Leipzig-Stürmer Timo Werner erwartet auf Schalke ein Spießrutenlauf

Leipzig/Berlin · Timo Werner muss sich im Spiel bei Schalke 04 auf Pfiffe und Anfeindungen einstellen. Er dürfte von den Schalke-Fans bei jedem Ballkontakt an seine Schwalbe aus dem Hinspiel erinnert werden.

 Timo Werner wird auf Schalke kein leichtes Spiel haben.

Timo Werner wird auf Schalke kein leichtes Spiel haben.

Foto: afp

Werner hat seit ein paar Monaten Übung darin, Spott und Anfeindungen an sich abprallen zu lassen. Doch am Sonntag (17.30 Uhr/Live-Ticker) wird wohl alles noch einen Tick extremer sein. Der Nationalstürmer tritt in der Bundesliga bei Schalke 04 an, und weder Fans noch Spieler der Königsblauen haben Werners Schwalbe aus dem Hinspiel vergessen.

Dem 21-Jährigen droht ein Spießrutenlauf - und darauf stellt er sich ein. "Am ehesten Grund, sich über mich aufzuregen, haben noch die Schalke-Fans. Da verstehe ich den Ärger auch ein bisschen", sagte Werner im Interview für "Dein Spiegel" und zeigte sich reuig: "Ich würde es wirklich gern rückgängig machen. Weil es nicht richtig war."

Gellendes Pfeifkonzert bei jeder Ballaktion?

Einfluss auf sein Spiel hätten aber weder die Vorgeschichte noch das Verhalten der gegnerischen Fans, betonte Werner: "Im Spiel blende ich das eh alles aus und es stört mich nicht." RB-Trainer Ralph Hasenhüttl ist sich sicher: "Er will zeigen, dass er sportlich nur schwer zu stoppen ist. Ich bin überzeugt, dass wir einen Timo Werner in Topform sehen werden."

Das kann man, muss man aber nicht glauben. Sicherlich: Mit 16 Ligatoren und dem Länderspieldebüt im März strotzt Werner nur so vor Selbstbewusstsein, und die Anfeindungen der vergangenen Monate haben ihn abgehärtet. Doch auf Schalke dürfte jeder Ballkontakt von Werner mit einem gellenden Pfeifkonzert begleitet werden.

Schwalbe aus dem Hinspiel hallt nach

"Mit Jubelstürmen sind wir noch nirgends empfangen worden, dementsprechend wird das sicher auch auf Schalke nicht so sein", sagte Hasenhüttl bewusst allgemein gehalten: "Aber ich hatte auch noch nie das Gefühl, dass uns das daran gehindert hätte, eine gute Leistung zu bringen. Also stört uns das nicht." Das gelte auch für Werner: "Er wird versuchen, für uns Tore zu erzielen. Das ist das Wichtigste für ihn."

Trotz der vielen Treffer ist das Image des früheren Stuttgarters noch immer von seiner Schwalbe negativ geprägt. Am jenem 3. Dezember des vergangenen Jahres wird er bei einem Konter leicht von Gegenspieler Naldo an der Schulter gezupft. Doch Werner fällt erst später, als er sich den Ball zu weit an Torhüter Ralf Fährmann vorbei legt. Ohne, dass Fährmann ihn berührt hätte.

Ob Werner anschließend tatsächlich bei Schiedsrichter Bastian Dankert klar und deutlich gesagt hat, dass der Schalker Torwart ihn nicht gefoult habe, ist bis heute unklar. Fakt ist: Werner verwandelte den unberechtigten Elfmeter, Leipzig gewann, Werner entschuldigte sich erst einen Tag später - und das auch eher halbherzig.

Unterstützung durch Ilkay Gündogan

Seitdem ist Werner bei manchen Fußballfans ein Rotes Tuch, jede umstrittene Aktion wird dem Jung-Nationalspieler negativ ausgelegt. Selbst bei der Darts-WM in London waren beleidigende Sprechchöre über den Aufsteiger der Saison zu hören. Ilkay Gündogan sprang seinem Nationalmannschafts-Kollegen via Twitter zur Seite: "Fehler gemacht - ja. Aber langsam sollten einige 'Fans' ihren Umgang mit Timo Werner mal kritisch überdenken."

Die Leipziger Verantwortlichen betonen immer wieder, dass andere Spieler in ähnlichen Situationen deutlich weniger am Pranger stünden. Werner muss in diesem Fall wohl auch für die generelle Ablehnung vieler Anhänger gegenüber dem Projekt RB bezahlen.

(sid)
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