Bayer Leverkusen Ömer Toprak hat keine Lust auf Istanbul

Leverkusen · Philipp Wollscheid und Ömer Toprak bilden bei Bayer 04 ein gut aufeinander abgestimmtes Innenverteidiger-Duo. Aber beide jagen noch Zielen hinterher: Der eine wartet auf sein erstes Tor in der Liga, der andere auf ein Länderspiel.

 Nur zu Übungszwecken – wie hier im Trainingslager in Portugal – findet sich das Duo im Zweikampf wieder. Ansonsten bilden Ömer Toprak (r.) und Philipp Wollscheid ein bis hinunter zu den Schuhen harmonierendes Gespann.

Nur zu Übungszwecken – wie hier im Trainingslager in Portugal – findet sich das Duo im Zweikampf wieder. Ansonsten bilden Ömer Toprak (r.) und Philipp Wollscheid ein bis hinunter zu den Schuhen harmonierendes Gespann.

Foto: Ksmedianet

Auf dem Platz harmonieren Philipp Wollscheid und Ömer Toprak meist richtig gut, außerhalb des Platzes entdeckte Wollscheid im Trainingslager in Lagos jetzt Verbesserungsmöglichkeiten in puncto Kommunikation. Als sich Toprak zum gemeinsamen Pressegespräch leicht verspätete, wollte sein Nebenmann aus der Leverkusener Innenverteidigung ihn anrufen, stellte aber fest, dass er Topraks Handynummer gar nicht besitzt.

Während dieses "Problem" schnell behoben wurde, nagt ein weitaus hartnäckiges an Toprak: Während er in elf Länderspielen für die Türkei bereits zweimal getroffen hat, ist er in der Bundesliga nach mittlerweile 80 Spielen noch immer ohne Tor. "Das nervt mich schon. Der Manu [Manuel Friedrich, Anm. d. Red.] sagt vor jedem Spiel: ,Jetzt wird's aber Zeit!' Es wird auf jeden Fall mal Zeit, aber ich kann es nicht erzwingen", sagt der 23-Jährige und schmunzelt. Der Flachs der Kollegen sagt aber auch eines aus: Wenn Torungefährlichkeit das größte Manko in Topraks Spiel ist, gibt es an seiner Defensivleistung offenbar immer weniger zu beanstanden.

In seinem zweiten Jahr bei Bayer zeigt sich der Deutsch-Türke stark verbessert: kompromisslos im Zweikampf, meist ruhig und schnörkellos im Aufbauspiel. "Ich war ja sechs Jahre in Freiburg, habe nichts anderes gekannt. Dann kam ich nach Leverkusen, und es lief nicht. Da war das Selbstvertrauen natürlich nicht gerade groß", beschreibt Toprak die Vorsaison, als in einer unter Form spielenden Werkself jeder Einzelne mit dem eigenen Tun überfordert war.

Seit er Nationalspieler ist, läuft es für ihn besser. "Wenn man diese Saison mit der davor vergleicht, ist das schon noch mal ein Riesensprung in Sachen Defensivarbeit", sagt Toprak, der kürzlich mit einem angeblichen Interesse von Galatasaray Istanbul konfrontiert wurde. Doch Toprak gibt Entwarnung: "Solche Gerüchte sind normal. Ich denke, sie werden noch mehr werden, weil man künftig in der türkischen Liga nicht mehr unbegrenzt Ausländer spielen lassen darf. Aber ich fühle mich in Leverkusen wohl und habe auch keine Lust, irgendwo anders hinzugehen."

Diese Aussage kann auch Wollscheid unterschreiben, der nach seinem Wechsel aus Nürnberg erstaunlich wenig Anpassungsprobleme zeigte und vom Start weg zur festen Größe avancierte. Dass das Wirken der Defensivspieler in der öffentlichen Wahrnehmung des Offensivwirbels der Herren Kießling, Schürrle und Castro unterging, stört ihn nicht. "Es ist ein Stück weit normal, dass die Offensivspieler mehr im Fokus stehen. Wir können mit unserer Rolle ganz gut leben. Intern wissen alle schon zu schätzen, was wir abliefern", sagt der 23-Jährige.

Wollscheid kann zwar im Gegensatz zu Toprak Bundesligatore (sieben) vorweisen, was ihm aber fehlt, sind Länderspiele. Doch der Saarländer hat dieses Ziel längst nicht abgehakt. "Natürlich ist das in meinem Kopf drin. Wenn man in einer Spitzenmannschaft wie Leverkusen spielt, muss man das immer auf dem Schirm haben. Ich brauche mich vor niemandem zu verstecken", sagt er. Toprak sieht das genauso. Sie harmonieren halt, Bayers Innenverteidiger.

(RP/rl)
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