Schwalbe gegen Schalke Wern-Air

Leipzig/Düsseldorf · Nach dem Leipziger 2:1 gegen Schalke gibt es nur ein Thema: die Schwalbe von RB-Stürmer Timo Werner.

RB Leipzig: Timo Werner erhitzt mit Schwalbe die Gemüter
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Werner erhitzt mit Schwalbe die Gemüter

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Foto: dpa, woi

Nur 19 Sekunden brauchte die Partie zwischen Leipzig und Schalke 04, um Diskussionsstoff für eine ganze Woche zu liefern. Leipzigs Stürmer Timo Werner war Naldo davongelaufen, wurde vom Innenverteidiger leicht an der Schulter gezogen, machte drei Schritte, lupfte den Ball sowohl am entgegenstürmenden Torhüter Ralf Fährmann als auch am Tor vorbei und sank dann theatralisch zu Boden. Schiedsrichter Bastian Dankert pfiff Elfmeter und zeigte Fährmann die Gelbe Karte. Die Zeitlupe entlarvte Werner als Schauspieler.

Dem 20-Jährigen war es egal, er schnappte sich den Ball und verwandelte zum frühen 1:0. Dass Leipzig sich in der Folge einen 2:1-Sieg erarbeitete, interessierte nach Abpfiff nur noch am Rande. "Das ist zum Kotzen, direkt am Anfang so ein Bein gestellt zu bekommen. Ich muss aufpassen, dass ich morgen keinen Herpes habe, wenn ich aufwache", schimpfte Fährmann bei Sky.

Seit der Szene läuft eine Diskussionsrunde, in der es mal wieder um Moral im Fußball geht. Die Gretchenfrage: Wer trägt mehr Schuld? Werner oder Dankert? Alle Beteiligten kamen zu Wort, am Ende war aber niemand in Fußballdeutschland schlauer als zuvor.

Zunächst bekannte sich Werner nach Ansicht der TV-Bilder im Interview semi-schuldig: "Es tut mir leid, dass es nach einer Schwalbe aussieht", sagte der Stürmer. Fährmann habe ihn zwar nicht berührt, Naldo hätte ihn aber aus seinem Laufrhythmus gebracht. Gestern morgen besann sich der Ex-Stuttgarter dann doch noch auf die Rolle als ertappter Sünder. "Natürlich sieht es dann nicht nur nach einer Schwalbe aus, sondern es ist eine - Punkt", sagte Werner.

Die Schalker Akteure luden ihren Frust ohnehin eher beim Unparteiischen ab. Fährmann und Kapitän Höwedes attestierten Werner, er habe direkt nach der Aktion zugegeben, dass der Torhüter ihn nicht berührt habe. "Ich habe dem Schiri gesagt, dass von Fährmann kein Kontakt ausging, sondern dass ich den Kontakt von Naldo gespürt habe", sagte Werner: "Ich glaube, er hat es in der Hektik überhört."

Dankert schilderte seine Version so: "Es hat kein Gespräch zwischen mir und Timo Werner stattgefunden. Ich habe Werner vor dem Elfmeter gefragt: Was war denn? Aber da kam nichts und dann habe ich den Elfmeter ausführen lassen." Das Zupfen von Naldo stufte Dankert anders als das vermeintliche Einsteigen von Fährmann als "nicht strafstoßwürdig" ein.

Dankerts Rolle in der Szene ist im besten Fall unglücklich, auch wenn er sich hinterher für die Fehlentscheidung entschuldigte. Schon beim klaren Hand-Tor von Hannovers Leon Andreasen im Jahr 2015 gegen den 1. FC Köln hatte sich der Schiesdsrichter aus Rostock eine fatale Fehlentscheidung geleistet. Damals hatte er Andreasen trotz aller Proteste überhaupt nicht gefragt, am Samstag tat er das bei Werner offenbar nur halbherzig. "Bei Leipzig und auch bei uns war hohes Tempo im Spiel - anscheinend zu viel für ihn", ätzte Schalke-Trainer Markus Weinzierl Richtung Dankert.

Der Fall Werner(s) unterstützt jedenfalls die Befürworter des Videobeweises, der ab der kommenden Saison in der Bundesliga getestet wird.

Eine Strafe vom Deutschen Fußball Bund muss Werner aller Voraussicht nach nicht fürchten. Bis gestern Abend leitete der DFB keine Ermittlungen ein und wertete die Situation als Tatsachenentscheidung.

(erer)
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