Hofffenheims Kevin Vogt Tom Brady aus dem Kraichgau

Köln · In Köln war er zu oft nur Teilzeitprofi, in Hoffenheim ist Kevin Vogt nun plötzlich Abwehrchef - und spielt um die Champions-League-Teilnahme. Vogt steht exemplarisch für den Aufschwung der TSG.

 Kevin Vogt im Duell mit André Hahn.

Kevin Vogt im Duell mit André Hahn.

Foto: afp

Vom Bankdrücker in Köln zum Abwehrchef eines Champions-League-Anwärters - Kevin Vogt hat in den vergangenen zwölf Monaten eine ziemlich steile Karriere hingelegt. Er ist ein stiller Held des Aufschwungs von 1899 Hoffenheim. Trainer Julian Nagelsmann schwärmt noch immer von seinem Sommerneuzugang, und er schreckt auch vor schwindelerregenden Vergleichen nicht zurück.

Vogt habe im Defensivzentrum der Hoffenheimer "viele Ballkontakte, leitet den Angriff ein, erkennt die Gefahr, trifft permanent Entscheidungen", sagte Nagelsmann zuletzt: "Wie ein Quarterback im Football. Wie Tom Brady." Wie Tom Brady also. Fünfmaliger Super-Bowl-Gewinner, Halter zahlreicher Rekorde, einer der ganz Großen des internationalen Sports - Vogt war dieser Vergleich etwas peinlich.

Doch die rasante Entwicklung des 25-Jährigen zum Chefstrategen ist in der Tat ebenso bemerkenswert wie die des Hoffenheimer Teams zum Champions-League-Anwärter. Das wurde anlässlich des Bundesliga-Spiels bei Vogts Ex-Klub 1. FC Köln am Freitagabend noch einmal deutlich.

Zum Ende der vergangenen Saison hatte Vogt sich zu einem Wechsel entschieden, der Grund: In Köln war er als defensiver Mittelfeldspieler Schritt für Schritt in die Rolle des Ergänzungsspielers gerutscht, zu wenig angesichts der eigenen Ansprüche und Fähigkeiten. Hoffenheim hatte da gerade nur knapp den Abstieg verhindert, schien unter Trainer-Shootingstar Nagelsmann aber das geeignete Umfeld für einen Neustart zu sein.

Und ein Neustart wurde es in jeder Hinsicht für den gebürtigen Wittener, der in der Jugend des VfL Bochum groß wurde. Damals hatte er seine Karriere auf der eher ungeliebten Position des Verteidigers begonnen, und Nagelsmann führte Vogt nun zurück zu diesen Wurzeln - mit großem Erfolg.

Seit der TSG-Coach früh in der Saison auf eine defensive Dreierkette setzte, ist Vogt sein Abwehrchef. Es ist eine logische Entscheidung, denn der 1,94-m-Mann bringt nicht nur die passende Statur mit für diese Rolle. Vogt ist trotz seiner Größe einer der schnellsten Verteidiger der Bundesliga, ist zudem stark am Ball und weist eine herausragende Passquote von 92 Prozent auf.

Vogt war ein weiteres wichtiges Puzzleteil in Nagelsmanns Konzept, das seit Monaten nahezu perfekt aufgeht. Auch, weil Vogt auf dem Feld Verantwortung übernimmt, "in der vergangenen Saison waren wir insgesamt zu weich", sagt Nagelsmann.

In Köln dürfte man Vogts Entwicklung indes durchaus mit Wehmut verfolgen. Dass er beim FC stets nur im Mittelfeld spielte, hatte allerdings einen guten Grund. "Als er aus Augsburg zu uns kam, hat er gesagt, dass er nicht in der Innenverteidigung spielen will", sagt Trainer Peter Stöger: "Deswegen war für uns klar, dass er nicht dort spielen wird."

In Hoffenheim haben sie Vogt dann doch noch überzeugt. Vielleicht klingt "Quarterback" auch einfach besser als "Innenverteidiger".

(sid)
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