Khedira und Podolski sind zu haben Weltmeister zum Schnäppchenpreis

Kaiserslautern · Sami Khedira (27) und Lukas Podolski (29) suchen neue Arbeitgeber. Beide nutzten das ansonsten wenig aussagekräftige Länderspiel gegen Australien, um auf sich aufmerksam zu machen

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Länderspiel Deutschland - Australien: Pressestimmen

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Lukas Podolski ist um seinen guten Namen besorgt. Er ist so etwas wie eine nationale Institution. Prinz Poldi eben. Im Kreise der Nationalmannschaft wirkt er stets befreit. Doch nicht überall ist das so. Beim FC Arsenal kriselte es gewaltig. Und auch bei Inter Mailand läuft es, gelinde gesagt, nicht sonderlich gut für den 29-Jährigen. Er selbst will von Rückschlägen freilich nichts wissen. "Ich bin immer gut drauf. Soll ich mich in den Boden stecken und mit dem Fußball aufhören? Man muss positiv bleiben", antwortet er auf die eher harmlose Frage, ob er mit seinem Treffer zum 2:2 im Testspiel gegen Australien nun auch etwas positive Energie mit zu seinem Verein nehmen könne. "Alle können nicht beurteilen, was in Italien gerade passiert."

Sein aktuelles Arbeitszeugnis lässt sich in etwa so zusammenfassen: wenig Spielpraxis, kein Rhythmus. "Ganz locker" würde er mit dieser Situation umgehen, sagt Podolski: "Es ist alles gut. Ich bin gut drauf. Ich bin hier bei der Nationalmannschaft. Alles andere ist im Moment kein Thema." Im Moment. In ein paar Wochen wird sich das gewiss ändern.

Die Signale aus England und Italien sind eindeutig: Inter will den Leihspieler auf keinen Fall weiter verpflichten, und Arsenal hätte ihn ja nicht abgegeben, wenn man in London auf ihn bauen würde. Die Zeichen stehen also auf erneuten Wechsel. "Lukas Podolski ist immer mal wieder ein bisschen das Thema", sagt Bundestrainer Joachim Löw. "Manche, so hat man das Gefühl, wollen ihn gerne abschreiben. Aber man weiß, dass der Lukas immer für Belebung und für ein Tor sorgen kann."

Die Nationalmannschaft ist für den Kölner Rückzugsbereich, eine Art Wohlfühloase seit mittlerweile elf Jahren — 2004 hatte er ebenfalls auf dem Betzenberg sein Debüt für die DFB-Auswahl gegeben. Nun besteht das Berufsleben aber nicht nur aus Länderspielen. Sein Marktwert ist in derart überschaubare Regionen gerutscht, dass sich schnell ein neuer Arbeitgeber finden dürfte. Kurz nach dem WM-Triumph wurde er noch auf 25 Millionen Euro von "Transfermarkt.de" geschätzt, aktuell sind es nur noch zwölf Millionen bei einem geschätzten Jahressalär von 6,5 Millionen.

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Ein anderer Nationalspieler ist einen Schritt weiter. Sami Khedira hat sich ganz öffentlich auf eine neue Stelle beworben. Unlängst hatte er verkündet, dass er am Saisonende Real Madrid nach fünf Jahren verlassen werde. Für die Königlichen hat er in dieser Saison wegen diverser Verletzungen und Erkrankungen nur 17 Pflichtspiele bestritten, davon zehn von Beginn an. "Das ist für meinen Anspruch absolut unbefriedigend", sagt Khedira. "Ich muss ruhigbleiben, um aus diesem Teufelskreis herauszukommen."

Er hat konkrete Vorstellungen von seinem neuen Arbeitsumfeld. "Für mich ist nicht der Name des Vereins relevant und auch nicht der Kontostand, sondern der Plan für die nächsten Jahre", erzählt Khedira. "Ich möchte einen Weg gehen, in dem ich mitgestalten und junge Spieler führen kann." Aus der Bundesliga ist das gesteigerte Interesse des FC Schalke 04 bestätigt. Auch der VfL Wolfsburg soll sich mit seiner Verpflichtung beschäftigen. Der FC Chelsea und der FC Arsenal werden in England als mögliche Arbeitgeber des 27-Jährigen gehandelt.

Die Nationalmannschaft bietet für Khedira und auch Podolski eine großartige Bühne, um für neue Aufgaben vorzuspielen. Im Test gegen Australien konnte Mittelfeldspieler Khedira jedenfalls Werbung in eigener Sache machen. Er leitete den Führungstreffer ein und demonstrierte allen Zweiflern, dass er noch immer in der Lage ist, mit entsprechendem Tempo die geforderten Laufwege abzuspulen. Am Sonntag gibt es die nächste Gelegenheit für neue Arbeitsnachweise - im EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien (18 Uhr/RTL und im Liveticker bei www.rp-online.de/fussball).

(RP)
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