Satirischer Ausblick So wird das Fußballjahr 2017

Otto Rehhagel soll Gladbach retten, Uli Hoeneß hat die Nase voll und Joachim Löw Frisurprobleme. Unser Autor hat genaue Vorstellungen, was 2017 passiert. Ein nicht ganz ernst gemeinter Ausblick.

 Ulie Hoeneß hat spätestens im August genug und kauft RB Leipzig.

Ulie Hoeneß hat spätestens im August genug und kauft RB Leipzig.

Foto: dpa, mbk sab

Januar Darmstadt 98 verliert zum Bundesliga-Auftakt mit 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach. Trainer Torsten Frings wird gefeuert. Michael Ballack soll die Lilien zum Klassenerhalt führen. Präsident Rüdiger Fritsch erklärt: "Ballack war auch als Spieler besser."

Februar Ballack kann wegen dringender Verpflichtungen beim TV-Sender ESPN seinen Job erst Mitte Februar antreten. Seine Mannschaft hat inzwischen gegen Köln (0:1), in Frankfurt (0:1) und gegen Dortmund (0:1) verloren. Ballack lässt an den beiden ersten Trainingstagen die DVD mit seinen größten Erfolgen vorführen. Seine Taktik: "Einfach nachmachen." Hoffenheim wird über diesen Plan nicht informiert, Darmstadt verliert auch dort (0:1).

März Die deutsche Nationalmannschaft gewinnt in Aserbaidschan durch zwei Tore von Thomas Müller mit 2:0. Bundestrainer Joachim Löw vergießt auf dem Flughafen bittere Tränen über den grausamen Reisestress. Die Marketingabteilung des DFB erkundigt sich derweil bei früheren Funktionären der ehemaligen Sowjetrepublik nach dem russischen Wort für Mannschaft. Sie erfährt, dass es "Komanda" heißt und lässt schon mal den Team-Bus für den Confed-Cup in Russland mit dem Schriftzug pinseln. Löw klingt das Wort zu sehr nach Militär, er besteht auf "La Mannschaft", weil es in Frankreich so schön war. Präsident Reinhard Grindel muss vermitteln. Man einigt sich auf Teamgeist - das klingt für Löw "scho' au' wie Philosophie, klar". Zum Glück findet sich keine russische Übersetzung.

April Im Viertelfinale der Champions League scheitert Borussia Dortmund nach Elfmeterschießen an Bayern München. Zum Trost lädt der Münchner Trainer Carlo Ancelotti seinen Kollegen Thomas Tuchel zum Essen ein. Ancelotti ("ich kann fressen wie ein Pferd") bestellt eine Grillhaxe und eine Maß Bier. Tuchel lässt sich zwei Möhren und ein stilles Wasser servieren. Damit spielt er zehn Minuten Dreierkette. Aber das hilft auch nicht mehr.

Mai Die Bayern verlieren im Halbfinale gegen Real Madrid. Das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg in München schießt Karim Benzema. Cristiano Ronaldo ist darüber so beleidigt, dass er nicht mal ein Kabinenfoto seines Sixpacks in die sozialen Medien schickt.

Juni Paris St. Germain geht als Tabellenzweiter in Frankreich in die Sommerpause. Die Quatar Sports Investments holen für 500 Millionen Euro Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar vom Champions-League-Sieger FC Barcelona. Julian Draxler ist schwer verstimmt. Er will zum 1. FC Nürnberg wechseln und dort den Bratwurststand vor der Haupttribüne betreuen. "Der Verein hat mir versichert, dass ich bei einem entsprechenden Angebot gehen kann", sagt er exklusiv der "Bildzeitung". "Scho' au' eine gute Adresse, klar", urteilt Bundestrainer Löw aus dem Confed-Teamquartier in Russland. Draxler ist nicht im Aufgebot, er soll sich nach drei Kurzeinsätzen in der Rückrunde "erst einmal erholen, das wird alles ein bisschen viel, klar" (Löw).

Juli Russland gewinnt den Confed-Cup. Anschließend enthüllt das WDR-Dopingbüro, dass Präsident Wladimir Putin bereits im Mai unter Androhung der Verbannung ins sibirische Exil Niederlagen verboten hat. Fifa-Chef Gianni Infantino und der deutsche WM-Sonderbotschafter Gerhard Schröder loben Putins lupenreine Motivationstechnik. Sie werden von Gazprom mit ihren Familien zu Rundflügen über St. Petersburg eingeladen.

August Uli Hoeneß hat die Nase voll. Meister Bayern München lässt Mitbesitzer Audi und Adidas tüchtig in die Festgeldkasse greifen und kauft RB Leipzig. Das Leistungszentrum baut er zu einem Erholungsheim für gestresste Fußball-Rentner um. Xabi Alonso siedelt als Erster nach Sachsen um. In der Arena spielt nun Bayerns zweite Mannschaft, trainiert von Mehmet Scholl, der beim Einzug in sein neues Büro alle Laptops standrechtlich erschießen lässt. Statt Red Bull gibt's Weißbier, die Bratwürste stellt der Präsident selbst her. "Herrlich", sagt Cheftrainer Ancelotti, "ich kann fressen wie ein Pferd."

September Durch ein 2:0 über Norwegen (beide Tore Müller) sichert die DFB-Auswahl vorzeitig die Teilnahme an der WM in Russland. Trainer Löw verpasst das Spiel, weil er dringend zu seinem Frisör nach Freiburg muss. Darauf hat der Werbepartner Nivea bestanden. Zur Pause lässt Löw sich aus dem Frisörstuhl live in die Kabine zuschalten. Die Spieler verstehen allerdings kein Wort, weil die Trockenhaube zu laut ist. Assistent Marcus Sorg hört die Anweisung: "Die Vier soll scho' au' hoch." Er wechselt daraufhin Teammanager Oliver Bierhoff ein. Das macht nichts, denn Bierhoffs Frisur sitzt auch ohne Trockenhaube. Das findet die Frisör-Innung Essen super. Sie ernennt Bierhoff zum Föhn-Botschafter.

Oktober Eine Reinigungskraft findet im Keller der DFB-Zentrale einen Umschlag mit 6,7 Millionen Euro. Auf dem Umschlag sind die Namen Jack Warner und Franz Beckenbauer durchgestrichen. Beckenbauer erklärt der "Bildzeitung": "Da sieht man mal, dass wir niemanden bestochen haben." Sein Berater Fedor Radmann "könnte bei meinen Kindern, Kindeskindern und dem Kinderhilfswerk schwören, dass ich noch nie etwas von 6,7 Millionen gehört habe". DFB-Präsident Grindel verspricht "lückenlose Aufklärung" und versichert, er habe die Reinigungskraft nicht eingestellt, das müsse sein Vorgänger Wolfgang Niersbach gewesen sein.

November Borussia Mönchengladbach entlässt Trainer Dieter Hecking und holt Otto Rehhagel (79). Manager Max Eberl betont: "Wir müssen Stabilität zurückerlangen - das ist das, was wir verloren haben -, und Ruhe reinbringen." Rehhagel bringt Riegel-Rudi Gutendorf (91) als taktischen Berater mit. Der Erfolg stellt sich unmittelbar ein. Schon im ersten Trainingsspiel kassiert die A-Elf kein Gegentor - unter anderem, weil die B-Elf auf dem Nebenplatz trainiert. Das wiederum ist Teil der Rehhagel-Doktrin: "Am besten spielen wir, wenn der Gegner nicht auf dem Platz ist."

Dezember Die Fifa will die Klub-Weltmeisterschaft künftig mit 24 Mannschaften im Schichtbetrieb spielen. Fifa-Chef Infantino sagt: "Dann haben die Menschen in allen Zeitzonen Livespiele." Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge wettert über die "unzumutbare Kommerzialisierung des Fußballs" und schließt mit einem chinesischen Uhrenhersteller einen Vertrag über zehn Freundschaftsspiele im Januar. Trainer Ancelotti ist begeistert. Er bestellt im Internet schon mal eine Reistafel für vier Personen.

(pet)
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