Mönchengladbach Film: Borussia-Liebe, die unter die Haut geht

Mönchengladbach · Sie leben 600 Kilometer von Mönchengladbach entfernt, aber ihre ganze Leidenschaft gilt Borussia. "Block B", der Fohlen-Fanclub aus der Hauptstadt, hat einen Film über "seinen" Klub gedreht. Eine Hommage an kreative Fußball-Fans.

Alte Borussia-Liebe neu verfilmt
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Wenn der afghanische Physiker Arash zum Frisör geht, um seine meterlange Mähne waschen zu lassen, wenn Christian eben noch das Borussen-Logo an eine Berliner Wand sprüht, wenn Lars fluchtartig seinen Fünf-Sterne-Arbeitsplatz in Mitte verlässt und Ingo sich von seiner Frau ein Trikot bügeln lässt, dann ist Spieltag bei "Block B", dem Berliner Verein zur Unterstützung von Borussia Mönchengladbach.

So beschreiben die Macher von "Matchday" das Intro ihres Films, und so sieht man es auch. Dem Fan-Club "Block B" geht Borussia Mönchengladbach buchstäblich unter die Haut. Im Film singt erst einer, dann singen mehrere, dann viele, dann alle den alten Cole-Porter-Hit "Under my Skin".

"Es soll ein Film sein für alle leidenschaftlichen Fußball-Fans", sagt Regisseur Ingo Müller. Er selbst ist seit Kindesbeinen an Borussia-Mönchengladbach-Fan, auch wenn er jetzt 600 Kilometer von seinem Verein entfernt lebt. Ingo Müller gehört zum "Block B" und hat in Berlin eine kleine Filmproduktion.

Den Wunsch, einen Fußball-Fan-Film zu drehen, hegt Ingo Müller schon seit mehreren Jahren. Denn er ist nicht der einzige Fohlen-Fan in der Bundeshauptstadt. Wahrlich nicht. "Hier gibt es sehr, sehr viele Anhänger", berichtet Ingo Müller, der als Autor und Redakteur auch schon für die Deutsche Fußball-Liga gearbeitet hat. Deshalb lag ein Borussia-Film nahe. Doch bislang hatte Ingo Müller nie die Zeit gefunden. Im Sommer — nach der Europameisterschaft und vor dem Bundesligastart — war es dann so weit. An neun Drehtagen entstand "Matchday".

Matchday ist auch ein Film gegen Vorurteile und Rassismus. Es treten Menschen aller Hautfarben auf, Wessis und Ossis, Borussia-Fans (viele) genauso wie Anhänger von Hertha und von Bayern (wenige). Im Vordergrund steht für alle die Liebe zum Fußball und zu ihrem Verein. "Oft werden Fußball-Fans wie die letzten Honks dargestellt, die andauernd Schwarzpulver mit ins Stadion schleppen. Wir wollten darstellen, wie viel kreatives Potenzial in Fans steckt", sagt der Filmemacher.

Gedreht wurde mit hoch professionellem Equipment aus dem Eigenbestand und mit Schauspielern, die keine Gage verlangten, statt dessen mit "Spaß an der verrückten Sache" dabei waren. Eigentlich hätte der Streifen also keine Kosten verursacht. Doch es kam ein bisschen anders als geplant. Denn die Filmcrew war davon ausgegangen, dass die Musikrechte an dem Hit des amerikanischen Komponisten Cole Porter, der 1964 starb, erloschen sind. "Das ist aber nicht so, denn die Rechte wurden vererbt", sagt Ingo Müller.

Und noch eines hatten die Filmemacher nicht bedacht, als sie den Titel "Under my Skin" wählten. "Musikalisch ist das verdammt schwierig. Lassen Sie das mal Fußball-Fans singen, die dabei im Rhythmus bleiben müssen", sagt Ingo Müller und lacht. Da hieß es: üben, üben, üben. Gut, dass ein Profisänger dabei war. Ja, ein bisschen sei es so gewesen wie bei dem Film "Ganz oder gar nicht", sagt Ingo Müller. Und letztendlich sangen die Laiensänger dann doch filmtauglich, befand der Regisseur.

Allerdings: Die Musikrechte müssen noch bezahlt werden. Außerdem Rechnungen für Drehgenehmigungen und Sonderequipment. 3000 Euro wird das kosten. Dafür suchen die Filmemacher jetzt Spenden. Denn schließlich soll der "Fußball-geht-unter-die-Haut-Streifen" öffentlich gezeigt werden — im Stadion, im Kino und auch bei Filmfestivals. Um eine größtmögliche internationale Verbreitung zu garantieren, sind sämtliche Inhalte in englischer Sprache verfasst.

Aller Voraussicht nach soll "Matchday" zum ersten Mal auf dem Filmfestival "11mm" im März in Berlin gezeigt werden. Im Gegensatz zum geplanten Flughafen wird der Film im Kostenrahmen bleiben und pünktlich fertig. Da ist sich Ingo Müller sicher.

Wer für "Matchday" spendet, hat die Chance im Abspann genannt zu werden. Die Filmemacher wollen nichts verdienen. "Es geht um die Sache, nicht um den Profit", sagen sie. Und: "Es sollte ein ehrlicher Film werden." Sollten bei der Sammelaktion (siehe: http://www.startnext.de/matchday-block-b) mehr als 3000 Euro herauskommen, wird das Geld weitergeleitet an das Fanprojekt von Borussia, das Ferienprojekte für Jugendliche organisiert.

"3000 Euro sind nicht viel Geld", sagt Ingo Müller, der hofft, dass der nötige Betrag zusammenkommt. Auch wenn der Streifen "Matchday" nur fünf Minuten dauert — "hätte man ihn in Auftrag gegeben, hätte er bestimmt 50 000 bis 100 000 Euro gekostet", glaubt der Berliner Gladbach-Fan.

Ausschnitte des Films können sich Interessierte unter startnext.de/matchday-block-b ansehen.

(RP/rl/seeg/jco)
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