Bayer Leverkusen Nicht Fisch, nicht Fleisch

Bayer Leverkusen · Bayer 04 verpasst beim 2:2 in Stuttgart den von Rudi Völler für das Prädikat "guter Saisonstart" geforderten Sieg. So weist die erste Zwischenbilanz dieser Saison aus Leverkusener Sicht dann auch ähnlich viel Licht wie Schatten auf. Eine Analyse.

Bayer 04 war mit der Aussicht auf Edelmetall nach Stuttgart gereist. "Wir haben die Chance, die tollen 14 Tage zu vergolden", hatte Sportdirektor Rudi Völler auf dem Rückflug vom Europa-League-Spiel aus Trondheim gesagt und damit der Hoffnung Ausdruck verliehen, mit einem Sieg, 13 Punkten und auf einem oberen Tabellenplatz in die zweiwöchige Länderspielpause zu gehen. Allein, die "Mission Gold" mündete für Leverkusen lediglich in ein 2:2. Und so dürfen Verantwortliche wie Spieler der Werkself nun in den kommenden Tagen jeder für sich überlegen, wie sie das bislang Gezeigte in dieser Saison einordnen.

Nüchtern stehen elf Punkte und Tabellenrang sechs zu Buche. Das wirkt auf den ersten Blick ordentlich nach verkorksten ersten vier Spielen mit nur vier Punkten. Man steht vorerst wieder in den Gefilden, in denen man sich nach eigener Aussage auch nach 34 Spielen wiederfinden will. Dass Bayer zuletzt acht Punkte aus vier Partien holte, hat allerdings – wie so vieles bei der Betrachtung des Leverkusener Saisonstarts – auch eine nicht wegzudiskutierende Kehrseite.

(Einkalkulierte) Siege fuhr das Team allein gegen die Kellerkinder Freiburg, Augsburg und Fürth ein. Zudem traf die Werkself in Frankfurt und Dortmund erst auf zwei Teams aus der aktuellen oberen Hälfte der Tabelle – und verlor zweimal. Die dicken Brocken, die Partien um die "Big Points", die Duelle um die europäischen Fleischtöpfe warten also noch. Weder Fisch noch Fleisch – so wirkt auf viele Beobachter die Leistung der Leverkusener in den ersten Wochen dieser Spielzeit. Wer will, sieht viel Fleisch: viele Torchancen, einen ansehnlicheren Fußball als im Vorjahr und eine verbesserte Defensive. Wer will, sieht aber auch Fisch: in Form von Darbietungen Einzelner, die deutlich unter dem liegen, was sie zu leisten imstande sind. Er sieht Phasen, in denen es die Werkself weiterhin nicht schafft, ihre Qualität in adäquatem Maße auf den Platz zu bringen.

Über den weiteren Saisonverlauf werden wohl nicht nur die künftigen Leistungen entscheiden, sondern zu einem gewissen Teil auch die Antwort auf die Frage, wie selbstkritisch die Beteiligten das Geleistete analysieren. Die Trainer vermittelten zuletzt den Eindruck, dass ihnen der Finger in der Wunde zuweilen lieber ist als überbordende Streicheleinheiten. Viele im Umfeld stimmt diese Beobachtung durchaus zuversichtlich.

(RP)
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