Ex-DFB-Präsident wird 70 Zwanziger nach dem leisen Abschied: "Nicht meine Welt"

Frankfurt/Main · Am Samstag vollendet Theo Zwanziger sein 70. Lebensjahr. Sein Abschied von der großen Fußball-Bühne fand schon früher statt - nach Monaten der Streitereien mit seinem Nachfolger.

Theo Zwanziger – DFB-Präsident, Gladbach-Sympathisant, Sportfunktionär
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Das ist Theo Zwanziger

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Den letzten Auftritt auf der großen Fußball-Bühne ließ Theo Zwanziger kurz vor seinem runden Geburtstag einfach sausen. "Das ist alles in den letzten Tagen zu einem großen Zirkus verkommen", sagte der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der am Samstag (6. Juni) sein 70. Lebensjahr vollendet, vor dem Kongress des Weltverbands Fifa: "Was soll ich also da? Ich sehe darin keinen Sinn. Das ist nicht meine Welt." Nicht mehr.

In den vergangenen fast drei Jahrzehnten bekleidete der Jurist aus Altendiez zahlreiche führende Positionen im deutschen Fußball, von September 2006 bis März 2012 war er DFB-Boss. In der Fifa saß er von 2011 bis eben zum vergangenen Kongress im Exekutivkomitee. Sein Nachfolger in beiden Gremien wurde sein früherer Generalsekretär Wolfgang Niersbach (64). Der Übergang war alles andere als reibungslos.

In einem für den deutschen Fußball peinlichen Dauerstreit überboten sich Zwanziger auf der einen und das DFB-Präsidium auf der anderen Seite mit Anschuldigungen. Der frühere Chef des Verbandes teilte gegen die Vergütungsvereinbarung von Niersbach aus, er schaltete am Ende sogar die Fifa-Ethikkommission ein - um am Ende eine schmachvolle Niederlage zu kassieren. Zwanziger war im europäischen Dachverband UEFA völlig isoliert.

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Foto: dpa, el tc jak

"Das ist peinlich für ihn und traurig für den Fußball", kommentierte Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino Zwanzigers Vorgehen der vergangenen Monate: "Wir haben das im Exekutivkomitee besprochen und lehnen die Handlungsweise von Herrn Zwanziger vollumfänglich ab." Die bereits im WM-Sommer ausgesprochene Forderung des DFB-Präsidiums Richtung Zwanziger, doch endlich aus dem Fifa-Exko zurückzutreten, ignorierte dieser.

Dort hatte sich der Jurist immer wieder als Reformer zu Wort gemeldet. Die WM 2022 in Katar war ihm der größte Dorn im Auge, noch immer glaubt er nicht an die Austragung der weltweit umstrittenen Endrunde am Persischen Golf. An Präsident Joseph S. Blatter (79), dem er während seiner letzten offiziellen Fifa-Pressekonferenz im März für die gemeinsame Zeit dankte, machte Zwanziger die großen Probleme des Weltfußballs aber nicht alleine fest.

"Der Fehler liegt im System"

"Das Problem ist nicht damit erledigt, dass man Sepp Blatter als Präsident verhindert", sagte Zwanziger kurz nachdem der neuerliche Korruptionsskandal die Weltöffentlichkeit schockiert hatte: "Der Fehler liegt im System der Fifa. Es können sich zu viele bedienen."

Das System Fifa umzukrempeln schaffte der Jurist in seinen vier Jahren im Fifa-Exko aber nicht - dazu fehlten schlichtweg die Mitstreiter.

Als DFB-Präsident hatte er davon einige. Zwanzigers Steckenpferd war die Entwicklung des Frauenfußballs. Er holte die WM 2011 nach Deutschland und setzte sich für die Ligen ein. Bundestrainerin Silvia Neid, die mit "Theodor" freundschaftlich verbunden ist, stattete er kurz vor dem Turnierbeginn mit einem "Rentenvertrag" bis 2016 aus. Aktuell spielt das Neid-Team in Kanada um den WM-Titel. Zwanziger wird genau hinsehen, zumindest auf diese Fußball-Bühne.

Ans Revers heften konnte sich der ehemalige DFB-Schatzmeister auch die Fortführung der sozialen Aktivitäten, die Egidius Braun einst als DFB-Präsident ins Leben gerufen hatte. Doch viel mehr Spuren hat er nicht im deutschen Fußball hinterlassen. Zumal die Art und Weise, wie er einst versuchte, Gerhard Mayer-Vorfelder aus dem Amt zu drängen, um dann eine Doppelspitze im DFB mit ihm zu bilden, schon früh die Zwanziger-Kritiker auf den Plan riefen. Und die Anzahl nahm im Laufe der Jahre immer mehr zu...

(sid)
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