Bayer Leverkusen Schürrles Zeit in Leverkusen — eine Bilanz

Leverkusen · Seitdem der Wechsel zu Chelsea perfekt ist, stehen die zwei Spielzeiten bei Bayer 04 als abgeschlossenes Kapitel in der Karriere des André Schürrle da. Die großen Erwartungen, die der Transfer 2010 geweckt hatte, erfüllten sich in dem Maße weder für den Verein noch für den Spieler.

Andre Schürrle – "Boyband"-Mitglied, Tuchel-Liebling, Weltmeister
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Das ist Andre Schürrle

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Foto: dapd

Wer sich an eine Bilanz der zwei Jahre begibt, die André Schürrle bei Bayer 04 seinem Beruf als Fußball-Profi nachging, findet schon in einem Zitat aus dem September 2010 ein vorweg genommenes Fazit. "Ich bin Mainz 05 sehr dankbar, wie Christian Heidel und Trainer Thomas Tuchel mit meinem Wunsch umgegangen sind und dass sie mir diesen nächsten Schritt in meiner Karriere bereits jetzt ermöglichen", wurde der damals 19-jährige Schürrle in der Mitteilung zitiert, mit der Bayer 04 seine Verpflichtung zur Saison 2011/2012 bekanntgab. Leverkusen sollte ein Schritt sein. Und Leverkusen wurde ein Schritt — nicht weniger, aber auch nicht wirklich mehr.

Als Bayer 04 das Rennen um Schürrle gewann, waren sich viele einig, dass in ihm DER kommende Star des deutschen Fußballs an den Rhein wechselt. Kein Mario Götze, kein Marco Reus, Schürrle sollte derjenige sein, der für die größten Furore sorgen würde.

Diese Erwartung erfüllte sich in diesem Maße nicht — weder für den Spieler, der erleben musste, wie Götze und Reus ihn in Nationalelf und öffentlicher Wahrnehmung überholten, noch für den Club, aus dessen Sicht seine Top-Investition zu selten ihr enormes Potenzial abrief. Dass wechselnde Leverkusener Verantwortliche nach einem Traumtor oder Gala-Auftritt Schürrles wiederholt betonten, "darum haben wir ihn geholt", implizierte für den Zuhörer nicht zuletzt, dass Schürrle zu oft eben nicht zeige, warum er Bayer 04 einen zweistelligen Millionenbetrag wert gewesen war.

Im ersten Jahr, unter Robin Dutt, stagnierte seine Entwicklung, weil er zu weit außen und zu weit vom Tor weg agieren musste, um seine Torgefahr in die Waagschale werfen zu können. Die damalige Unruhe und Unzufriedenheit im Verein waren zudem kein Nährboden, um ein Talent voranzubringen.

Und dann kam der Sommer 2012 und das erste Millionen-Angebot von Chelsea. Schürrle wollte weg, und es war schon damals beileibe kein einstimmer Beschluss der Verantwortlichen in Bayers Chefetage und Gesellschafterausschuss, das Angebot abzulehnen. Dass Schürrle in der Folge immer wieder zugab, wie sehr ihn das Angebot aus London gedanklich beschäftige, kostete ihn Sympathiepunkte bei den Fans. Heimisch wurde er ohnehin nie.

In seinem zweiten Jahr lief es trotz des verpassten Wechsels besser. Schürrle wirbelte mit Kießling und Castro eine Hinrunde lang die Gegner durcheinander, dann wurden die mauen Leistungen wieder häufiger, am Ende kam er auf elf Tore und sieben Vorlagen. Weg wollte er weiterhin — weil Chelsea weiterhin Millionen bot. Übrigens hatten die Londoner Scouts schon seit 2009 ein Auge auf Schürrle geworfen und nicht erst seit — oder gar wegen — seiner Entwicklung in Leverkusen.

22 Millionen Euro soll Chelsea nun für ihn bezahlt haben. Mit allen fixierten Nachzahlungen überweist Leverkusen 14 Millionen Euro an Mainz. Macht acht Millionen Gewinn — die am Ende wohl nachhaltigste Spur, die Schürrle bei Bayer 04 hinterlässt. In England schlägt ihm derweil eine weit größere Wertschätzung entgegen. Chelseas Fans sind jedenfalls mehrheitlich total aus dem Häuschen, dass der Transfer geklappt hat. Und Schürrle? Der tat nach der Unterschrift in London via Facebook kund: "Jetzt freue ich mich unglaublich auf den nächsten Schritt in meiner Karriere!"

(RP/rl/can)
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