Schlammschlacht der Fußball-Bosse Zwanziger kritisiert Niersbach und Hoeneß

Köln · Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger rechnet weiter mit seinen ehemaligen Weggefährten ab. In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" kritisierte Zwanziger nun auch die Arbeitsweise des neuen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und hierbei vor allem dessen angeblich halbherziges soziales Engagement.

Theo Zwanziger – DFB-Präsident, Gladbach-Sympathisant, Sportfunktionär
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Das ist Theo Zwanziger

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"Mir ist aufgefallen, dass mein Freund und Nachfolger Wolfgang Niersbach mir zu schnell und zu oft die Rückkehr des DFB zum Kerngeschäft betont hat", sagte Zwanziger: "Kerngeschäft? Man kann mir ja vorwerfen, dass ich ein Sozialromantiker bin. Dieser Vorwurf wäre aber nur dann despektierlich, wenn ich gleichzeitig die Nationalmannschaft, die Nachwuchsförderung oder den Amateurfußball vernachlässigt hätte. Meine Botschaft ist aber, dass man beides tun muss: den sportlichen Bereich stark halten und sich der gesellschaftlichen Verantwortung stellen."

Auschwitz-Besuch zu schnell abgetan

Weiter kritisierte Zwanziger, dass der Besuch der Gedenkstätte in Auschwitz vor der Europameisterschaft "zu schnell abgetan" worden sei: "Wer etwas Soziales macht, sollte das tun, weil er sich wirklich verpflichtet fühlt. Das muss man sichtbar machen. Das ist vor allem Sache des Präsidenten."

In anderen Bereich warf der 67-Jährige Niersbach indirekt Untätigkeit vor. "Wir haben dreimal in der Ukraine gespielt. Dort gibt es Stätten wie Babij Jar, wo 1941 mehr als 33.000 Juden von der Wehrmacht getötet wurden. Dort hätte man doch einen Kranz niederlegen können", sagte er. "Oder warum nicht ein Treffen mit den Klitschkos, die ja in der politischen Opposition der Ukraine tätig sind. Doch das geschah nicht. Darum hatte ich das Gefühl, dass der innere Antrieb fehlte, ein so wichtiges Zeichen wie den Auschwitz-Besuch wirklich glaubwürdig zu machen."

"Hoeneß hat mich maßlos enttäuscht"

Auch Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß, der schon in der Autobiografie "Die Zwanziger Jahre" kritisiert worden war, wurde von Zwanziger wieder gerügt. "Er hat mich maßlos enttäuscht, vor allem im internationalen Bereich mit pauschalen Sprüchen der Kategorie 'Alle sind korrupt' und 'Ich weiß alles besser' und des gleichzeitigen Fehlens der Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen", erklärt er.

"Er hatte das Angebot, statt mir in die Exekutive des Weltverbandes zu gehen. Das hat er abgelehnt. Darum haben mich all seine Äußerungen so enttäuscht. Er ist ein Mann, der unglaublich viel geleistet hat im Fußball. Er nutzt seine Bekanntheit aber leider nicht dazu, Gräben zuzuschütten, sondern er reißt sie auf."

Zwanziger hätte Hoeneß oder Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gern in der Fifa gesehen: "Aber das wollten sie nicht. Da muss ich sagen: Nur in den Talkshows die Sprüche raushauen, langt auf Dauer nicht."

Hoeneß: "Zwanziger kein guter Präsident"

Hoeneß hatte die aus dem Buch bekannt gewordenen Angriffe am Samstagabend harsch gekontert. "Dass Theo Zwanziger kein guter Präsident war, wusste ich schon lange. Dieses Buch wird ihn nach seinem mehr als peinlichen Rücktritt in die Isolation treiben", sagte er. Rummenigge betonte: "Letzte Woche habe ich Louis van Gaal nicht verstanden, diese Woche verstehe ich Theo Zwanziger nicht. Das sind Indiskretionen. Ein DFB-Präsident müsste diskret damit umgehen und das nicht in der Öffentlichkeit kundtun."

Zwanziger hatte den Rekordmeister einen "Zirkus" und einen "Verein mit den vielen Besserwissern" genannt. Hoeneß sei ein Macho, der "einfach keinen Respekt" kenne.

(sid)
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