U17 eifert prominenten Vorbildern nach Es kann nicht 18 Götzes geben
Düsseldorf/Burgas · Nach dem großen Triumph ging es für Mario Götze in Magdeburg ins Kino. Die ganz große Sause blieb aus, die Schulbank rief schon wieder. Fünf Jahre später feierte Götze mit Popstar Rihanna am Strand in Brasilien, wurde von 400.000 Menschen auf der Fanmeile in Berlin empfangen und schipperte anschließend auf einer Yacht über das Mittelmeer. Wann er Ferien hat, bestimmt mittlerweile der FC Bayern.
Robert Labus und Bienvenue Basala-Mazana saßen 2009 mit Götze im Kinosessel. Auch sie waren Europameister mit den U17-Junioren geworden durch ein 2:1 nach Verlängerung gegen die Niederlande. Während einer ihrer Mitspieler von damals die schwammigen Kriterien eines Superstars erfüllt, haben Labus und Basala-Mazana momentan keinen Verein. Ihre Vita zeigt einmal mehr, dass ein internationaler Titel mit 16 Jahren gar nichts garantiert. Doch die Versuchungen sind bereits in diesem Alter groß. Da wird es den Nachfolgern von Götze und Co. Aktuell nicht anders gehen. Allerdings ist die U17-Nationalmannschaft mit den Zielen der Gegenwart zu Genüge ausgelastet: Sie will heute durch einen Sieg gegen Frankreich im bulgarischen Burgas am Freitag (19 Uhr/Eurosport) Europameister werden.
"Was einen vielleicht später als Profi erwartet, habe ich bei der Nationalmannschaft ein wenig kennengelernt. Ich habe auf jeden Fall richtig Lust darauf bekommen", sagte der 17-jährige Marc-Andre ter Stegen einst. Ter Stegens Traum wurde wahr, als Champions-League-Finalist mit dem FC Barcelona hat er eine der größten Erfolgsgeschichten seines Jahrgangs geschrieben. 681 Erstligaspiele haben die 18 Europameister von damals absolviert. 90 Prozent davon verteilen sich auf sechs Spieler: Neben ter Stegen haben sich dessen Torwart-Kontrahent Bernd Leno, Shkodran Mustafi, Marvin Plattenhardt, Yunus Malli und eben Götze auf höchstem Niveau etabliert.
Aber da ist auch die weniger schillernde Situation eines Großteils ihrer ehemaligen Mitspieler. Auf 677 Einsätze in der Regionalliga kommt der EM-Kader von 2009. Die großen Stadien kennen fast alle: Die einen spielen dort am Wochenende vor 50.000 Zuschauern, die anderen fahren dran vorbei, um auf einem Nebenplatz gegen die Zweitvertretung von Bayern, Wolfsburg oder Schalke anzutreten. Florian Trinks hat irgendwo zwischen den Extremen seinen Platz gefunden. Vor sechs Jahren erzielte er per 28-Meter-Freistoß das entscheidende Tor im Endspiel. Immerhin durfte er bei Werder Bremen Bundesligaluft schnuppern, heute steckt er mit der SpVgg Greuther Fürth eine Klasse tiefer im Abstiegskampf.
Die zentralen Figuren der Mannschaft von Christian Wück, die heute nach dem Titel greift, heißen übrigens Felix Passlack, Constantin Frommann, Daniel Nesseler, Janni Serra oder Erdinc Karakas. Nicht an alle wird man sich 2021 erinnern.
