Schwuler Ex-Nationalspieler Hitzlsperger dachte schon in Wolfsburg an Coming-out

Berlin · Thomas Hitzlsperger hat bereits während seiner aktiven Laufbahn sein Coming-out erwogen. Er habe während seiner Zeit beim VfL Wolfsburg in der Saison 2011/12 darüber nachgedacht, sein Schwulsein öffentlich zu machen.

Prominente über das Coming-out von Thomas Hitzlsperger
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Das sagte der 31-Jährige der britischen Tageszeitung "Guardian". Dann aber habe er auf Menschen gehört, die vor negativen Konsequenzen warnten. "Sie sagten alle, tu es nicht, eine große Welle wird über dir zusammenbrechen", sagte Hitzlsperger. "Aber dann realisierte ich, dass das keiner vorhersagen konnte."

Die Coming-outs von Sportlern wie Gareth Thomas, Tom Daley oder Robbie Rogers hätten ihm dann aber Mut gemacht. Hitzlsperger hatte sich am Mittwoch in einem Zeit-Interview zu seiner Homosexualität bekannt und damit ein Tabu gebrochen. Dies sei ein "mutiger und wichtiger Schritt" gewesen, so Cameron.

Im britischen Sender BBC betonte Hitzlsperger: "Ich kann mir nicht vorstellen, Fußball zu spielen und das zur selben Zeit zu machen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, weil wir eine Reaktion fürchten und nicht wissen, was passieren wird. Schwule Fußballer sind unsichtbar."

Pressestimmen zum Coming-out von Hitzlsperger
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"Gott hat Adam und Eva geschaffen, nicht Adam und Yves"

Hitzlsperger gibt sich keinen Illusionen hin, dass sich die homophobe Einstellung einiger Profifußballer über Nacht ändern wird. Der brasilianische Verteidiger Alex von Paris St. Germain war am Tag von Hitzlspergers Coming-out mit den Worten zitiert worden: "Gott hat Adam und Eva geschaffen, nicht Adam und Yves." Dazu sagte Hitzlsperger: "Man hat immer solche Typen, es ist traurig, dass sie nicht länger nachdenken, was sie sagen. Sie tun mir wirklich leid."

Der 52-malige Nationalspieler hatte sich schon zu seiner aktiven Laufbahn gegen Rassismus und Antisemitismus engagiert. Er wiederholte - wie bereits im Interview der "Zeit" - seine Kritik an homophoben Systemen. "Es ist wichtig, dass man Nationen begegnet, die Minderheiten diskriminieren." Es sei okay für ihn, dass sein Coming-out in Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen in einem Land gesehen werde, dass wegen seiner Anti-Homosexuellen-Gesetzgebung in der Kritik steht. "Denn über die Situation in Russland muss man reden. Ich bin gespannt, was da passiert. Ich bin sicher, dass einige Athleten sich dem entgegenstellen werden."

Hitzlsperger sagte, der Schritt in die Öffentlichkeit sei ihm "sehr schwer" gefallen. Bestärkt hätten ihn die positiven Reaktionen von Freunden und Familie. "Ich war überrascht und glücklich, dass es für alle okay war. Ich komme aus dem ländlichen Bayern und da wird Schwulsein als "unnormal" angesehen. Ich rechnete mit negativen Reaktionen derjenigen, die es nie verstehen würden, auch gegenüber meine Familie, aber das störte sie nicht. Ich hatte ihre totale Unterstützung."

"Homophobe haben jetzt einen Gegner mehr"

In einer online gestellten Videobotschaft auf seiner Homepage betonte Hitzlsperger, dass es für ihn selbst und seine Familie unwichtig sei, dass er gerade jetzt an die Öffentlichkeit gehe. "Es ist auch für meine Familie und mein Umfeld unwichtig, dass ich über meine Homosexualität spreche, wichtig ist es nur für die Leute, die homophob sind, andere ausgrenzen aufgrund ihrer Sexualität. Und die sollen wissen: Sie haben jetzt einen Gegner mehr."

Hitzlsperger war 2006 mit dem Nationalteam WM-Dritter, 2008 Vize-Europameister geworden. Bis zum Juli stand "The Hammer", wie er wegen seines harten Schusses auf der Insel genannt wurde, beim englischen Premier-League-Klub FC Everton unter Vertrag.

Sein größter Erfolg auf Klubebene bleibt die deutsche Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart 2007, in der Bundesliga spielte er zudem für den VfL Wolfsburg. In der Jugend war er für Bayern München aktiv.

(dpa/sid)
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