Darmstadt-Held Wagner legt sich mit Hertha-Fans an — geht's jetzt nach England?

Berlin · Der frühere Herthaner Sandro Wagner hat den Klassenerhalt von Darmstadt 98 in Berlin vorzeitig perfekt gemacht und sich voller Genugtuung mit den Fans seines Ex-Klubs angelegt. In der kommenden Saison zieht es Wagner nach England.

SV Darmstadt 98: Sandro Wagner provoziert Hertha-Fans
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Wagner provoziert Hertha-Fans nach Siegtreffer für Darmstadt

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Foto: dpa, soe hak

Sandro Wagner baute sich vor der Hertha-Kurve auf, klopfte auf das 98er-Emblem auf seiner Brust und legte den Zeigefinger provozierend an den Mund. Voller Genugtuung hatte der Torjäger mit seinem Treffer zum 2:1 (1:1) den Klassenerhalt von Aufsteiger Darmstadt 98 in der Fußball-Bundesliga perfekt gemacht und seinem Ex-Klub Hertha BSC gezeigt, dass er zu Unrecht von Hof gejagt wurde.

"Da sind viele Emotionen dabei. Ich wurde hier nicht so schön weggeschickt", sagte Wagner nach dem Abpfiff und versuchte seinen Jubel vor der falschen Kurve zu erklären: "Das war nicht böse gemeint. Gerade die Ostkurve hat mich unterstützt. Aber oben gab es einige, die mich immer ausgepfiffen haben und meinten, ich sei ein Blinder."

Dass ihm Schiedsrichter Felix Brych (München) für seine Jubel-Posen die Gelbe Karte zeigte und kurz vor Abpfiff nach einer Attacke gegen Herthas Mitchell Weiser sogar mit Gelb-Rot vom Platz schickte, kümmerte Darmstadts neuen Helden nicht sonderlich: "Wir sind eh gerettet. 14 Tore in einer Saison sind auch genug."

Der Gang in die Kabine wurde dann für den Ex-Berliner noch zum Problem. Wütende Hertha-Fans stürmten am Sicherheitsdienst vorbei und wollten dem Stürmer an die Wäsche. Mit einem kurzen Sprint rettete sich Wagner in die Katakomben des Olympiastadions.

"Er hat eine Riesenrunde gespielt und uns mit seinen Toren in diese tolle Situation gebracht", sagte Trainer Dirk Schuster, der sein Glück gar nicht fassen konnte: "Wir können richtig stolz sein, auf das, was wir heute erreicht haben. Das hatten uns vor der Saison nicht viele zugetraut."

Nach wie vor hält sich das Gerücht, dass Wagner zur neuen Saison nach England in die 2. Liga wechselt. Darmstadt will seinem Torjäger keine Steine in den Weg legen. Dies sagte Trainer Dirk Schuster einen Tag nach dem Spiel in der Sport1-TV-Sendung "Doppelpass". "Er hat angedeutet, dass er sich sehr gut vorstellen kann, in England zu spielen", sagte Schuster über seinen Torjäger, der 2009 mit heutigen Superstars wie Manuel Neuer und Sami Khedira U21-Europameister wurde, sich aber im Anschluss nie richtig durchsetzen konnte - weder bei Werder Bremen, dem 1. FC Kaiserslautern oder schon gar nicht bei Hertha BSC.

"Das achte Weltwunder"

Den Darmstädter Spielern war es am Ende egal, sie wollten nach dem Klassenerhalt nur noch feiern. "Das ist das achte Weltwunder", meinte Marcel Heller, der den wichtigen Ausgleichstreffer durch Jerome Gondorf (24.) vorbereitet hatte. "Eine ganz, ganz tolle Sache, für Darmstadt, für die ganze Region", sagte 98-Präsident Rüdiger Fritsch.

Einige Spieler standen noch 30 Minuten nach Spielschluss vor der Kurve des Olympiastadions und feierten mit den 5000 mitgereisten Fans. So richtig hatte keiner am vorletzten Spieltag mit dem Klassenerhalt gerechnet, sogar der Sturz auf Platz 17 war noch möglich.

"Es ist heute für uns eine riesige Erleichterung", meinte Schuster, der nicht wusste, ob noch gefeiert werden soll. "Eigentlich wollten wir mit dem Flieger zurück, Aber vielleicht nehmen wir den Bus, dann können wir genügend Getränken nachholen", sagte Keeper Christian Mathenia.

Der Aufsteiger legte in der Tat eine starke Saison hin. Nicht einmal standen die Lilien in der gesamten Saison auf einen Abstiegsplatz. Und als es gegen Berlin darauf ankam, waren die Hessen nervenstark und schlugen im richtigen Augenblick zu. Selbst Herthas Trainer Pal Dardai musste am Ende anerkennen: "Das sind alles Wettkampftypen. Sie haben heute hier verdient den Klassenerhalt perfekt gemacht."

(seeg/sid)
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