Ex- Fifa-Präsident tritt nach Blatter kritisiert DFB für Umgang mit Affäre um WM-Vergabe

Basel · Der frühere Fifa-Präsident Joseph S. Blatter hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) für dessen Umgang mit dem Skandal um die Vergabe der WM 2006 kritisiert. "Wenn der größte Sportverband der Welt nicht imstande ist, seine eigenen Probleme intern zu lösen, dann stimmt doch etwas nicht mehr. Ganz ehrlich", sagte Blatter bei einer Podiumsdiskussion an der Universität Basel.

Die Fifa und ihre Figuren im Korruptionssumpf
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Foto: dpa, pbk hm

Dass sich der DFB für die Aufarbeitung an die Wirtschaftskanzlei Freshfields wandte und diese ihren Untersuchungsbericht öffentlich machte, scheint Blatter nur schwer nachvollziehen zu können. "Sie geben einer Firma - außerhalb des Fußballs - ein Mandat, und sagen ihr: 'Bitte, erstellt uns einen Bericht.' Und sie vergessen zu sagen, dass dieser Bericht vertraulich ist", sagte der 80-Jährige, der während der Gesprächsrunde mit Studenten immer wieder von zum Teil lautstarken Demonstranten unterbrochen wurde.

Von der dubiosen Millionenzahlung, die 2002 aus Deutschland über den Umweg eines Beckenbauer-Kontos nach Katar floss, wollte Blatter erneut keine Kenntnis gehabt haben. "Ich weiß nicht, was mit dem Geld passiert ist", sagte der für sechs Jahre gesperrte Schweizer.

In der Version der Macher im damaligen WM-Organisationskomitee dienten die umgerechnet 6,7 Millionen Euro, die am Ende mutmaßlich direkt an den inzwischen längst gesperrten Skandal-Funktionär Mohamed bin Hammam (66) gingen, als Vorleistung, damit der DFB vom Weltverband Fifa einen Zuschuss in Höhe von 170 Millionen Euro bekommt. In der Freshfields-Untersuchung gaben OK-Mitglieder mehrfach an, Blatter habe mit ihnen über den Zuschuss gesprochen, alles sei verabredet gewesen. "Niemals muss man etwas an die Fifa zahlen, um die WM zu bekommen. Das garantiere ich", sagte Blatter am Freitag.

Derweil kündigte Blatter im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP an, im Prozess um den Korruptionsskandal bei der Fifa in den USA auszusagen. "Wenn man mich braucht, um die Fifa zu verteidigen, stehe ich bereit", so Blatter.

Die Lage der Arbeiter auf den WM-Baustellen in Katar bezeichnete Blatter in Basel als "Schande", mahnte jedoch an, die Kritik nicht nur auf die Fifa zu begrenzen. Deutsche Firmen seien für den Aufbau des Bahnsystems zuständig, "aber die Fifa bekommt die Schlagzeilen. Das ist nicht korrekt."

(sid)
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