Gefahrenabwehr in NRW Polizei schleust V-Leute in Fanszene ein

Düsseldorf · Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat in den Jahren 2008 bis 2012 sogenannte V-Leute in die Fußballfanszene geschleust. Mindestens zehn Fans haben in dieser Zeit als verdeckte Informanten für die Polizei in NRW gearbeitet.

 NRW-Innenminister Ralf Jäger bestätigte den Einsatz von V-Leuten in der Fanszene.

NRW-Innenminister Ralf Jäger bestätigte den Einsatz von V-Leuten in der Fanszene.

Foto: dpa, Daniel Naupold

Innenmister Ralf Jäger (SPD) verteidigte die Maßnahme. Die Polizei sei zur Abwehr von Gefahren sowie zur Verhütung von Straftaten verpflichtet, erklärte Jäger. "Die Maßnahmen richten sich ausschließlich gegen Personen, die gravierende Gefahren verursachen oder künftig schwerwiegende Straftaten begehen." In welchen Stadien und Fangruppen die V-Leute im Einsatz waren und sind, wollte das Ministerium aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgeben. Die Enttarnung dieser Personen könnte laut Sicherheitsbehörde konkrete Gefahren für ihr Leben haben.

Theo Kruse, Innenexperte der CDU-Landtagsfraktion, hält den Einsatz von verdeckten Informanten in der Fanszene für gerechtfertigt. "Gerade vor dem Hintergrund, dass die Fanszene einiger Fußballclubs zunehmend auch von Rechtsradikalen unterwandert wird, ist der Einsatz von V-Leuten nicht unverhältnismäßig", sagte Kruse unserer Redaktion.

"Wer den Einsatz von V-Leuten in diesem Zusammenhang für problematisch hält, muss erklären, mit welchen weniger bedenklichen Mitteln er das Innenleben krimineller Gruppierungen erforschen will." Bernhard Witthaut, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagte, die Zusammenarbeit mit "kooperationsbereiten Personen" sei ein "gängiges Mittel, an Informationen zu kommen".

Fanvertreter reagieren entsetzt

Fanvertreter reagierten entsetzt auf das Vorgehen der Polizei in NRW. "Der Erfolg von V-Leuten darf nach Pleiten, Pech und Pannen im Zusammenhang mit der NSU bezweifelt werden. Es kann nicht sein, dass Fußballfans mit Terroristen und organisierten Kriminellen gleichgesetzt werden", sagte Philipp Markhardt, Sprecher der Organisation "Pro Fans." Der 32-Jährige empfindet die Maßnahme als völlig überzogen. "Die Polizei verfügt bereits durch szenekundige Beamte über ausreichend Informationen. Es ist einfach unglaublich, wie eine Gruppe im Stadion unter einen Generalverdacht gestellt wird. Es ist eine neue Qualität, dass Fußballfans präventiv bespitzelt werden."

Immer wieder ist es in den vergangenen Monaten rund um Fußballstadien im Land zu Straftaten gekommen. Vor allem Ultra-Gruppierungen hatten immer wieder Bengalos und anderes pyrotechnisches Material auf den Rängen gezündet. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat prompt reagiert und ein neues Sicherheitskonzept beschlossen. Das Papier "Sicheres Stadionerlebnis" wurde mit großer Mehrheit von den 36 Profiklubs der ersten und zweiten Liga verabschiedet. Darin ist unter anderem vorgesehen, die Polizei bei der Täter-Ermittlung noch effizienter zu unterstützen und Sicherheitskontrollen zu verbessern.

(RP/seeg)
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