Die Überraschung hielt sich in Verband und Öffentlichkeit in Grenzen. Schon unmittelbar nach dem Gewinn des Weltmeistertitels hatte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach betont, dass es keine Anzeichen für etwaige Amtsmüdigkeit gebe. Löw hat auch nach dem 1:0-Finalsieg über Argentinien noch Ziele. Er hat die Mannschaft, die nun Weltmeister wurde, in den vergangenen zehn Jahren maßgeblich geformt. Die Entwicklung ist trotz des Rücktritts von Kapitän Philipp Lahm nicht abgeschlossen. Und Löw kann sich bei der Europameisterschaft in Frankreich in zwei Jahren endgültig unsterblich machen. "Die WM", sagte er, "war für mich ein Höhepunkt, sie war aber noch kein Abschluss."

Vor der WM hatte sich das noch ein wenig anders angehört. Das aber bekam in Deutschland niemand mit. In einem Gespräch mit "Schweiz am Sonntag" hatte er auf die Frage, ob er als Weltmeister aufhören würde, erklärt: "Das weiß ich nicht. Gut möglich. Nach zehn Jahren kann ich mir auch vorstellen, dass ich mal gerne wieder einen Verein trainieren möchte." Der DFB verweigerte die Autorisierung dieser Passage, sie wurde aus dem Interview gestrichen.

Unterdessen hat Löw offenbar gespürt, wie viel Potenzial in seiner Mannschaft steckt. Und er hat sicher wieder festgestellt, wie sehr ihm der Job gefällt, wenn er mit dem Team arbeiten kann. "Ich fühle mich gut, wenn ich meine Spieler auf dem Platz habe", sagte er schon nach ein paar Tagen im Campo Bahia. Und den Mitarbeitern der DFB-Internetseite erklärte er: "Ich kann nur sagen, dass ich mich unglaublich auf die nächsten Wochen und Monate freue. Ich bin motiviert wie am ersten Tag."

Tatsächlich hat bereits die Vorbereitung auf die EM-Qualifikation begonnen. Am 3. September spielt die DFB-Auswahl bei der Endspiel-Revanche in Düsseldorf gegen Argentinien. Und vier Tage darauf gibt es in Dortmund das erste Pflichtspiel der Saison gegen Schottland. "Ich habe Ideen", versicherte Löw, "jeder darf sicher sein, dass wir für alle Fragen gute Lösungen finden."