Schiedsrichterin tritt zurück Kurtes rechnet mit DFB, Uefa und Fifa ab

Marija Kurtes, die deutsche Schiedsrichterin des Jahres 2014, hat ihren Rücktritt erklärt und gleichzeitig die Fußball-Verbände heftig kritisiert. Die 28-Jährige führte als Hauptgrund für ihren Schritt "strukturelle und personellen Probleme" beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sowie dem Weltverband Fifa an.

 Marija Kurtes ist als Schiedsrichterin zurückgetreten.

Marija Kurtes ist als Schiedsrichterin zurückgetreten.

Foto: Olaf Staschik

Die gebürtige Düsseldorferin, die im Jahr 2012 zur Fifa-Schiedsrichterin aufgestiegen war, bemängelte zudem fehlende Transparenz in den Entscheidungsstrukturen sowie das Fehlen von klaren Verantwortlichkeiten und Ansprechpartnern bei den Verbänden.

"Entscheidungen und Handlungen sind nicht nachvollziehbar, sondern an einzelne Personen gebunden, welche sich nicht verstecken können. Dadurch werden gefühlte Ungerechtigkeiten immer wiederkehren und nie bereinigt", schrieb Kurtes in einem Brief, den sie bei Facebook veröffentlichte.

Liebe Leute, vor 2,5 Wochen habe ich für den Schiedsrichterbereich, in dem ich mich jetzt befinde, meinen Rücktritt...

Weiter schreibt sie: "Es fehlt an einer gelebten Fehlerkultur. Fehler passieren und gerade in unserem 'Hobby' gehören sie dazu! Gut so, denn sie sind unsere Chance für Veränderungen, Verbesserungen, wenn man denn möchte. Doch ich habe nicht das Gefühl, dass hier aus Fehlern gelernt wird — sonst würde sich etwas ändern — zumindest an der internen Behandlung."

Bekanntheit erlangte Kurtes, als sie im April 2015 im EM-Qualifikationsspiel der U19-Juniorinnen zwischen England und Norwegen einen Regelverstoß beging. In der Nachspielzeit hatte die Schiedsrichterin beim Stand von 2:1 für die Norwegerinnen auf Foulelfmeter für England entschieden. Der Strafstoß wurde verwandelt, doch eine englische Spielerin war zu früh in den Strafraum gelaufen. Statt den Elfmeter wiederholen zu lassen, wie es die Regeln vorsehen, entschied Kurtes auf indirekten Freistoß für Norwegen. Die Uefa entschied daraufhin zum ersten Mal in der Geschichte des Verbandes, wegen des Fehlers einige Minuten eines Spiels wiederholen zu lassen.

Auch dazu äußert sich Kurtes in ihrem Post: "Eine ganz wichtige Lektion habe ich im letzten Jahr durch den Fall mit dem Regelverstoß gelernt: Der 'wahre' Fehler war nicht der Regelverstoß, sondern dass ich mir nach dem Spiel für drei Tage die Selbstbestimmung habe nehmen lassen und nicht direkt nach Hause bin", schreibt Kurtes.

Der Abschied sei ihr "sehr schwer gefallen, weil viel Herzblut und Menschen damit verbunden sind", heißt es weiter: "Was in diesem Fußballballett geschieht, entspricht nicht meinen Überzeugungen."

Für ihre Entscheidung erhielt Kurtes viel Zuspruch. "Respekt und Daumen hoch. Das ist die Marija, die ich kenne", schreibt ein User unter den Post. Ein anderer meint: "Der Fußball verliert immer mehr seine Gesichter die den eigentlichen Sport vermitteln. Marija Du hast meinen größten Respekt!"

(sid)
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