Fußball-Fusion: Mitglieder stimmten zu SV Olympia Wilhelmshaven soll Regionalliga spielen - schuldenfrei

Wilhelmshaven (dpa/lnw). Wenige Tage vor dem Saisonstart hat der SV Wilhelmshaven den Rettungsanker geworfen. Eine Fusion soll den mit rund 1,5 Millionen Mark verschuldeten Fußball-Regionalligaclub unter einem neuen Namen schuldenfrei am Leben erhalten. Nach den SVW- Mitgliedern in der Vorwoche stimmten am Dienstagabend auch 25 von 27 Mitgliedern des Landesligisten TSR Olympia für den Zusammenschluss der beiden Fußball-Abteilungen zum SV Olympia Wilhelmshaven. Den riesigen Schuldenberg wollen die Verantwortlichen den beiden restlichen SVW-Abteilungen Tennis und Squash überlassen.

"Ich werde bereits am Freitag den neuen Verein zum Vereinsregister anmelden. Unter diesem Namen werden wir unser erstes Heimspiel gegen Fortuna Köln am 4. August bestreiten", erklärte der TSR-Vorsitzende Uwe Peters. Er ist in Personalunion auch Sprecher des SVW- Wirtschaftsrates. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wusste am Mittwoch von den Fusions-Plänen nichts. Peters will den DFB und den Niedersächsischen Fußball-Verband (NFV) offiziell erst am Montag informieren. Dann ist das erste Match der Wilhelmshavener beim FC Erzgebirge Aue am Samstag bereits gespielt.

"Wir vertrauen auf die normative Kraft des Faktischen", meinte Peters. Obwohl der clevere Immobilienkaufmann "ein bisschen Magenschmerzen" bei der ganzen Sache verspürt, ist für ihn das Vorgehen satzungskonform: "Wir haben uns beim NFV erkundigt. Der Paragraf 18b der Spielordnung gibt uns Recht.". Ein Sprecher des NFV bestätigte auf Anfrage, dass Vereinsfusionen in Niedersachsen unter bestimmten Voraussetzungen von heute auf morgen möglich sind. "Für die neue Regionalliga ist aber der Nordostdeutsche Fußball-Verband NOFV mit Sitz in Berlin zuständig", erklärte der NFV-Sprecher. Der NOFV hielt sich bedeckt. "Das ist eine Rechtsfrage, dazu will ich mich nicht äußern", sagte der Vertreter des urlaubenden Regionalliga- Managers Holger Fuchs.

Die Finanzprobleme des SV Wilhelmshaven sind spätestens seit Dezember 1999 der Öffentlichkeit bekannt. Damals beschwerten sich die Spieler erstmals über ausbleibende Gehälter. Dennoch erteilte der DFB dem Verein von der Nordsee fast ohne Auflagen die Zulassung für die neue dritte Liga. Der zuständige Mitarbeiter des DFB befand sich am Mittwoch im Urlaub.

Laut Uwe Peters habe die teure und unrentable Tennis- und Squash- Anlage des Vereins den Schuldenberg verursacht. Um die Gläubiger zu bedienen, mussten die Spieler in den letzten zwei Monaten auf ihre Gehälter verzichten. Auch die Zahlung der Jahresprämien steht noch aus. "Wir standen vor der Frage, entweder die Banken zu bedienen oder das Insolvenzverfahren einzuleiten. Der DFB muss erkennen, dass unsere Probleme nichts mit dem Fußball zu tun haben", meinte Peters.

Ein Insolvenzverfahren wird jetzt für den Rest des Vereins angestrebt. Bereits vor drei Monaten hatten mehr als die Hälfte der einst 2 500 Mitglieder den SV Wilhelmshaven verlassen und den reinen Breitensportverein SV Concordia Wilhelmshaven gegründet.

Trotz der widrigen Rahmenbedingungen hat SVW-Trainer Hans-Werner Moors ein Team auf die Beine gestellt, dass in der Regionalliga sportlich bestehen will. Wegen der unregelmäßigen Gehaltszahlungen haben aber viele Stammspieler den SV Wilhelmshaven verlassen, zuletzt auch noch Stürmer Oleg Golowan. "Mit ihm habe ich gerne und gut zusammen gearbeitet", bedauerte Moors die Kündigung.

(RPO Archiv)
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