Borussia Mönchengladbach Berti Vogts: "In Gladbach sehen wir den Meister"

Mönchengladbach · Der ehemalige Bundestrainer ist überzeugt davon, dass Bayern und Dortmund auch in dieser Saison das Rennen um den Titel unter sich ausmachen. Am Samstag und Sonntag sind die Topteams beim Telekom-Cup am Start.

Wird man beim Telekom-Cup, heute und morgen im Mönchengladbacher Borussia-Park, den nächsten Meister sehen?

Vogts Davon gehe ich aus. Es wird sicher wieder einen Zweikampf um den Titel geben zwischen den Bayern und Borussia Dortmund.

Was erwarten Sie von Pep Guardiola? Kann er den Erwartungen überhaupt gerecht werden?

Vogts Ich muss zugeben, dass ich bei dem Thema ein wenig vorbelastet bin. Ich fand es schade, dass eine Woche, nachdem die Bayern die Champions League und den Pokal gewonnen haben, nur noch über Guardiola gesprochen wurde. Er selbst kann nichts dafür, er ist ein bescheidener Mann. Aber Jupp Heynckes wurde viel zu schnell vergessen. Das hat mir ein bisschen wehgetan. Guardiola wünsche ich alles Gute — nur nicht gegen Borussia. Dass er sich entschieden hat, als erster spanischer Trainer in die Bundesliga zu kommen, spricht für die Qualität des deutschen Fußballs.

Was können die Bayern?

Vogts Die Qualität im Team ist da, Guardiola ist ein klasse Trainer. Ich glaube, es wird sich bei den Bayern nicht viel verändern. Vielleicht wird sich der Ballbesitz noch erhöhen. Aber das schnelle Umschalten von der Defensive auf die Offensive ist der Schlüssel. Der Stil erinnert mich an das Borussen-Spiel von früher — in der modernen Version.

Kann Borussia Dortmund ohne Mario Götze mithalten?

Vogts Ich hoffe für Jürgen Klopp, Hans-Joachim Watzke und den Klub, dass der BVB in Zukunft so weiterarbeiten kann wie in der Vergangenheit. Eine Borussia gehört in der Tabelle nach oben. Und unsere Borussia ist noch nicht so weit. Also hoffe ich, dass Dortmund an den Bayern dranbleibt. Man muss den BVB auf dem Zettel haben. Klopp wird durch seine Motivationskünste alles herauskitzeln.

Welcher Klub kann in der neuen Saison für eine Überraschung sorgen?

Vogts Das kann Schalke 04 sein. Mit Peter Herrmann haben sie jetzt einen Mann im Trainerstab, der die Bundesliga kennt und weiß, wie man Meister wird. Er ist für mich die wichtigste Verpflichtung der Schalker. Ich hoffe, dass Bayer Leverkusen weiter so herausragend spielt wie im vergangenen Jahr. Das hat mir Spaß gemacht. Die Bayern, Dortmund, Schalke und Leverkusen werden weiter die Top vier sein. Dahinter gibt es viele Kandidaten. Vielleicht kann in diesem Bereich sogar Hoffenheim überraschen. Wenn da im Klub Ruhe ist und die Spieler passen, dann kann das gelingen. Der Hamburger SV ist für mich das größte Fragezeichen. Das ist von Platzfünf bis 15 alles drin. Der HSV hat gute Spieler und Rafael van der Vaart. Er ist für mich einer der letzten Spielmacher der alten Schule.

Was hat ein Spielmacher moderner Schule?

Vogts Das Profil des Spielmachers hat sich in den letzten 10, 20 Jahren verändert. Van der Vaart verkörpert die alte Schule. Er ist ein Dirigent und organisiert das Spiel mit seiner Kreativität. Bastian Schweinsteiger ist ein moderner Zehner, der aus der Tiefe kommt. Er macht das Spiel mit viel Laufarbeit, ist ein ständiger Antreiber. Mario Götze ist ein anderer Typus, der weiter vorne spielt. Auch er läuft viel und kann die tödlichen Pässe spielen. Götze, Diego oder Schalkes Draxler würde ich aber eher als spielentscheidende Spieler bezeichnen. Sie müssen in Szene gesetzt werden, brauchen also Zuarbeiter. Dann schlagen sie zu.

KARSTEN KELLERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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