U21-EM in Polen Gereizte Stimmung nach Pleite gegen Italien

Die deutsche U21 ist mit Ach und Krach in das EM-Halbfinale eingezogen. Trotz der dürftigen Vorstellung lebt der Traum vom Titel.

U21-EM 2017: Wilde Schubserei bei Italien gegen Deutschland
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Wilde Schubserei nach Italiens Führung

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Nach der Zitterpartie gegen Italien wälzte sich Stefan Kuntz im Bett hin und her. "Das Einschlafen war eine Katastrophe. Ich habe irgendwann schon die Vögel zwitschern gehört, bin noch mal aufgestanden und habe eine Runde gedreht", sagte der DFB-Trainer am Tag nach dem dürftigen 0:1 (0:1) gegen die Südeuropäer: "Irgendwann hat es dann aber doch geklappt. Und dann bin ich mit sehr guter Laune aufgewacht."

Grund zur Freude hatte Kuntz allemal. Erst zum vierten Mal steht eine deutsche U21 am Dienstag (18 Uhr/ARD) gegen England in einem EM-Halbfinale. Der letzte Schritt dorthin stimmte allerdings nachdenklich. Nach dem 0:1 durch Federico Bernardeschi (31.) fiel das Team zeitweise auseinander und hatte am Ende auch eine gehörige Portion Glück. "Wir haben es mit einem kleinen blauen Auge geschafft", sagte Kuntz. Wohl wahr: Bei einem weiteren Gegentor wäre das Turnier für die DFB-Elf beendet gewesen.

"Das war eine brutale Konstellation für uns. Wir hätten alles verlieren können. Das ist ein kleiner Schock für eine so junge Mannschaft, wenn man weiß: Wenn du noch einen kriegst, bist du auf einmal raus", sagte Mittelfeldspieler Max Meyer von Schalke 04. Am Ende blieb es beim 0:1, das beiden Teams zum Einzug ins Halbfinale reichte - und doch höchst unterschiedliche Emotionen hervorrief. Während die Italiener nach Schlusspfiff wild jubelten, schlich die deutsche Mannschaft vom Rasen.

In der Kabine ging es dann auch alles andere als fröhlich zu. "Die Stimmung war durchaus gereizt. Weil meine Spieler sehr frustriert waren", sagte Kuntz, dem diese Reaktion gefiel: "Es ist schön, dass die Mannschaft selbstkritisch ist und nicht zufrieden, wie es gelaufen ist. Irgendwann wird sich das legen, weil wir letztendlich im Halbfinale stehen. Das zählt."

Pleite muss aus den Köpfen

In der Tat ist es für Kuntz nun die große Aufgabe, die Niederlage so schnell wie möglich aus den Köpfen zu bekommen, immerhin ist das Finale zum Greifen nah. DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch, der 2009 als Trainer den bislang einzigen U21-EM-Titel geholt hatte, legte den Schalter noch im Stadion um. "Diese Mannschaft ist eigentlich eine andere. Wir haben gesehen, was sie vorher gezeigt hat. Ich bin überzeugt, dass sie das im nächsten Spiel wieder zeigt", sagte Hrubesch.

Dann heißt der Gegner England, so wie im Finale 2009. Damals gewann das DFB-Team 4:0, obwohl die Mannschaft in der Vorrunde sogar nur fünf Punkte geholt hatte, einen weniger als die jetzige U21 in Polen. "Jetzt kommen die K.o.-Spiele, da zählt's", sagte Kapitän Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg), Trainer Kuntz verspürt sogar "weniger Druck" als vor dem Italien-Spiel: "Jetzt geht es wie im Pokal: Hop oder Top."

Und so überwog am Ende dann doch die Freude über das Erreichte. "Ab jetzt heißt es in jedem Spiel: Tod oder Gladiolen", sagte Torhüter Julian Pollersbeck vom 1. FC Kaiserslautern, der als erster seinen Humor wieder gefunden hatte. Was er über den nächsten Gegner England wisse, wurde der Schlussmann irgendwann gefragt. Seine lapidare Antwort: "Die essen zum Frühstück Ham und Eggs."

(sid)
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