Borussia Mönchengladbach Borussias Ansatz erfordert viel Geduld

Fussball · Juan Arango ist formschwach, im Mittelfeld fehlen zündende Ideen. Gladbach ist in der Summe erfolgreich, aber unspektakulär.

Bundesliga 12/13, Borussia - Fürth: Einzelkritik
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Es war der schönste Moment des 1:0-Erfolgs der Borussen gegen Fürth: Amin Younes passte den Ball scharf in den Strafraum, Patrick Herrmann und Luuk de Jong ließen das Spielgerät mehr oder weniger beabsichtigt passieren, Oscar Wendt legte den Ball dann de Jong vor und der Niederländer schoss das einzige Tor der Partie.

Ansonsten hatten die Borussen spielerisch nicht viel zu bieten gegen den Tabellenletzten: Zu langsam, zu wenig inspiriert, zu wenig ballsicher spielten sie gegen das geschickte Verteidigungssystem der Franken an.

Grundsätzlich hat das Team von Lucien Favre am Samstag seinen Job gemacht — und die Gesamtbilanz ist gut: Elf Punkte gab es in den letzten sechs Spielen und nur eine Niederlage, insgesamt hat Gladbach 41 Punkte beisammen und hat nach wie vor sogar die Chance, abermals Vierter zu werden wie in der vergangenen Saison. Doch gibt es ein Problem mit der Ästhetik. Favres Team arbeitet Fußball mehr, als dass es ihn zelebriert.

Borussia hat indes reichlich kreative Spieler. Amin Younes kann mit seinen Dribblings Lücken reißen, Patrick Herrmann mit seiner Geschwindigkeit. Herrmann erarbeitete sich gegen Fürth einige gute Schussgelegenheiten. Doch das waren Einzelaktionen und nicht Produkte gepflegter Spielkultur. An der werkelt Favre noch. Dass die Borussen das Potenzial zu mehr haben, haben sie ansatzweise gezeigt.

Für das Spektakuläre war im ersten Teil der Saison Juan Arango zuständig. Fünf herrliche Tore schoss er in der Hinrunde, bereitete zudem fünf vor. Derzeit jedoch lahmt der Zauberfuß. "Er hatte nicht seinen besten Tag", sagte Trainer Lucien Favre am Samstag. Das indes war in der Rückrunde schon öfter der Fall. Nur eine Torvorlage hat der Venezolaner in der Liga produziert, und nur in der Europa League gegen Rom getroffen — das ist zu wenig für einen Mann wie ihn.

Zumal Arango seine Gabe, den Ball unglaublich präzise spielen zu können, viel zu selten nutzt, um Strafraumstürmer Luuk de Jong richtig einzusetzen. In der aktuellen Verfassung kann Arango Borussia nicht inspirieren. Andererseits: Arango kann selbst an schlechten Tagen ein Spiel entscheidend beeinflussen, diese Hoffnung besteht immer.

Arango ist formschwach — und da auch die von Favre für die Kreativität eingeplanten Granit Xhaka und Tolga Cigerci derzeit keine große Rolle spielen, fehlen zündende Ideen im Mittelfeld: Thorben Marx und Havard Nordtveit sind mehr Fleißarbeiter als Spielmacher. Zudem gibt es zuweilen zu leichte Ballverluste im Spielaufbau, die Pässe in die Spitze passen nicht, es wird zu selten über die Flügel gespielt und das nötige Tempo fehlt.

Lucien Favre deutete an, sich für das Spiel in Stuttgart etwas zu überlegen, auch personell. Ob auch der formschwache Juan Arango wackelt, bleibt abzuwarten. Oscar Wendt könnte statt seiner über links kommen. Doch werden punktuelle Personalwechsel Borussias Spiel nicht sofort schöner machen. Favre und die Seinen arbeiten noch daran, ihren Ansatz zu entwickeln und zu perfektionieren.

Dieser basiert auf geduldiger Ballzirkulation, der Gegner soll aus einer gut organisierten Defensive heraus auseinander gespielt werden. Es ist ein Ansatz, der aktuell in der Summe erfolgreich, aber selten spektakulär ist. Einer, der nicht nur von den Spielern, sondern auch von den Fans viel Geduld erfordert. Es ist zuweilen das Warten auf den einen, entscheidenden Moment. Wie gegen Fürth.

(RP/rl/can/csi/seeg)
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