Hoffenheim empfängt Hamburg Gisdol ist angezählt: Der Retter muss sich selbst retten

Sinsheim · Markus Gisdol muss um seinen Job bangen. Offenbar kann nur ein Dreier gegen den Hamburger SV den Trainer von 1899 Hoffenheim vor dem Rauswurf bewahren.

Markus Gisdol: Als Amateur zum Bundesliga-Coach
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Das ist Markus Gisdol

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Markus Gisdol machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. "Natürlich lässt mich die aktuelle Situation nicht kalt", antwortete der angezählte Trainer von 1899 Hoffenheim am Mittwoch auf die Frage, wie sehr ihn die Berichte über seinen angeblich drohenden Rauswurf beim Kraichgauer Fußball-Bundesligisten belasten. Der Retter von einst scheint zu wissen, dass er sich selbst nur durch einen Sieg am Freitag gegen den Hamburger SV (20.30 Uhr/Live-Ticker) retten kann.

Denn der Kredit Gisdols bei Boss Dietmar Hopp ist offenbar so gut wie aufgebraucht. Sollte der Vorletzte, der nach dem neunten Spieltag noch nie so wenige Punkte wie derzeit (6) auf dem Konto hatte, nicht gewinnen, könnte für Gisdol Schluss sein. "Ich versuche, das auszublenden, um mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, und das ist die Arbeit mit der Mannschaft", äußerte Gisdol ruhig und sachlich - anstatt wie sonst gewohnt witzig und eloquent.

Besonders weh tun Gisdol, der sich schon mit den Namen seiner potenziellen Nachfolger (Tayfun Korkut, Mirko Slomka, Thomas Schaaf) konfrontiert sieht, die Gerüchte über sein angeblich zerrüttetes Verhältnis zum Team. "Es nicht schön, so etwas zu lesen", sagte der 46-Jährige: "Es ist wichtig, dass das Verhältnis zur Mannschaft gut ist. Ich habe den Eindruck, es ist sehr gut."

Hopp führt Krisengespräch mit Spielern

Davon wollte sich Hopp persönlich überzeugen. Der Mehrheitseigner hat sich mit einigen Profis getroffen. Nach dem Gespräch mit Hopp sprang Kevin Volland dem Trainer am Mittwoch zur Seite. "Wir stehen hinter unserem Coach, und ich bin mir sicher, dass wir zusammen wieder aus der Situation rauskommen können", sagte der Nationalspieler.

Dabei ist die sportliche Krise nicht der einzige Grund für das drohende Ende der Gisdol-Ära. Der Coach, der die TSG nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt im Mai 2013 vor dem Abstieg in die 2. Liga bewahrt hatte, manövrierte sich bereits zu Beginn des Jahres ins Abseits.

Damals verärgerte Gisdol die Chefetage um Hopp bei den Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung mit hohen Gehaltsforderungen. Am Ende wurde der Vertrag zwar bis 2018 verlängert, das Verhältnis zwischen dem gebürtigen Geislinger und Hopp gilt seit dieser Zeit dennoch als angespannt.

Dazu kommt, dass die Spieler den Coach zuletzt indirekt kritisiert hatten. Die Profis klagten mehrfach darüber, dass ihnen in den letzten Spielminuten die Luft ausgegangen sei und sie deshalb viele Punkte liegen gelassen haben.

Am Mittwoch wollte Volland das dann aber doch nicht Gisdol in die Schuhe schieben. "Wir trainieren richtig gut. Wir schaffen es momentan aber nicht, das auch im Spiel zu zeigen", sagte Volland: "Wir sind fit."

Die Probleme begannen allerdings schon in der Rückrunde der vergangenen Saison, als die TSG leichtfertig einen Europacup-Platz verspielte. Was folgte, war der von Gisdol forcierte Umbruch mit den Abgängen von Roberto Firmino, Kapitän Andreas Beck, Sejad Salihovic, Anthony Modeste und Sven Schipplock. Die Neuzugänge, allen voran Kevin Kuranyi, enttäuschten bisher.

Sollte Hopp am Ende tatsächlich den Coach rauswerfen, muss er aufpassen, nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen. Schließlich hatte Hopp den Verein vor der Gisdol-Ära durch das ständige Feuern von Trainern (Holger Stanislawski, Markus Babbel, Marco Kurz), Managern (Ernst Tanner, Andreas Müller) und Spielern ("Trainingsgruppe 2") zwischenzeitlich zu einem Chaosklub gemacht.

(sid)
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