RB legt Vertagsgespräche auf Eis Hasenhüttl stellt Charakter seiner Spieler infrage

Leipzig · Das Thema Champions League ist bei RB Leipzig vom Tisch. Die Vertragsverhandlungen mit Hasenhüttl und Werner sind vertagt. Nach dem desaströsen 2:5 gegen Hoffenheim muss die Europa-League-Teilnahme gerettet werden.

Bedient: RB-Trainer Ralph Hasenhüttl nach der derben Heimpleite gegen Hoffenheim.

Bedient: RB-Trainer Ralph Hasenhüttl nach der derben Heimpleite gegen Hoffenheim.

Foto: dpa, woi soe

Erst vorgeführt und dann auch noch gedemütigt. Das 2:5-Debakel war für RB Leipzig schon schlimm genug, doch dann überraschte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann mit einer Analyse, die für die strauchelnden Sachsen fast wie Spott klingen musste. "Das war ein lauer Sommerkick von uns, das hat mir nicht gefallen", meinte Nagelsmann nach dem klaren Auswärtserfolg, der die Hoffenheimer Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation vergrößerte und Leipzig in den Krisenmodus stürzte.

Wie mussten dann erst die Worte von Ralph Hasenhüttl lauten? Leipzigs Cheftrainer versammelte seine Spieler noch auf dem Platz - und es klang nach einer Wutrede, was Timo Werner und Co. zu hören bekamen. "Wir haben vielleicht ganz nette individuelle Qualität, aber insgesamt als Mannschaft nicht die Qualität, um dort oben zu bestehen", wetterte Hasenhüttl. Die nach 45 Pflichtspielen müden Leipziger schlichen mit hängenden Köpfen davon. Auf Platz sechs abgerutscht, gerät nun sogar die Europa-League-Teilnahme in Gefahr.

In der Pressekonferenz legte Hasenhüttl nach: "Ich möchte den Charakter der Mannschaft sehen. Den Charakter der Zuschauer habe ich heute gesehen." Zumindest einige Spieler übten Selbstkritik. "Ein gebrauchter Tag. Wir haben uns die ersten Gegentore quasi selbst reingehauen", meinte Diego Demme. Keeper Peter Gulácsi betonte: "Über die Champions League zu reden, das können wir jetzt abschließen."

Die Generalkritik kam vom Sportdirektor Ralf Rangnick, der nach 14 Gegentreffern in drei Spielen von einer "wahren Gegentorflut" sprach: "Wir waren letztes Jahr die Mannschaft, die am wenigsten Chancen und Schüsse aufs eigene Tor zugelassen hat. Da sind wir im Moment sehr weit davon entfernt." Resignation machte sich breit bei RB.

"Wenn wir so spielen, werden wir auch die letzten drei Spiele nicht mehr gewinnen", sagte Rangnick. Zugleich legte er alle Vertragsverhandlungen aufs Eis. "Wir haben dem Trainer gesagt, dass wir in den drei Wochen, die wir noch haben, die komplette Konzentration auf den drei Spielen brauchen. Das gilt für alles, auch für Spieler wie Timo Werner oder den ein oder anderen", betonte Rangnick.

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Eine Halbzeit reichte den Sinsheimern, um vor 41 780 Zuschauern in der Red Bull Arena dank der Treffer von Mark Uth (17.), Serge Gnabry (35.) Pavel Kadarabek (45.) für die Vorentscheidung zu sorgen. Die eingewechselten Naby Keita (59.) und Dayot Upamecano (88.) brachten mit ihren Treffern zwar Schwung rein, doch erneut Uth (59.) und Lukas Rupp (65.) besiegelten die derbe Pleite der Sachsen.

Diese müssen nun im Kampf um den Europa-League-Startplatz auf Emil Forsberg verzichten. Der Schwede schlug im Laufen mit seinem Arm nach hinten aus, nachdem Florian Grillitsch ihn im Mittelfeld am Trikot festgehalten hatte. Schiedsrichter Tobias Welz zeigte Forsberg (47.) die Rote Karte. "Der Schiedsrichter hätte diese Situation auch verhindern können", sagte Forsberg, der nach Abpfiff in die Kabine des Unparteiischen ging und seine Sichtweise erklärte.

Rangnick warf Grillitsch Schauspielerei vor. "Emil hat den gegnerischen Spieler im Bereich Brust getroffen. Und der gegnerische Spieler hält sich dann eine Minute lang das Gesicht - damit ist alles ausgesagt", klagte der RB-Sportdirektor. Hoffenheims Pendant Alexander Rosen meinte nur: "Spätestens mit dem Platzverweis war klar, dass wir den Platz als Sieger verlassen werden."

Für die Hoffenheimer ist nach dem Aus in der Gruppenphase der Europa League im Dezember rechtzeitig die Doppelbelastung weggefallen. Das hat man auch auf dem Platz gesehen. "Die Leichtigkeit ist wieder zu uns gekommen", sagte Rosen. Er gab aber auch zu, dass "ein, zwei individuelle Wackler bei den Leipzigern dazu geführt haben, dass die Dominanz in dem Spiel zu unseren Gunsten gekippt ist".

Coach Nagelsmann bleibt Realist, auch wenn die Ausgangsposition als Fünfter drei Spieltage vor Saisonende deutlich besser aussieht. Und Borussia Dortmund im letzten Spiel in Hoffenheim antritt: "Jetzt hängt es von den drei Spielen ab, ob wir noch neun Punkte holen können, wenn wir weniger holen, wird es schwer." Verteidiger Kevin Vogt betonte: "Wenn wir unsere Leistungen jetzt nochmal so kontinuierlich bringen wie in den letzten sechs, sieben Wochen, dann bin ich guter Dinge, dass wir nächste Saison Europa spielen."

(dpa)
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