Hoffenheim in der Krise Schwegler: "Zeigen, wer Eier in der Hose hat"

Mainz · So schlecht startete 1899 Hoffenheim noch nie in eine Spielzeit der Bundesliga. Nur ein Punkt nach fünf Spielen lässt die Alarmglocken bei den Kraichgauern lauter schrillen. Nun kommt Dortmund.

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Kein Selbstvertrauen, kein Mut, keine Ideen. 1899 Hoffenheim steckt in der Bundesliga in einer tiefen Schaffenskrise. Das 1:3 (1:1) am Freitagabend beim FSV Mainz 05 verschärft die Lage beim Kraichgau-Klub. "Jetzt wird sich zeigen, wer Eier in der Hose hat", sagte Kapitän Pirmin Schwegler nach dem schlechtesten Saisonstart mit nur einem Punkt aus fünf Begegnungen. Die Last sei schwer zu tragen, klagte der Schweizer. "Wir müssen jede Woche Erklärungen suchen. Das ist extrem schwierig. Wir müssen das wieder aufarbeiten und von Neuem beginnen."

Trainer Gisdol unter Druck

Dafür muss das richtige Erste-Hilfe-Paket gefunden werden. Markus Gisdol hat es bisher nicht gefunden. "Die Situation ist für alle ungewohnt. Uns fehlen Ergebnisse und Selbstvertrauen. Das können wir nur durch harte Arbeit wieder bekommen. Wir haben keine Zeit, Trübsal zu blasen. Wir müssen nach vorne schauen", lautet die Marschroute des 1899-Trainers. Der 46-Jährige steht als schwächstes Glied unter Druck. In den Partien gegen Borussia Dortmund (Mittwoch, 20 Uhr/Live-Ticker) und beim FC Augsburg könnte es auch um seinen Arbeitsplatz gehen. "Um meinen Job mache ich mir keine Gedanken, über den entscheiden andere", sagt er.

Gisdol ist es bisher nicht gelungen, nach dem gravierenden Umbruch mit dem Abgang des Brasilianers Roberto Firmino an der Spitze eine neue Mannschaft zu formen. Die Neuen — allen voran der in Mainz zunächst auf die Bank verbannte Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi — sind nicht angekommen im Kraichgau. "Einige haben Nachholbedarf", gestand Gisdol ein. Eduardo Vargas und Jonathan Schmid, der nach 13 Minuten die Führung erzielte, nahm der 1899-Coach aus der Kritik aus.

"In der zweiten Halbzeit sind wir eingebrochen", bemängelte Schwegler. Die frühe Führung half den Hoffenheimern nicht auf die Sprünge, weil der Ausgleich durch den überragenden Yunus Malli zu schnell hingenommen werden musste (18.). Die Malli-Show nach dem Wechsel ließ 1899 förmlich zerbrechen. Der Deutsch-Türke besiegte Hoffenheim mit zwei weiteren Treffern (61., 68.) im Alleingang.

"Das hat natürlich Spaß gemacht", sagte der 23-Jährige nach seinem ersten Dreierpack in der Bundesliga. Für Kevin Volland war der Auftritt vom Mainzer Zehner sinnbildlich. "Der nimmt sich das Ding und haut ihn rein — das ist der Unterschied", meinte der Nationalspieler. Es fehle das Quäntchen Glück wie bei seinem Schuss in der 23. Minute, den 05-Keeper Loris Karius parierte.

"Es fehlt an Selbstvertrauen"

"Wir haben gekämpft, sind gelaufen, aber es fehlt bei allen am Selbstvertrauen. Uns gelingt nichts", sagte der Stürmer, der mit Sorge auf die Partie gegen den BVB blickt. "Dortmund hat einen brutalen Lauf, das wird schwer. Aber wir müssen wieder alles versuchen."

Den Mainzern dagegen beschert der dritte Saisonsieg ein gutes Polster vor den Aufgaben in der englischen Woche bei Bayer Leverkusen und gegen Rekordmeister Bayern München. Malli war der gefeierte Held der knapp 29.000 Zuschauer. Der 23-Jährige, der unter der Woche standesamtlich heiratete, konnte seinen neu entdeckten Torhunger selbst kaum glauben. "Ich weiß auch nicht, warum es bei mir im Moment so gut läuft. Ich spüre hier im Verein sehr viel Vertrauen und Rückendeckung", sagte Malli und schnappte sich nach der Partie mit dem Segen des Schiedsrichters den Spielball als Souvenir.

(dpa)
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