Nagelsmann gegen Tuchel Wiedersehen mit dem Entdecker

Düsseldorf · Zwischen Dortmund und Hoffenheim geht es um die direkte Qualifikation für die Champions League. Die beiden Trainer Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann stehen dabei im Fokus – auch, wenn Letzterer das nicht hören will. Mit Tuchel verbindet ihn allerdings Einiges.

 Wiedersehen zwischen Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel

Wiedersehen zwischen Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel

Foto: dpa, bt pkw_A nic

Zwischen Dortmund und Hoffenheim geht es um die direkte Qualifikation für die Champions League. Die beiden Trainer Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann stehen dabei im Fokus — auch, wenn Letzterer das nicht hören will. Mit Tuchel verbindet ihn allerdings Einiges.

Wenn Trainer auf ehemalige Spieler an der Seitenlinie treffen, ist das zwar selten, aber nicht ungewöhnlich im Profi-Fußball. Im Fall der beiden jungen Trainer Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann aber zumindest bemerkenswert — schließlich könnte der eine, also Nagelsmann, noch Spieler sein. Und der andere, Tuchel, hat großen Anteil daran, dass sein ehemaliger Schützling überhaupt Trainer geworden ist.

Die Geschichte geht neun Jahre zurück. Nagelsmann wechselte als 20-Jähriger in die 2. Mannschaft des FC Augsburg, deren Trainer zu jener Zeit ein gewisser Tuchel war. Rückblickend bezeichnete Tuchel seinen damaligen Spieler einmal als einen wissbegierigen, allerdings nicht leicht zu führenden Akteur. Zum Einsatz kam Nagelsmann allerdings nie — ein Knorpelschaden im Knie zwang ihn früh zum Karriereende. Da sein Vertrag aber noch bis zum Saisonende Gültigkeit besaß, berief ihn Tuchel als Scout für Gegneranalysen kurzerhand ins Trainerteam. Im Anschluss trennten sich ihre Wege wieder.

Tuchel kein Mentor für Nagelsmann

"Ich habe für ihn, nicht mit ihm gearbeitet", stellte Nagelsmann jedoch unlängst klar. Bezeichnungen wie "Mentor" oder "Ziehvater" stören ihn, das damalige Verhältnis beschrieb er einst zurückhaltend als "pragmatisch". Und trotzdem, ohne Tuchel hätte es einen Trainer Nagelsmann vielleicht gar nicht gegeben. "Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er mich auf die Idee brachte, Trainer zu werden", sagte Nagelsmann vor zwei Jahren gegenüber "Spox". Dank Tuchel kam er auch zu seinem ersten Job als Co-Trainer in der U17 von 1860 München.

Geprägt aus jener Zeit haben ihn vor allem die Trainingsinhalte von Tuchel, wie Nagelsmann einmal zugab. Selten wurde eine Übung wiederholt. Eindrücke, die er auch in seine Arbeit bei der TSG einfließen ließ.

Dennoch wird keiner der beiden damals wirklich damit gerechnet haben, dass sie im Februar 2016, nur acht Jahre später, zum ersten Mal als Cheftrainer in der Bundesliga aufeinandertrafen. Tuchel war da bereits gestandener Übungsleiter, Nagelsmann noch ein belächelter Jungspund von 28 Jahren. Ein Jahr später stehen sich beide nun im Duell um den Einzug in die Champions League gegenüber.

Gesichter einer neuen Trainergeneration

Wer Parallelen zwischen den beiden sucht, wird auch welche finden. Sowohl Nagelsmann als auch Tuchel blieb eine nennenswerte Spielerkarriere verwehrt, beide haben als Trainer erfolgreich etliche Jugendmannschaften durchlaufen und gelten als innovativ, akribisch und detailbesessen in der täglichen Trainingsarbeit. In ihrem Wirken als Trainer sind sie jedoch grundverschieden.

Als Gesichter einer neuen Trainergeneration, bei der immer etwas Visionäres mitschwingt und mehr denn je öffentliches Interesse erzeugt, werden sie jedoch häufig im selben Atemzug genannt. Der Trainer als "Star", auch wenn Nagelsmann das ungern so sieht. Jegliche Diskussionen über ein "Taktik-Duell" oder "Nagelsmann gegen Tuchel"-Debatten wollte er im Vorfeld des Dortmund-Spiels nicht zulassen. Für ihn sei es ein "normales Bundesliga-Spiel", versuchte er zu versichern.

Der Druck liegt bei Dortmund

Ein schwer zu vermittelndes Understatement, wenn zwei der höchst gehandelten deutschen Trainer an der Seitenlinie aufeinandertreffen. Und auch von der Tabellenkonstellation ist es kein "normales" Spiel. Drei Spieltage vor Schluss steht die TSG Hoffenheim mit einem Punkt Vorsprung vor dem BVB auf Platz drei. Platz drei, das bedeutet einen direkten Startplatz für die Königsklasse, Platz vier den Gang durch die Qualifikationsrunde.

Der Druck liegt bei Dortmund, da Hoffenheim nach der bisherigen Saison ohnehin kaum mehr verlangen kann. "Wir fühlen uns bereit, sie zu schlagen", sagte Tuchel, der aber anmerkte: "Selbst, wenn es uns gelingt, Hoffenheim zu schlagen, ist noch keine Vorentscheidung gefallen."

Die TSG darf dagegen kommende Saison erstmals international spielen — auch ein Erfolg von Nagelsmann. Aber wer lässt sich schon gerne vom dritten Tabellenplatz verdrängen? Vor allem, wenn an der Seitenlinie ein extrem ehrgeiziger Trainer wie Nagelsmann steht. Ein weiterer Punkt, der ihn mit Tuchel eint. Nur im direkten Duell konnte Nagelsmann noch nie gewinnen. Es wird vordergründig ein Duell der Mannschaften. Aber am Ende auch ein klein bisschen Tuchel gegen Nagelsmann.

(dbr)
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