Eintracht Frankfurt: Führungskrise eskaliert immer mehr Präsident Rolf Heller droht mit Rücktritt

Frankfurt/Main (dpa). Die Führungskrise beim Fußball- Bundesligisten Eintracht Frankfurt eskaliert immer mehr. Mit der Rücktritts-Drohung von Präsident Rolf Heller haben die Querelen in Präsidium und Verwaltungsrat des abstiegsbedrohten und mit rund zehn Millionen Mark verschuldeten Traditionsclubs eine neue Dimension erreicht. Nach Informationen des Radiosenders FFH soll der seit 1996 amtierende Präsident bereits auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger sein. Nach monatelangen Machtkämpfen mit dem Verwaltungsrat sei Heller zu der Überzeugung gekommen, dass er in Frankfurt nicht mehr den besten Ruf genieße, hieß es. Heller, der Mitte der Woche einen geplanten Urlaub abgesagt hatte, war am Sonntag nicht erreichbar. Der 56-Jährige war in den vergangenen Wochen wegen offensichtlicher Führungsschwäche, für die Finanzmisere und als bezahlter sportlicher Leiter für den sportlichen Niedergang Verantwortlicher, immer mehr in die Schusslinie geraten.

Eintracht-Schatzmeister Rainer Leben, Mitglied des vierköpfigen Präsidiums, gab sich am Sonntag überrascht über den Schritt seines Präsidenten, mit dem er am Freitag noch ein Zwei-Stunden-Gespräch über die prekäre wirtschaftliche Lage und deren Bewältigung geführt habe. Leben: "Sicher wirkte Heller bedrückt, aber wir haben noch die notwendigen Maßnahmen festgelegt und uns darauf verständigt, diese harten Zeiten gemeinsam durchzustehen. Die Eintracht hat ein funktionstüchtiges Präsidium und einen funktionstüchtigen Verwaltungsrat als Kontrollorgan." Dieses habe auch das nach "kontroversen Diskussionen" erarbeitete Konzept des Präsidiums zur "Restrukturierung" des hoch verschuldeten Vereins abgesegnet.

Mutmaßungen Frankfurter Medien, er plane zusammen mit dem am Dienstagabend wegen "unterschiedlicher Auffassungen" zurück getretenen Verwaltungsratsmitlied Erst Maul und dem Verwaltungsrat- Vorsitzenden Bernd Ehinger eine "feindliche Übernahme" des Clubs, bezeichnete der von Maul im Oktober 1999 in das Schatzmeister-Amt gehievte 43-jährige Unternehmensberater als "absurde und abstruse Spekulationen". Leben: "Ich werde doch nicht in selbstmörderischer Absicht meine eigenen Rettungspläne torpedieren." Zu Vorwürfen, er habe aussichtsreiche Verhandlungen mit der Deutschen Städte Marketing (DSM) über den Abschluss eines 10-Millionen-Vertrages zur Eintracht- Sanierung platzen lassen, sagte Leben: "Diese Summe liegt signifikant unter dem eigentlichen Wert der Eintracht."

Nach dem Radio-Bericht soll Leben Hellers Pläne durchkreuzt haben, eine Auswertung des bisherigen 20-Millionen-Mark-Deals mit der Rechteagentur ISPR zu erreichen. Lebens Konzept ("realitätsbezogen ist es ein Fünf-Jahres-Vorhaben") sieht Verhandlungen mit Finanz- Investoren und Beteiligungen mit "strategischen Partnern" über Investitionen im Marketing-Bereich vor. Zu Vermutungen über mögliche Vertrags-Konstruktionen mit dem umstrittenen Investor "Kinowelt" sagte Leben: "Es gibt derzeit keine Verbindungen zu derartigen Investoren. Wir verhandeln vorrangig mit Finanz-Investoren."

Über die Inhalte wollte der Schatzmeister keine detaillierten Angaben machen. Leben: "Wir haben uns darauf geeinigt, bis zur Mitgliederversammlung am 31. Januar keine Inhalte an die Öffentlichkeit dringen zu lassen." Ob sich Heller dieser brisanten Versammlung im Frankfurter Palmengarten noch stellen wird, wird angesichts seiner Rücktritts-Drohgebärde immer unwahrscheinlicher.

(RPO Archiv)
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