Streich stinksauer Freiburg wittert nach Derby-Niederlage Verschwörung

Sinsheim · Der SC Freiburg hat das badische Derby mit 1:2 (0:1) bei 1899 Hoffenheim verloren. Danach ging es hoch her - wie schon in den Tagen zuvor.

Aytekins Strafstoß-Entscheidung erzürnt Freiburg
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Aytekins Strafstoß-Entscheidung erzürnt Freiburg

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Foto: dpa, ua hak

Trainer Christian Streich war auf 180, die Profis belagerten den Schiedsrichter - doch es war der Präsident des SC Freiburg, der die Verschwörungstheorien nach der Niederlage im badischen Derby auf die Spitze trieb. Fritz Keller stellte sich nach dem 1:2 (0:1) bei 1899 Hoffenheim vor die Journalisten, holte sein Handy heraus und spielte den Medienvertretern wieder und wieder das Video mit der entscheidenden Szene vor.

"Das ist ein Elfmeter? Wenn das so ist, dann weiß ich nichts mehr, dann habe ich nichts verstanden", kommentierte der Klubchef des Bundesligisten voller Wut die Szene, in der SC-Verteidiger Caglar Söyüncü den Hoffenheimer Kapitän Sebastian Rudy nach Ansicht Kellers eben nicht bei einem Kopfballduell im Strafraum foulte.

Deniz Aytekin (Oberasbach) sah die strittige Situation anders. Der Schiedsrichter gab Strafstoß, TSG-Stürmer Andrej Kramaric sorgte in der 81. Minute vom Punkt für die Entscheidung. Schon in dem Moment war klar, dass die Szene für helle Aufregung sorgen wird - schließlich hatten die Protagonisten auf beiden Seiten im Vorfeld des Duells ihre gegenseitige Abneigung mehrfach bekundet.

Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen hatte die Agressivität der Freiburger als grenzwertig bezeichnet und Streich wegen dessen Emotionalität an der Seitenlinie dafür verantwortlich gemacht. Der Coach des Aufsteigers wies diesen Vorwurf zurück und sprach vom Versuch, eine Kampagne gegen den SC zu starten.

Entsprechend war die Reaktion Streichs nach der unglücklichen Niederlage des Sport-Clubs, bei dem nun drei Heimsiege und vier Auswärtspleiten zu Buche stehen. Der Trainer ging demonstrativ mit ausgebreiteten Armen an der Hoffenheimer Bank vorbei und nickte mit dem Kopf. Danach wurde Streich, der sich zudem Rededuelle mit Hoffenheims zweitem Torschützen Sandro Wagner (34.) und Verteidiger Kevin Vogt lieferte, auch verbal deutlich.

"Wir werden hier als Agressiv-Leader hingestellt. Wir! Freiburg! Unglaublich! Das habe ich erst gar nicht glauben können. Aber ich musste ja reagieren, sonst steht überall, dass wir eine Kloppertruppe sind", polterte Streich und sprach von "Machenschaften", von denen er sich eigentlich nicht provozieren lassen wolle: "Und sowas wird dann am Ende noch belohnt. Hat man sowas nötig? Wie kommt jemand dazu, sowas zu sagen? Und am Ende steht es dann bei den Entscheidungen 0:2 gegen uns."

Mit der zweiten strittigen Szene meinte Streich einen Zweikampf zwischen TSG-Abwehrspieler Ermin Bicakcic und dem Freiburger Torschützen Florian Niederlechner (85.). Dabei reklamierten die Breisgauer, die sich nach dem Treffer des eingewechselten Niederlechner (78.) vor 29.540 Zuschauern auf dem Weg zum ersten Auswärtspunkt der Saison wähnten, erfolglos einen Strafstoß für sich.

Während Streich die Schuld nicht beim Schiedsrichter suchte ("Herr Aytekin ist ein sehr, sehr guter und fairer Schiedsrichter - aber wir sind alle nur Menschen"), sahen das die Profis anders. "Wenn er in der ersten Szene Elfer gibt, muss er ihn bei mir auf jeden Fall auch geben", sagte Niederlechner - seine Teamkollegen Christian Günter und Vincenzo Grifo äußerten sich fast wortgleich.

Am Ende versuchte Rosen die Lage noch zu beruhigen. Doch als der Sportchef der nach wie vor ungeschlagenen Kraichgauer (13 Punkte) erklärte, dass seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen wurden, er nur seine Mannschaft sensibilisieren und niemanden in eine Ecke stellen wollte, war das Kind längst in den Brunnen gefallen.

Am Rande des Spiels war es zu schweren Ausschreitungen gekommen, in deren Verlauf zwei Polizisten und mehrere Fans verletzt wurden.

(dpa)
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