Bundesliga Berndroth geht mit Darmstadt auf "Mission Impossible"

Darmstadt · Ramon Berndroth ist ein Mann für besondere Aufgaben. "Das hat Tradition, unter anderem musste ich im März mal nach China, um Trainer auszubilden", sagte der zum Interimscoach des Bundesligisten Darmstadt 98 beförderte 64-Jährige.

 Ramon Berndroth übernimmt Darmstadt als Interimstrainer.

Ramon Berndroth übernimmt Darmstadt als Interimstrainer.

Foto: dpa, ade wok

Deshalb sei auch "keine Überzeugungsarbeit" nötig gewesen, als Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch am Montag mit einer neuen Mission auf den gebürtigen Mainzer zukam - auch wenn diese extrem schwer werden wird.

Am Samstag (15.30/Live-Ticker) beim SC Freiburg, dann vielleicht noch gegen den übermächtigen FC Bayern und kurz vor Heiligabend bei Hertha BSC: Die abstiegsbedrohten Darmstädter aus dem Keller zu holen, wird für den "Rheinhessen-Bummler" sogar fast zur "Mission: Impossible" - zur unlösbaren Aufgabe.

"Dass wir irgendwie versuchen müssen, ein neues Wir-Gefühl zu schaffen, ist klar", sagte Berndroth, der spätestens zum neuen Jahr wieder abgelöst werden soll: "Und das geht eben nur über die Begeisterung." Enthusiasmus war unter dem entlassenen Norbert Meier zuletzt gänzlich verschwunden.

Mit seiner Erfahrung ist der nominelle Leiter des Nachwuchszentrums deshalb in Darmstadt eigentlich genau der richtige Mann am richtigen Ort. "Ich hatte oft Mannschaften, die waren in der Liga eher die schlechteren", sagte Berndroth: "Da kommst du erst einmal über die Disziplin."

Es sind die "Darmstädter Tugenden", die schon Fritsch in seiner knapp einstündigen Pressekonferenz am Dienstag immer wieder beschworen hat, die das verunsichert wirkende Team wieder zeigen soll. Kampf, Wille, Einsatzbereitschaft - damit gelang in der vergangenen Saison auch ohne große spielerische Klasse der Liga-Erhalt.

"Wir haben ein paar Spieler, die haben erst einmal eine Schrecksekunde, bevor sie umschalten", sagte Berndroth. Der Teufel stecke nun einmal im Detail. "Wir wollen Abläufe so ändern, dass sie leistungsfördernd sind", sagte er.

Co-Trainer bei Stepanovic, Toppmöller und Heynckes

Seit Jahrzehnten arbeitet Berndroth im Fußball. Oft in der Region und meist, wie beispielsweise bei Eintracht Frankfurt, als Co-Trainer. Bei den Hessen waren in den 1990er-Jahren unter anderem Dragoslav Stepanovic, Klaus Toppmöller und der große Jupp Heynckes Berndroths Vorgesetzte. Bei Kickers Offenbach wirkte er selbst als Chefcoach.

"Ich habe den Job 35 Jahre lange gemacht. In allen Ligen übrigens, in der Bundesliga war ich ja auch als Co-Trainer", sagte Berndroth: "Das ist das, was ich kann. Da habe ich gesagt, wenn ihr wollt, dass ich es nochmal mache, dann werfe ich halt den Turbo nochmal an." Angestellt bei den Lilien als NLZ-Leiter ist er seit Anfang 2014.

Daran, dass Berndroths Beförderung nur von kurzer Dauer sein wird, ließ Fritsch aber keinen Zweifel. "Wir wollen uns für die Zukunft aufstellen, und da wird Ramon Berndroth eher keine Rolle spielen", sagte Fritsch, für den das Freiburg-Spiel zunächst "absolute Priorität" habe.

"Wir brauchen dringend Punkte, dann macht die Trainersuche auch mehr Spaß", sagte Fritsch, der Berndroth den Interimsjob aber "absolut zutraut". Auch der Übergangscoach denkt nur an Samstag. "Wir wollen in Freiburg das optimale Ergebnis", sagte Berndroth: "Das kenne ich jetzt noch nicht. Überspitzt gesagt: Wenn wir 1:1 spielen, aber nur 80 Prozent abgeliefert haben, bin ich unzufrieden. Verlieren wir aber 0:3 und jeder hat sein Bestes gegeben und Freiburg einfach super gespielt, wäre es trotzdem okay."

(seeg/sid)
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