Erster Sieg für Trainer-Youngster Nagelsmann bringt Hoffenheim den Hurra-Fußball zurück
Sinsheim · Julian Nagelsmann hat im zweiten Anlauf den ersten Sieg mit dem abstiegsbedrohten Bundesligisten 1899 Hoffenheim gefeiert.
Am Ende bangte auch Julian Nagelsmann um die erfolgreiche Wiederbelebung des totgeglaubten Hoffenheimer Hurra-Stils. "In der Schlussphase habe ich gefühlte 7000-mal auf meine Armbanduhr geguckt - die lief dadurch aber auch nicht schneller", sagte der neue 1899-Coach nach dem 3:2 (1:1) gegen den FSV Mainz 05. Als der Sieg dann perfekt war, ließ der jüngste Cheftrainer in der Geschichte der Bundesliga seinen Emotion freien Lauf.
Der 28-Jährige reckte beide Fäuste nach oben und schrie seine Freude in den Himmel - und das nicht ohne Grund. Schließlich lässt die erfolgreiche Heimpremiere von Nagelsmann, der nach dem Remis bei seinem Debüt bei Werder Bremen (1:1) im zweiten Anlauf den ersten Sieg holte, den Kraichgau nach 22 Spieltagen wieder auf den Klassenerhalt hoffen. Die TSG hat als Vorletzter nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, auf dem der SV Werder liegt.
"Das war ein Anfang. Die Tabelle sieht ein bisschen schöner aus. Aber wir sind immer noch auf dem vorletzten Platz. Und da wollen wir schnell weg", äußerte der erneut souverän und sympathisch auftretende Nagelsmann, nachdem er die Hoffenheimer zum ersten Dreier nach fünf Partien ohne Sieg geführt hatte: "Wir müssen weiter solche Spiele auf den Platz bringen, um die nötigen Punkte zu sammeln."
Auf den Platz brachten die Hoffenheimer dank Nagelsmann endlich wieder das, wofür sie seit ihrem Aufstieg vor acht Jahren bekannt sind. Die Profis boten den 24.019 Zuschauern ein Offensiv-Spektakel wie zu besten Zeiten. Und was die Spieler danach zu Protokoll gaben, hörte sich fast mehr nach einer Ohrfeige für Nagelsmann-Vorgänger und Defensiv-Fanatiker Huub Stevens als nach einem Lob für den neuen Coach an.
"Jeder kann sich zu hundert Prozent mit dieser Spielweise identifizieren. Das ist die Spielweise, die zu Hoffenheim passt", sagte Nationalspieler Kevin Volland, der sein bestes Spiel seit Monaten zeigte: "Der Trainer hat einen extrem großen Anteil daran. Er hat uns Selbstvertrauen und Mut gegeben."
Das zeigte sich auf dem Platz. Das Team ließ sich trotz des frühen Rückstands durch das erste Bundesligator des Kolumbianers Jhon Cordoba (11.) nicht aus der Ruhe bringen. Jungstar Nadiem Amiri (13.) und Mark Uth mit einem Doppelpack (68. und 76.) drehten das Spiel gegen den FSV, der zuvor drei Partien in Folge gewonnen hatte. Daran änderte auch das zweite Mainzer Tor durch Jairo Samperio (78.) nichts mehr.
Sportchef Alexander Rosen gestand zwischen den Zeilen sogar ein, dass die Stevens-Verpflichtung vielleicht eine falsche Entscheidung war. "Man hat das Gefühl, dass diese Spielweise ein Stück weit mehr zu unseren Jungs passt", äußerte Rosen: "Natürlich hat Julian einen Anteil, aber den kann ich nicht in Prozentpunkten bemessen."
Die Profis konnten das sehr wohl. "Der Trainer hat uns super vorbereitet", sagte Uth: "Das war der erste Schritt von vielen, die in den kommenden Wochen noch folgen müssen." So sah es auch Amiri: "Jeder Spieler hat wieder Vertrauen und freie Köpfe bekommen. Er hat die Blockaden gelöst."