Borussia Mönchengladbach "Das Problem steckt im Kopf"

Mönchengladbach · Borussias Nachwuchskoordinator Roland Virkus sprocht im Interview mit unserer Redaktion über die schlechten Ergebnisse der U23, der Arbeit von Trainer Sven Demandt und guten Perspektiven, die der Verein jungen Nachwuchsspielern bieten kann

 Roland Virkus, Borussias Nachwuchskoordinator.

Roland Virkus, Borussias Nachwuchskoordinator.

Foto: Wiechmann, Dieter

Herr Virkus, vor der Saison hatten Sie schon befürchtet, dass es für die U23 in der Regionalliga West eine schwierigere Saison werden könnte. Sind Sie trotzdem überrascht, nachdem die Vorbereitung so positiv verlief?

 Oliver Stang kam mit Zweitliga-Erfahrung zu Borussias U23 – doch er kann die Führungsrolle noch nicht so wirklich ausüben.

Oliver Stang kam mit Zweitliga-Erfahrung zu Borussias U23 – doch er kann die Führungsrolle noch nicht so wirklich ausüben.

Foto: Kruck / Wiechmann (2)

Virkus Wir wussten, dass es schwierig wird, weil bei sechs Absteigern die halbe Liga im Abstiegskampf steckt. Deshalb hätten wir zentrale Spieler wie Dennis Dowidat und Tim Heubach gerne gehalten, weil uns ihre Wichtigkeit klar war. Aber als Ausbildungsmannschaft war bei beiden auch das Ziel erreicht, Heubach beispielsweise hat jetzt einen Stammplatz in der Zweiten Liga beim FSV Frankfurt.

Dafür sind ja Oliver Stang und Giuseppe Pisano geholt worden.

Virkus Und die sind beide derzeit zu sehr mit ihrer eigenen Leistung beschäftigt, um führen zu können. Sie müssen einfach nur locker bleiben. Wenn sie wieder an ihre Leistungen anknüpfen, führen sie ganz automatisch.

Kann es vielleicht im Winter Veränderungen geben, wenn die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz steht?

Virkus Das hängt immer damit zusammen, wie die Mannschaft sich präsentiert. Viele sind es aus der Jugend einfach nicht gewohnt, nicht oben in der Tabelle dabei zu sein. Wir müssen in diesem Jahr eine neue Struktur finden. Vielleicht könnte ein älterer Spieler, wie es Marcel Podzus im vergangenen Jahr war, helfen, das Team zu führen. Aber es muss einer sein, der diesen Job machen will, das auf dem Platz auch kann, seine Leistung muss außer Frage stehen. Diese Spieler sind schwer zu finden — aber wenn wir ihn finden, werden wir sicherlich etwas versuchen.

Und der Trainer?

Virkus Sven Demandt ist vom Fleiß und seiner Kompetenz auf jeden Fall einer der besten Trainer, die ich je erlebt habe. Unter ihm haben sich Spieler wie Tony Jantschke oder Alexander Bieler enorm weiterentwickelt. Ich sehe nicht, dass die Mannschaft nicht gewinnen wollen würde oder zu wenig Einsatz zeigt — das Problem steckt aktuell zwischen den Ohren. Im Kopf.

Mit seinen gerade 18 Jahren ist Christopher Lenz aus der U19 aufgerückt und spielt mit unglaublicher Ruhe und Abgeklärtheit.

Virkus Das war das Ziel. Wir wollten einen Spieler, der sich keinen Kopf macht. Zudem ist es für ihn als U19-Nationalspieler das richtige Team, um sich weiter zu entwickeln.

Gibt es in der Jugendabteilung mehr Spieler mit guten Perspektiven?

Virkus Es ist eigentlich nicht mein Stil, da einzelne Namen über andere zu stellen, weil wir in der Jugend immer nur über Wahrscheinlichkeiten sprechen können. Die ist in einigen Fällen natürlich höher als in anderen. Wer behauptet, das genau einschätzen zu können, sollte lieber Lotto spielen. Fakt ist aber, dass wir in allen U-Nationalmannschaften mindestens einen Spieler haben. Hinter Christopher Lenz spielt Nico Brandenburger in der U18, Sinan Kurt und Michael Lieder in der U17, Nicolas Clasen in der U16. In der U15 sind aktuell mit Marvin Tenbuelt, Aaron Herzog und Berkan Durdu gleich drei dabei, auch darunter gibt es große Talente.

Kommen die Spieler aus großen oder kleinen Vereinen in Borussias Jugend?

Virkus Sowohl als auch. Je weiter man nach oben kommt, sind es tendenziell eher Spieler aus Nachwuchsleistungszentren. Da gibt es schon ein Hauen und Stechen, vor allem hier im Westen.

Kann Borussia da inzwischen mit dem Pfund wuchern, dass es viele junge Spieler hier geschafft haben?

Virkus Man muss auch Argumente liefern. Aber die Spieler suchen den Verein, in dem sie am ehesten ihre Chance sehen, sich beweisen zu dürfen. Natürlich sind Leute wie Marc-André ter Stegen, Tony Jantschke oder Patrick Herrmann großartige Argumente für uns. Bayer Leverkusen macht eine großartige Nachwuchsarbeit, aber ich muss lange überlegen, wenn es um Eigengewächse in der Ersten Mannschaft geht. Bei Borussia dürfen sich die Nachwuchsleute zeigen. Wir können sie aber nur durch die Tür schieben, drin bleiben müssen sie selbst.

Das Gespräch führten Sascha Köppen und André Schahidi

(kpn)
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