Trotz Eröffnung des Strafverfahrens Blatter will Fifa-Präsident bleiben

Zürich/Köln · Der einst allmächtige Joseph S. Blatter klebt auch nach der Eröffnung des Strafverfahrens gegen seine Person weiter auf seinem Thron beim Fußball-Weltverband Fifa. Er wolle Präsident bleiben, betonte der 79-jährige Schweizer am Montag in einer Rede vor den Fifa-Mitarbeitern in Zürich und beteuerte seine Unschuld. Der ebenfalls ins Zwielicht geratene Uefa-Chef Michel Platini rief indes wegen der umstrittenen Annahme von zwei Millionen Franken die Fifa-Ethikkommission an.

Sepp Blatter: 17 Jahre an der Spitze der Fifa
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Foto: dapd, Alessandro Della Bella

Blatter informierte die Fifa-Beschäftigten, "dass er mit den Behörden kooperiere, wiederholte, dass er nichts Illegales oder Unzulässiges gemacht habe, und erklärte, dass er Präsident der Fifa bleiben werde", berichtete Blatters US-Anwalt Richard Cullen am Montag.

Zudem stellte der taumelnde Fifa-Boss nach Angaben seines Rechtsbeistands klar, dass die Zahlung von zwei Millionen Franken an Platini legitim sei. Der jetzige Chef der Europäischen Fußball-Union (Uefa) habe "ein wertvolles Beschäftigungsverhältnis mit der Fifa als Berater des Präsidenten ab 1998" gehabt, berichtete Cullen. Blatter "erklärte den Ermittlern, dass die Zahlungen eine zulässige Vergütung und nicht mehr waren und sie ordnungsgemäß innerhalb der Fifa abgerechnet wurden".

Platini teilte ebenfalls am Montag mit, dass er in der Sache seine Anhörung durch die Ethikkommission beantragt habe. Der Franzose, der bislang als Favorit auf die Nachfolge Blatters galt, erklärte nochmals, die Zahlung 2011 rechtmäßig als Honorar für eine frühere Tätigkeit erhalten zu haben. Die ausgezahlte Summe sei der Restbetrag des vereinbarten Honorars gewesen, "nachdem erste Teilbeträge gezahlt worden waren".

Am vergangenen Donnerstag hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren gegen Blatter wegen des "Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung" sowie eventuell "wegen Veruntreuung" eröffnet, der Fifa-Boss wurde tags darauf als Beschuldigter vernommen. Platini soll von Blatter eine "treuwidrige Zahlung" erhalten haben und sprach als "Auskunftsperson" vor.

Nach SID-Informationen nahm die Fifa-Ethikkommission ihre Ermittlungen zwar unmittelbar nach dem "Blatter-Beben" am Freitag auf - eine mögliche "Schutzsperre" gegen Blatter oder Platini, wie vor der WM 2014 kurzzeitig gegen Franz Beckenbauer verhängt, wurde bislang aber nicht ausgesprochen.

Als Ende Mai in Zürich sieben Fifa-Funktionäre verhaftet worden waren und die US-Anklage gegen insgesamt 14 Personen bekannt wurde, hatte die Ethikkommission noch am gleichen Tag reagiert und elf davon provisorisch für alle fußballrelevanten Tätigkeiten gesperrt.

Blatter hatte am 2. Juni seinen Rücktritt angekündigt, "weil ich die Fifa und den Fußball liebe". Ein Nachfolger soll am 26. Februar 2016 gewählt werden.

(sid)
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