Bayer Leverkusen Renato Augusto ist Bayers tragische Figur

Leverkusen · 90 Kilogramm Körpergewicht bei 1,86 Metern Körpergröße – das sind die Werte, die Bayer Leverkusen zu Renato Augusto angibt. Doch glaubt man den Menschen, die sich am Sonntagabend gegen 19.30 Uhr in der Gästekabine des Stuttgarter Stadions aufhielten, saß dort statt Bayers brasilianischem Ballkünstler nur noch ein Häufchen Elend.

 Schon wieder verletzt: Renato Augusto.

Schon wieder verletzt: Renato Augusto.

Foto: AP, AP

90 Kilogramm Körpergewicht bei 1,86 Metern Körpergröße — das sind die Werte, die Bayer Leverkusen zu Renato Augusto angibt. Doch glaubt man den Menschen, die sich am Sonntagabend gegen 19.30 Uhr in der Gästekabine des Stuttgarter Stadions aufhielten, saß dort statt Bayers brasilianischem Ballkünstler nur noch ein Häufchen Elend.

Ein sensibler Fußballprofi, todunglücklich darüber, dass sein Körper einmal mehr gestreikt hatte. Der Muskelfaserriss im Oberschenkel, den sich Renato Augusto bei seinem Zwölf-Minuten-Einsatz gegen den VfB zugezogen hatte, ist eine Allerweltsverletzung im Sport. Doch für den 24-Jährigen ist sie eine Katastrophe.

"Es ist tragisch für Renato, weil er sich nach seinen langen Verletzungsleiden im letzten Jahr gerade wieder herangearbeitet hatte", sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. Es ist auch tragisch für Bayer 04, denn ein Renato Augusto in — lange nicht mehr dargebotener — Bestform wäre eine willkommene Bereicherung für das eigene Offensivspiel.

Doch in seinen inzwischen vier Jahren unterm Bayer-Kreuz war der Brasilianer zu oft nur eine Bereicherung für die medizinische Abteilung des Werksclubs. Eine Operation am Bein im November 2009, eine am Knie im Oktober 2011, dazwischen immer wieder muskuläre Probleme. Wer Renato Augusto beobachtet, hat zuweilen den Eindruck, dass sein Muskelapparat nicht zum restlichen Körper passt. Wie ein Lkw-Motor, der in einem Fiat 500 steckt.

Nun fällt er erneut mehrere Wochen aus. Und neben der physischen Reha gewinnt für ihn auch zunehmend die mentale Komponente an Bedeutung, denn mit jedem Rückschlag rückt der Traum von der WM 2014 im eigenen Land ein Stück weiter weg. Vor zwei Wochen erst hatte sich Renato Augusto einen gehörigen Rüffel von Teamchef Sami Hyypiä geholt, weil er allzu lustlos trainierte.

Der neuerliche Ausfall ihres Brasilianers zählt zu den negativen Aspekten des Leverkusener Saisonstarts. Ist letzterer nun gelungen — oder nicht? Das hängt davon ab, mit welchem Verantwortlichen oder Spieler man spricht. Der eine sieht das Glas halbvoll, der andere halbleer. "Unterm Strich wollten wir gewinnen, deshalb sind wir nicht zu 100 Prozent zufrieden", sagte Trainer Sascha Lewandowski nach dem 2:2 in Stuttgart.

Elf Zähler hat die Werkself in sieben Spielen gesammelt. Nicht schlecht, aber eben auch nicht Begeisterungsstürme auslösend. In den nächsten Wochen warten die Partien in München, gegen Schalke und das Derby gegen Düsseldorf. Danach dürften sie bei Bayer in jedem Fall schlauer sein, was die Einordnung der eigenen Leistung angeht.

(RP/can)
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