Trainer-Neuling geht in die Provinz Effenberg: "Als Einstieg ist Paderborn eine Top-Adresse"

Palma de Mallorca · Auf Malle wurde sich Stefan Effenberg mit dem Provinzklub aus Ostwestfalen schnell handelseinig: Der 47 Jahre alte Ex-Nationalspieler ist neuer Cheftrainer des krisengeschüttelten Zweitligisten SC Paderborn. Er wurde am Dienstag mit einem Vertrag bis 30. Juni 2017 ausgestattet und soll den Erstliga-Absteiger aus der Krise führen. Die ersten Meriten als Coach will sich Trainer-Novize Effe somit in der Provinz verdienen.

So reagiert das Netz auf Effenbergs Unterschrift in Paderborn
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"Seit einiger Zeit denke ich ernsthaft darüber nach, als Chef-Trainer zu arbeiten. Für den Einstieg in dieses Metier ist Paderborn eine Top-Adresse, was auch die eindrucksvollen Karrieren meiner Vorgänger zeigen", sagte Effenberg nach den Verhandlungen mit Präsident Wilfried Finke und Manager Michael Born auf Mallorca. Der gebürtige Hamburger Effenberg sieht genügend Potenzial: "Der SCP verfügt über viel Qualität im Kader, daraus müssen wir jetzt möglichst schnell ein erfolgreiches Team formen."

Effes Vorbilder

Als Vorbilder dienen ihm dabei die heutigen Bundesliga-Trainer Roger Schmidt (Bayer Leverkusen) und Andre Breitenreiter (Schalke 04) sowie Interims-Coach Andre Schubert (Borussia Mönchengladbach), die allesamt in Paderborn tätig waren. Zuletzt war der 35-malige Nationalspieler Effenberg, der am Mittwochmittag in Paderborn vorgestellt wird und anschließend das erste Training leitet, als Experte bei Sky tätig. Seit 2011 ist er im Besitz der Trainerlizenz.

Glücklich ist der Klub-Präsident. "Die Chemie passt! Stefan Effenberg ist ein erstklassiger Fußball-Experte und heiß auf seine Aufgabe beim SCP. Er wird unserer Mannschaft neues Selbstbewusstsein einhauchen und auch die Fans begeistern", sagte Finke. Er setzt darauf, dass der einstige Weltstar Effenberg keine Autoritätsprobleme beim SCP haben wird. Finke: "In der aktuellen Situation nach dem Bundesliga-Abstieg, einem großen Umbruch im Team und der Trennung von Markus Gellhaus scheint es uns sinnvoller, einen Coach mit Führungskompetenz und einer Karriere als hochklassiger Spieler zu verpflichten."

Hitzfeld "absolut begeistert"

Stefan Effenberg: Borussia Mönchengladbach, FC Bayern München und der Stinkefinger
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Das sieht auch Effenbergs Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld so. "Ich bin absolut begeistert und total überzeugt, dass Stefan Effenberg auch als Trainer eine große Karriere machen wird", sagte der ehemalige Bayern-Coach Sky Sport News HD über seinen einstigen Schützling.

Bereits gegen Eintracht Braunschweig am Freitag (18.30 Uhr/Live-Ticker) sitzt Effenberg auf der Bank der Ostwestfalen. Schon einmal war "Effe" nach seiner großen Zeit bei Bayern München (1990 bis 1992 und 1998 bis 2002) und dem Champions-League-Triumph 2001 zu einem Provinzverein gegangen: er wechselte 2002 für eine Saison zum VfL Wolfsburg. Auch in der VW-Stadt war Effenberg als großer Weltstar angepriesen worden, ließ allerdings dort seine Bundesliga-Karriere eher ausklingen. Es folgte noch der Abstecher nach Katar zu Al-Arabi Sports, ehe er 2004 seine aktive Karriere beendete.

Effenberg war als Aktiver eine der schillerndsten Figuren im deutschen Fußball, allerdings aufgrund seiner Eskapaden auch höchst umstritten und als "enfant terrible" gefürchtet. Bei der WM 1994 wurde er vom damaligen DFB-Präsidenten Egidius Braun und dem damaligen Bundestrainer Berti Vogts nach der Stinkefinger-Affäre in Dallas aus dem WM-Kader geworfen. Zuletzt geriet Effenberg wegen einer Alkoholfahrt beim Oktoberfest in München in die Schlagzeilen, ihm wurde von der Polizei vorläufig der Führerschein entzogen.

Effenberg war wiederholt bei Klubs als Trainer im Gespräch gewesen, allerdings kam es nicht zu einer Einigung. In der Bundesliga spielte der einstige Mittelfeldstar außer für den FC Bayern und die Wölfe noch für Borussia Mönchengladbach. Nun absolviert er in der 2. Liga seinen Einstieg als Trainer.

Paderborn hatte sich am 6. Oktober von Gellhaus getrennt. Mit lediglich sieben Punkten aus zehn Spielen belegt der Bundesliga-Absteiger in der Tabelle nur Platz 15. Interims-Coach Rene Müller kehrt auf seinen Posten als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums zurück.

Effenberg wird einen jungen Co-Trainer nach Paderborn mitbringen. Der 29-jährige Sören Osterland, der aktuell die U19-Nationalmannschaft von Ungarn betreut, ist der jüngste Coach, der die Ausbildung als Fußballlehrer in Deutschland abgeschlossen hat.

(sid)
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