Hoffenheim-Coach Nagelsmann "Das Spiel war ganz klar schwerer"

Sinsheim · Als Julian Nagelsmann seinen Stresstest bestanden hatte, war dem Trainer von 1899 Hoffenheim nichts von den Strapazen des Tages anzumerken. Locker, entspannt und wie immer souverän plauderte der 28-Jährige über seine Fußball-Lehrer-Prüfung am Morgen, die Spielvorbereitung am Mittag und ganz nebenbei auch noch ein wenig über das 2:1 (1:1) gegen seinen Ex-Klub FC Augsburg am Abend.

Porträt: Das ist Julian Nagelsmann - TSG 1899 Hoffenheim, RB Leipzig, Bayern München
20 Bilder

Das ist Julian Nagelsmann

20 Bilder
Foto: dpa/Jan Woitas

Lamento über das Mammutprogramm? Ärger über den Schiedsrichter-Fehler? Anspannung im Abstiegskampf? Fehlanzeige! Die schwierige Lage, in der sich der Tabellenvorletzte auch nach dem 24. Spieltag der Fußball-Bundesliga noch befindet, hinterlässt keine Spuren bei Nagelsmann. Da wunderte es schon fast, dass der jüngste Bundesliga-Cheftrainer immerhin zugab, dass die Partie dann doch eine größere Herausforderung als die schriftliche Klausur war.

"Das Spiel war ganz klar schwerer. Bei einer Prüfung kann man eineinhalb Stunden überlegen. Und so eine Physiognomie-Prüfung ist tatsächlich auch ein Stück weit unemotionaler als ein Fußballspiel", sagte Nagelsmann, dessen Klub, der vor ein paar Wochen bereits totgesagt war, nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz (Eintracht Frankfurt) aufweist.

Doch selbst den emotionalsten Moment des Spiels, in dem Nationalspieler Kevin Volland (25.) die TSG mit seinem ersten Tor seit Oktober auf die Siegerstraße gebracht hatte, nahm der Coach gelassen. Als Schiedsrichter Guido Winkmann aus Kerken zu Unrecht auf Handelfmeter für Augsburg entschied und die Partie nach dem verwandelten Strafstoß von Paul Verhaegh (40.) zu kippen drohte, verhinderte Nagelsmann mit großem psychologischem Geschick die Wende zu Ungunsten seiner Mannschaft.

Der Trainer ließ das ganze Elfmeter-Thema in der Pause komplett links liegen und schärfte stattdessen das Bewusstsein seiner Schützlinge für die taktischen Vorgaben. Die Strategie ging auf, Mark Uth erzielte vor 21.092 Zuschauern noch den verdienten Siegtreffer (81.). Hinterher hatte Nagelsmann eine recht einfache Erklärung für sein Vorgehen in der Pause parat.

"Ich kann mich noch gut an meine Prüfung in Regelkunde erinnern. Das war meine schlechteste Note", sagte der Nachfolger von Huub Stevens mit einem Augenzwinkern: "Außerdem wiegt der Fehler nicht schwer, denn wir haben es umgebogen. Das war eine tolle Charakterleistung der Mannschaft."

Eine ähnliche Leistung erwartet Nagelsmann am Samstag im baden-württembergischen Duell beim VfB Stuttgart. "Ein Derby wird immer von der Emotionalität geprägt", sagte der Coach, der sein Team auf dem richtigen Weg im Kampf gegen den ersten Abstieg aus der Bundesliga sieht: "Die Aufbruchstimmung ist da."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort