Stunde problemlos durch. "Sami hat seine Sache gut gemacht", beurteilte Joachim Löw, der nach den Rücktritten von Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose den Spanien-Legionär mehr denn je als Führungsfigur benötigt. "Er spielt in meinen Planungen einen wichtige Rolle", so Löw, "braucht aber noch Spielpraxis".

Die soll Khedira auch am Dienstag bekommen. Dann will er vor allem seinem Klubtrainer Carlo Ancelotti zeigen, dass er wieder Gewehr bei Fuß steht. "Im Moment muss ich mich erst mal hinten anstellen. Aber wenn ich meine volle Fitness wieder erreicht habe, mache ich wieder Druck", kündigte er an, dass er seinen Platz nicht freiwillig für Nationalelf-Kollege Toni Kroos oder Luka Modric räumt, die aktuell die defensive Mittelfeldzentrale von Real bilden. Dass der kroatische Nationalspieler Modric wegen einer Muskelverletzung, die er sich am Sonntag beim 1:1 in der EM-Qualifikation in Italien zugezogen hat, mehrere Monate pausieren muss, könnte Khedira eine neue Chance eröffnen.

Eine Flucht aus Madrid schon im Winter komme für ihn ohnehin nicht infrage, betont Khedira, der sogar eine Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrages nicht für abwegig hält: "Das kann ich mir gut vorstellen, denn ich habe den Verein in mein Herz geschlossen."

Dass der FC Chelsea, Paris St. Germain, Juventus Turin und auch Bayern-Jäger VfL Wolfsburg ein Auge auf den Vorzeigeprofi geworfen haben, ist aber kein Geheimnis. "Solche Spekulationen interessieren mich nicht. Ich konzentriere mich nur darauf, bald wieder für Real zu spielen und 2015 wieder einen Stammplatz zu haben", sagte der 52-malige Nationalspieler, der in dieser Saison in der Primera Division gerade mal 17 Minuten auf dem Feld stand.

Und was wünscht er sich noch für 2015? Khedira: "Dass ich bald wieder mit Bastian Schweinsteiger zusammenspielen kann." Sein kongenialer Partner konnte verletzungsbedingt im Gegensatz zu ihm in dieser Saison noch gar nicht eingreifen.

Die deutsche Aufstellung:

12 Zieler - 4 Höwedes, 2 Mustafi, 16 Rüdiger - 7 Rudy, 6 Khedira, 18 Kroos, 15 Durm - 13 Müller, 19 Götze - 8 Volland

(sid)
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