Bayer Leverkusen Die Werkself ist selbst ihr größter Gegner

Leverkusen · Das 3:3 in Gladbach zeigt, dass eigener Schlendrian Leverkusen derzeit mehr Probleme bereitet, als es die Qualität der meisten Gegner vermag.

Bundesliga 12/13, Gladbach - Leverkusen: Einzelkritik
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Wer es etwas überspitzt formuliert mag, könnte getrost behaupten, dass Bayer 04 am Samstag nach Mönchengladbach gereist war, um letztlich gegen sich selbst 3:3 zu spielen. Denn weder die heimische Borussia (weil sie die Werkself kaum vor Probleme stellen konnte), ja nicht einmal der Schiedsrichter (weil er André Schürrle ein Tor und Stefan Kießling einen möglichen Elfmeter verweigerte) stellte sich an diesem Tag zwischen die Gäste und deren zwölften Saisonsieg. Dafür zeichneten sich die Leverkusener vornehmlich selbst verantwortlich. Eine Feststellung, die einen unangenehmen Trend wiederzugeben droht.

"Aus diesen Dingen müssen wir schnell lernen. Wir müssen abgeklärter werden. Da haben wir, gerade wenn man die letzten Spiele betrachtet, sicherlich noch großen Bedarf", sagte Trainer Sascha Lewandowski angesichts von drei leichten Gladbacher Kopfballtreffern. Was Bayers famose Offensive mit viel Aufwand erschuf, riss die Mannschaft in der Defensive mit dem eigenen Hinterteil und umso geringerem Aufwand wieder ein — wie zuletzt gegen Dortmund, wie in der Hinrunde beim 2:3 in Hannover. "Wir haben nicht viele Chancen aus dem Spiel zugelassen, das ist ja das Bittere. Es ist ja nicht so, dass wir von der Grundausrichtung zu offen agiert haben", sagte Simon Rolfes in Mönchengladbach.

"Das ist eine Kopfsache"

Vielmehr waren es Konzentrationsschwächen bei ruhenden Bällen (Philipp Wollscheid vor dem ersten Tor, Daniel Schwaab vor dem zweiten und Sebastian Boenisch vor dem dritten Gegentreffer), die Gladbach aus Bayer-Sicht zu einem Remis kommen ließen wie die Jungfrau zum Kinde. "Es ist ja nicht so, dass da Abläufe nicht stimmen. Da müssen wir konsequenter verteidigen. Es muss jeder an seinem Mann dran sein und den Zweikampf unbedingt gewinnen wollen. Das ist eine Kopfsache", sagte Rolfes.

Dieser Hurra-Stil ohne Happy-End kostet Bayer dabei nicht nur Punkte, sondern auch ein paar Prozente gute Laune. "Wir schaffen es im Moment nicht, Ruhe ins Spiel zu bringen. Wir haben jedes Mal ein Auf und Ab. Das muss jetzt langsam aufhören, sonst wird es sehr, sehr gefährlich", schimpfte Gonzalo Castro, der überdies dringend einforderte, sich schon zeitnah anders aufzustellen. "Das müssen wir in der Woche analysieren, weil am Donnerstag so etwas gegen Benfica Lissabon tödlich wäre."

Dem Anspruch gerecht werden

Was den Gästen im Nachgang dieses so kuriosen wie unbefriedigenden 3:3 bleibt, ist die Feststellung, dass von hinten kein Verein mit Macht angreift und dass der eigene Spielvortrag gegenüber der Vorrunde noch einmal gereift ist. "In der Rückrunde treten wir noch etwas dominanter auf", fand Sportdirektor Rudi Völler. Daraus, dass man selbst sein derzeit größter Gegner ist, wollte jedoch niemand einen Vorteil für die Behebung dieses Missstandes ableiten. "Diesen Anspruch, dass es nur an uns liegt, ob wir ein Spiel gewinnen, sollte man als Topmannschaft schon haben", sagte Rolfes. Jetzt müssen sie dem Anspruch nur noch in die richtige Richtung gerecht werden.

(sgo/rl)
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