Kehrtwende in Darmstadt Frings setzt auf die Jugend

Darmstadt · Zuletzt hatte der SV Darmstadt 98 vor allem auf erfahrene Spieler und kurze Verträge gesetzt, um den immer wieder prophezeiten Abstieg abzuwenden. Nun ist man abgestiegen – und Trainer Frings baut verstärkt auf junge Spieler und längerfristige Perspektiven.

Torsten Frings – vom Meister, Pokalsieger und Nationalspieler zum Trainer
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Das ist Torsten Frings

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Foto: dpa/Friso Gentsch

Zuletzt hatte der SV Darmstadt 98 vor allem auf erfahrene Spieler und kurze Verträge gesetzt, um den immer wieder prophezeiten Abstieg abzuwenden. Nun ist man abgestiegen — und Trainer Frings baut verstärkt auf junge Spieler und längerfristige Perspektiven.

Eigentlich wähnte man sich beim SV Darmstadt 98 bei der Saisonplanung weiter als in den Vorjahren. Doch als Torsten Frings vor rund zwei Wochen den Kader zum Trainingsauftakt bat, stand wieder nur eine Rumpfmannschaft auf dem Rasen. Mittlerweile hat sich die Lage beim Zweitligisten allerdings entspannt, Frings sieht sein Team gar auf einem guten Weg. "Seit Beginn der Vorbereitung sind bereits einige neue Spieler zum Team dazugestoßen", sagt der 40 Jahre alte Coach der Deutschen Presse-Agentur. Und: Abgesehen von der Torwartposition schließt er auf keiner Position weitere Zugänge aus.

Wichtige Stammspieler wie Keeper Michael Esser, die Mittelfeldakteure Mario Vrancic und Jérôme Gondorf oder Flügelflitzer Marcel Heller haben den Verein verlassen. Aber das gehöre zum Fußballgeschäft, sagt Frings. Zudem habe der Klub bis auf den Weggang von Heller, dessen Vertrag auslief, überall Ablösesummen eingenommen, die wieder in den Kader investiert würden.

Während die "Lilien" in den vergangenen Jahren bei den Zugängen vornehmlich auf erfahrene Profis setzten, baut Frings nun vermehrt auf junge Spieler wie das Wolfsburger Offensivtalent Orrin McKinze Gaines oder den Karlsruher Marvin Mehlem (beide 19 Jahre), die Drei-Jahres-Verträge erhielten. "Uns ist es wichtig, dass Darmstadt auch eine Adresse für Talente sein soll", sagt er. Während es in den vergangenen Spielzeiten darum ging, nicht sofort wieder abzusteigen, und man deswegen bei den Verträgen Kompromisse eingehen musste, "haben wir die Möglichkeit, auch langfristig etwas aufzubauen". Das Ziel: "Es sollte ein gesunder Mix im Kader herrschen."

Frings hofft auf Altintop und Platte

Dabei spielen sowohl Mittelfeldroutinier Hamit Altintop wie auch U21-Europameister Felix Platte weiter eine Rolle. "Dass wir Hamit und Felix gerne behalten würden, ist kein Geheimnis", sagt Frings. "Bei beiden Spielern haben wir noch Hoffnung, dass sie den Weg weiter mit uns gehen werden, letztendlich liegen diese Entscheidungen aber nicht nur bei uns." Angreifer Platte war zuletzt eineinhalb Jahre lang von Schalke 04 an Darmstadt ausgeliehen worden. Der 34 Jahre alte Altintop kam in der Winterpause, sein Vertrag ist gerade ausgelaufen.

Dass der Name Torsten Frings und die nationalen sowie internationalen Erfolge des Trainers die Entscheidung eines Spielers zugunsten von Darmstadt beeinflussen könnten, glaubt der Trainer allerdings nicht: "Von meinen früheren Erfolgen können sich die Zugänge auch nichts kaufen", sagt er lachend. "Wichtig ist eher, dass wir den Spielern einen klaren Plan aufzeigen, was wir von ihnen und von der Mannschaft erwarten und wie wir unsere Ziele erreichen wollen."

Doch trotz der geänderten Ausgangslage bleiben die Darmstädter dem Understatement treu. Worte wie "Favorit" oder "Wiederaufstieg" sind tabu. Präsident Rüdiger Fritsch erklärte kürzlich in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" dazu: "Wir lassen uns nicht auf dieses Schild heben. Auch wenn wir zuletzt im Schweinsgalopp zu einer zweijährigen Erstligazugehörigkeit marschiert sind." In der kommenden Saison dürften "sicherlich mehr als drei Vereine berechtigterweise träumen".

Frings erwartet ebenfalls eine ausgeglichene Liga. "Es gibt in dieser Saison keinen klaren Favoriten wie noch in den Jahren zuvor", sagt der Trainer. "Auch der kämpferische Aspekt dürfte noch wichtiger werden. Wichtig ist aber, dass wir diese Situation auch annehmen." Dazu gehöre, dass das Team "nicht mehr der krasse Underdog" sei. Trotzdem müsse man die Abgänge kompensieren und den Umbruch gestalten. "So etwas geht nicht von heute auf morgen. Wichtig ist uns grundsätzlich, dass man in allen Spielen eine klare Handschrift erkennt, dass hier die "Lilien" auf dem Platz stehen."

(dpa)
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