Stevens-Nachfolger in Hoffenheim Nagelsmann ist bereit Geschichte zu schreiben

Der Hoffenheimer Coach Julian Nagelsmann ist zum jüngsten Bundesliga-Trainer aufgestiegen. Am Samstag ist Nagelsmann 28 Jahre und 205 Tage alt.

 Der Neue in Hoffenheim: Julian Nagelsmann

Der Neue in Hoffenheim: Julian Nagelsmann

Foto: Screenshot TSG Hoffenheim

"Baby-Mourinho" macht sich nicht in die Windel. Obwohl auf Julian Nagelsmann ein Höllentrip aus Abstiegskampf, Prüfungsstress und Medienrummel wartet, ist der 28-Jährige bereit, Geschichte zu schreiben. Nagelsmann hat am Donnerstag - und damit noch vor dem Abstiegskampf-Showdown am Samstag bei Werder Bremen (15.30 Uhr/Live-Ticker) - die Nachfolge von Huub Stevens bei 1899 Hoffenheim angetreten und ist zum jüngsten Bundesliga-Cheftrainer aufgestiegen. Am Samstag ist Nagelsmann 28 Jahre und 205 Tage alt.

"Ich weiß um die große Herausforderung, die durch die aktuelle Tabellensituation natürlich noch einmal schwerer wird", sagte Nagelsmann, der am Donnerstagnachmittag bereits das Training leitete und Freitag vorgestellt wird (13.00 Uhr): "Dennoch ist mir davor nicht bange. Ich freue mich darauf, mit der Mannschaft zu arbeiten und durch meine Art noch einmal neue Reize setzen zu können."

Um Nagelsmann ins Amt zu bringen, wählte sich Sportchef Alexander Rosen am Mittwoch und Donnerstag die Finger wund. Er musste dem künftigen Coach die Mammutaufgabe irgendwie schmackhaft machen und gleichzeitig die Verantwortlichen der Hennes-Weisweiler-Akademie davon überzeugen, dass der Abschluss des Fußballlehrer-Lehrgangs und der Trainerjob von Nagelsmann unter einen Hut gebracht werden können. Am Ende gaben der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) grünes Licht.

"Julian, der die Verantwortung nicht nur tragen will, sondern auch kann, wird dem Team noch einmal ganz neue Impulse geben", sagte Rosen. Zwar habe sich nun kurzfristig die Ausgangslage geändert, "dass er auch in dieser prekären Lage in der Liga die optimale Besetzung für die TSG ist, bleibt davon aber unberührt".

Rosen ist sich darüber im Klaren, dass das vorzeitige Engagement des bisherigen U19-Trainers bei den Profis auch ein großes Risiko birgt. Sollte der Vorletzte, der fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz (Werder) aufweist und bereits sieben Zähler vom rettenden Ufer entfernt ist, am Ende absteigen, wäre die Karriere von Nagelsmann sofort mit einem Makel behaftet.

Huub Stevens beendet seine Trainerlaufbahn
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Stevens beendet Trainerkarriere

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Foto: dpa, hpl

"Wir sind uns aller Eventualitäten bewusst", äußerte Rosen mit Blick auf Nagelsmann, der das Team der Kraichgauer eigentlich erst im Sommer übernehmen sollte und einen Vertrag bis Juni 2019 unterschrieben hat. Doch die Herzprobleme von Stevens machten diesen Plan zunichte.

Im Kraichgau hoffen nun alle darauf, dass sich Geschichte wiederholt. Schließlich installierte Mehrheitseigner Dietmar Hopp vor drei Jahren in einer ähnlich aussichtslosen Lage den Trainer-Neuling Markus Gisdol. Damals war die Rettung vor dem Abstieg eigentlich gar nicht mehr vorgesehen, sondern der Neuaufbau in der 2. Liga. Doch der Vorgänger von Stevens schaffte den Klassenerhalt.

Nagelsmann hat aber noch andere Aufgaben zu bewältigen. Zwischen dem 22. Februar und dem 7. März stehen die letzten fünf Prüfungen bei der Weisweiler-Akademie in Hennef auf dem Programm.

Doch vor Prüfungen hatte Nagelsmann, der seinen Spitznamen vom ehemaligen TSG-Torhüter Tim Wiese verpasst bekam, als er 2012 im Alter von 25 Jahren zum jüngsten Co-Trainer der Bundesliga avancierte, noch nie Angst. Das hat er im Laufe seiner jungen Karriere schon mehrfach bewiesen.

Vor zwei Jahren gewann er mit der U19 der TSG die deutsche Meisterschaft, die A-Lizenz bestand er mit der Note 1,0. "Ich bin Perfektionist und spiele in der Liga gerne oben mit, weil ich den Erfolg liebe", verriet Nagelsmann zuletzt. Als Spieler blieben ihm große Erfolge allerdings verwehrt. Zahlreiche Verletzungen sorgten für das Ende seiner aktiven Karriere im Alter von nur 20 Jahren.

Über die Nachwuchsabteilungen des FC Augsburg und von 1860 München kam er 2010 zur TSG, wo der steile Aufstieg des praxisorientierten Trainers begann. "Ich habe nie großartig Taktikbücher verschlungen, eher viel von meinen früheren Trainern abgeschaut", sagte Nagelsmann. Das war nicht das schlechteste Rezept - schließlich hieß einer der Trainer Thomas Tuchel.

(sid)
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