DFB-Präsident Grindel in die Uefa-Exekutive gewählt

Helsinki · DFB-Präsident Reinhard Grindel ist ins Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sowie ins Council des Weltverbandes Fifa gewählt worden – und das sogar mit Applaus.

Reinhard Grindel - ehemaliger DFB-Präsident
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Foto: dpa, fis jhe

DFB-Präsident Reinhard Grindel ist ins Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sowie ins Council des Weltverbandes Fifa gewählt worden — und das sogar mit Applaus.

Als sein wundersamer Aufstieg in die höchsten Machtzirkel des Weltfußballs perfekt war, stand Reinhard Grindel kurz auf und bedankte sich nickend für den warmen Applaus. "Dieses Vertrauen ist bemerkenswert", sagte der DFB-Chef nach seiner Wahl ins Council des Weltverbandes Fifa und ins Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union, in dem er sogar direkt zu einem der fünf Vizepräsidenten ernannt wurde — der Weltmeister ist wieder wer in den krisengeplagten Verbänden.

"Es ist wichtig, dass der deutsche Fußball in den Gremien wieder eine Stimme hat und in zukunftweisenden sportpolitischen Fragen Einfluss nehmen kann", sagte Grindel, nachdem er im Anschluss an den Uefa-Kongress am Mittwoch in Helsinki zahlreiche Hände geschüttelt und Umarmungen genossen hatte.

Vor allem im Uefa-Exko, in das der 55-Jährige mit 44 von 55 möglichen Stimmen für vier Jahre gewählt wurde, steht im September 2018 eine wegweisende Entscheidung an. "Natürlich ist das starker Rückenwind für unsere Bemühungen, die EM 2024 in Deutschland austragen zu können", sagte Grindel, der erst vor knapp einem Jahr zum Präsidenten des weltgrößten Fußballverbandes gekürt worden war.

Im Messezentrum im Norden der Stadt wurden insgesamt acht Exko-Plätze vergeben, unter anderem sitzt auch der Türke Servet Yardimci, dessen Heimatland sich ebenfalls um die EM 2024 bewirbt, künftig im Europa-Gremium.

Wie an der DFB-Spitze ersetzt Grindel auch in den mächtigen Dachverbänden Wolfgang Niersbach (66), der im vergangenen Sommer wegen des Sommermärchen-Skandals gesperrt worden und infolgedessen im Dezember von seinen internationalen Ämtern zurückgetreten war. Im Weltverband läuft das Mandat des früheren Bundestagsabgeordneten zunächst bis 2019.

"Es gibt eine Menge Arbeit zu leisten, und wir werden sie in voller Stärke brauchen", sagte Fifa-Präsident Gianni Infantino in Richtung der neuen Council-Mitglieder, die Anfang Mai in Bahrain erstmals zusammenkommen werden. Neben Grindel wurden drei weitere Uefa-Funktionäre per Akklamation in die Fifa entsandt (jeweils aber für vier Jahre).

"Die Uefa hat einen Meilenstein in Richtung von Reformen, Offenheit und Transparenz gesetzt", sagte Grindel, der als "Vize" künftig für den Bereich Governance verantwortlich ist: "Das halte ich für vorbildlich, und ich erwarte, dass das in der Fifa genauso stattfinden wird." Das hohe Fifa-Gehalt (mindestens 300.000 Euro pro Jahr) wird Grindel mit dem Verdienstausfall, den er als DFB-Präsident erhält (80.000 Euro), verrechnen.

"Natürlich geht es für Fifa und Uefa in den kommenden Jahren weiterhin auch um die Rückgewinnung von Vertrauen in die großen Verbände und ihre Akteure", sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball, der aus der Heimat gratulierte. In der finnischen Hauptstadt wurde immerhin ein Anfang gemacht.

Der Kongress segnete eine Reihe von Reformen ab, die Uefa-Präsident Aleksander Ceferin auf den Weg gebracht hatte und die ab dem 1. Juli greifen. Künftig gilt eine Amtszeitbeschränkung von maximal dreimal vier Jahren für die Exko-Mitglieder und den Uefa-Präsidenten.

Zudem können nur noch "aktive" Funktionäre, also (Vize-)Präsidenten und Generalsekretäre der Nationalverbände, ins Exko gewählt werden, in dem die mächtige Klub-Vereinigung ECA zwei Sitze mit Stimmrecht bekommt - einen davon wird wahrscheinlich Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge besetzen, der wie Andrea Agnelli (Juventus Turin) bislang nur kooptiertes Mitglied war.

Alle 55 Uefa-Verbände dürfen sich zudem jeweils auf eine zusätzliche Million Euro freuen, die sofort ausgeschüttet wird. "Die Uefa ist nicht dazu da, um Reichtümer anzuhäufen", sagte Ceferin. Insgesamt setzte die Uefa im Finanzjahr 2015/16 (1. Juli bis 30 Juni) 4,58 Milliarden Euro um und schrieb 102,1 Millionen Euro Gewinn.

(dpa)
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