Lahm, Stanislawski und Co. Wenn Fußballer Unternehmer werden

Düsseldorf · Philipp Lahm ist Teilhaber eines Herstellers von Kosmetikprodukten, Cristiano Ronaldo hat ein Modelabel. Holger Stanislawski betreibt einen Supermarkt – sehr erfolgreich. Andere haben Millionen in den Sand gesetzt.

 Holger Stanislawski betreibt einen Supermarkt.

Holger Stanislawski betreibt einen Supermarkt.

Foto: dpa, chc jai

Philipp Lahm ist Teilhaber eines Herstellers von Kosmetikprodukten, Cristiano Ronaldo hat ein Modelabel. Holger Stanislawski betreibt einen Supermarkt — sehr erfolgreich. Andere haben Millionen in den Sand gesetzt.

Philipp Lahm hat noch bis 2018 einen Vertrag beim FC Bayern München. Dann wird er 34 Jahre alt sein und will seine Karriere als Profifußballer beenden. Schon jetzt arbeitet er eifrig an seiner zweiten beruflichen Laufbahn. Lahm wagt den Schritt ins Unternehmertum und investiert in das bayerische Familienunternehmen Sixtus, einem Hersteller von Fuß- und Körperpflegeprodukten. Seit Anfang des Jahres ist er mit 50 Prozent an der Firma beteiligt, die pro Jahr einen mittleren einstelligen Millionen-Euro-Umsatz macht. "Unsere Vierfachseife kann ich besonders empfehlen", schwärmt Lahm. "Die ist exzellent."

Sein Einstieg in das Traditionsunternehmen ist weit mehr als nur eine Geldanlage. Lahm hat wie kein anderer Spieler in der Branche seine Karriere akribisch geplant. Das hat ihm schon in jungen Jahren das Image eines Strebers eingebracht. Lahm wird geschätzt, nicht geliebt wie ein Bastian Schweinsteiger oder Thomas Müller. Er dürfte das sicher verschmerzen können. Schließlich hat er Ziele. Ehrgeizige Ziele. Sein Job als Fußballprofi bietet ihm den finanziellen Spielraum, um sich auszuprobieren — in München verdient er im Jahr rund zehn Millionen Euro.

"So ist Philipp Lahm"

Durch ein Engagement wie bei Sixtus holt der frühere Kapitän des Nationalteams sich das nötige Rüstzeug, Erfahrung und Wissen, um sich später nahtlos für höhere Aufgaben zu empfehlen: Als Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG zum Beispiel. "Ich habe den Ansporn, etwas anderes zu machen", sagt er. "Und will bis zum Karriereende Erfahrungen gesammelt haben." So viel Ehrgeiz überrascht selbst die Bosse an der Säbener Straße. "Dass sich ein Mensch ein paar Jahre im Voraus Gedanken zu seinem Rücktritt macht, fand ich erstaunlich. Aber das ist Philipp Lahm", sagt der amtierende Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. "Offensichtlich ist er ein Mensch, der seine Karriere extrem vorausschauend plant."

Lahm muss indes bei seiner Ausbildung auch Rückschläge verkraften. Eine geplante Übernahme des Sportartikelherstellers Bogner durch ihn und eine Investorengruppe ist unlängst geplatzt.

Einen ähnlichen Weg wie nun Lahm ist einst auch Uli Hoeneß gegangen. Der jahrzehntelange Manager des deutschen Rekordmeisters musste seine Profkarriere bereits mit 27 beenden. 1985 gründete er in Nürnberg eine Wurstfabrik, die er zu einem millionenschweren Unternehmen aufgebaut hat - mittlerweile werden täglich bis zu vier Millionen Hoeneß-Würstchen verkauft.

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Ronaldo und die Unterwäsche

Sportler schließen mit Firmen in der Regel Vereinbarungen ab, um Geld zu verdienen. Doch immer mehr kreieren gleich selbst eine eigene Marke. Der Portugiese Cristiano Ronaldo firmiert unter "CR7". Die Offensivkraft von Real Madrid vertreibt eine eigene Unterwäsche-Kollektion, Schuhe, Hemden und, und, und. In ähnlichen geschäftlichen Sphären ist auch das Gesamtkunstwerk David Beckham unterwegs. Längst ein globaler Name mit der Kraft, damit Millionen umzusetzen.

Ein paar Nummern kleiner ist das Geschäftsmodell von Holger Stanislawski. Der Ex-Trainer (unter anderem St. Pauli und 1. FC Köln) betreibt mit dem Ex-Spieler Alexander Laas (HSV) im noblen Hamburg-Winterhude einen Supermarkt. Gerald Asamoah (Schalke 04) ist Mitgründer von Bside-Me. Das Startup entwickelt Apps, mit denen Prominente den Kontakt zu ihren Fans optimieren können.

Der gebürtige Mönchengladbacher Marcell Jansen hat vor wenigen Tagen mit 29 Jahren seine Karriere beim HSV beendet. Sein neues Projekt: Als Investor gründete er bereits Anfang des Jahres mit fünf Freunden das Modelabel "Gymjunky", einen Onlineshop für Fitnesskleidung. Viele Kollegen bleiben deutlich enger bei ihrer Kernkompetenz und eröffnen Fußballschulen. Michael Rummenigge (früher Borussia Dortmund) hat so eine und ist damit gut im Geschäft.

Bauherrenmodell wird Profis zum Verhängnis

Doch nicht immer klappt es so galant mit dem Rollenwechsel. Viele Fußballer sind bei dem Versuch, auf große Geschäftsmänner zu machen, gehörig auf die Nase gefallen. In den 1980er-Jahren sind besonders viele von ihnen auf das so genannte Bauherrenmodell reingefallen. Selbst so helle Köpfchen wie Ewald Lienen hatten sich Immobilien aufschwatzen lassen, die nichts brachten außer ein dickes Minus auf dem Konto. "Ich bin ein Opfer meiner eigenen Naivität in finanziellen Dingen geworden, die mich nie interessierten", hat Lienen einmal gesagt. Der Vorzeige-Intellektuelle auf Linksaußen hat sich von dieser Erfahrung wieder berappeln können. Eike Immel dagegen hat noch immer an den Folgen seiner geschäftlichen Fehlentscheidungen zu knabbern. Selbst ein Ausflug in ein australisches Dschungelcamp unter Dauerbeobachtung des TV-Senders RTL konnte ihm nicht helfen. Immel musste schon einmal Privatinsolvenz anmelden.

Entscheidend ist eben nicht nur auf dem Platz. Lahm hat das früher als viele andere verstanden.

(RP)
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