Borussia Mönchengladbach Korell: "Ich weiß, was ich an Borussia habe"

Mönchengladbach · Steffen Korell spricht über seinen Job als Teammanager, die Reisen durch Europa und Job-Angebote anderer Vereine.

 Enge Zusammenarbeit: Teambetreuer Steffen Korell (re.) mit Cheftrainer Lucien Favre.

Enge Zusammenarbeit: Teambetreuer Steffen Korell (re.) mit Cheftrainer Lucien Favre.

Foto: Dieter Wiechmann

Herr Korell, Sie waren als Borussias Teammanager in der vergangenen Saison so viel wie noch nie unterwegs.

Steffen Korell Ja, durch die Europapokal-reisen ist viel dazu gekommen. Es war natürlich für den gesamten Verein eine organisatorische Herausforderung, die wir, denke ich, auch gut gemeistert haben. Bei unseren Vorreisen haben wir die Hotels und Trainingsmöglichkeiten ausgesucht, es ging darum, dass immer alles optimal war. Es war stressig, aber es hat Spaß gemacht. Ich war bei den Reisen sehr nah dran am Team, es gab viel Zeit für Gespräche. So etwas ist wichtig.

Wie definieren Sie für sich den Job als Teammanager?

Korell Da ich ja auch scoute ist es für mich interessant, den Prozess im Ganzen verfolgen zu können: von der Sichtung über das erste Treffen und dann die ersten Wochen im Klub. Es geht darum, die Spieler so schnell wie möglich zu integrieren, damit sie sich auf den Fußball konzentrieren können. Da gibt es natürlich Unterschiede: Kommt ein Spieler mit seiner Familie oder allein? Aus welchem Land kommt er? Ich versuche den neuen Spieler eine gute Hilfe zu sein, aber man darf ihnen auch nicht alles abnehmen.

Lucien Favre ist der sechste Trainer, seit Sie Teammanager sind. Gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Trainern?

Korell Sicherlich hat jeder Trainer andere Schwerpunkte, aber im Großen und Ganzen sind die Unterschiede nicht so groß. Jeder Trainer will Erfolg haben — und dazu muss jeder Mitarbeiter beitragen.

Sie haben viel mit Trainer Lucien Favre zu tun — und auch mit den Spielern. Gibt es Gewissenskonflikte?

Korell Es ist wichtig, in beide Richtungen einen guten Kontakt zu haben und loyal zu sein. Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür für den richtigen Weg. Ich weiß inzwischen, wie Trainer ticken, und kann im Gespräch mit den Spielern auf den Erfahrungsschatz aus meiner Profizeit zurückgreifen.

Marc-André ter Stegen hat eine schlechte Erfahrung im Nationalteam gemacht, Tony Jantschke, Patrick Herrmann und Peniel Mlapa mit der U21 bei der EM. Müssen Sie sich um diese Spieler besonders kümmern, wenn es wieder losgeht?

Korell Ich versuche, den Kontakt zu den Spielern immer zu halten, wenn sie unterwegs sind. Ich sage ihnen meine Meinung zu ihrer Situation und kann sie unterstützen, aber sie müssen sich auch selbst damit auseinandersetzen und es verarbeiten. Gerade aus solchen Situationen, in denen es nicht gut gelaufen ist, kann man gestärkt herausgehen.

Lucien Favre arbeitet sehr akribisch. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Korell Ich weiß inzwischen, worauf der Trainer Wert legt. Bei Lucien Favre sind es allein sportliche Dinge. Es kommt beim Hotel nicht auf den letzten Stern an, sondern vor allem bei Trainingsplatz. Er weiß, dass er mit vertrauen kann, und lässt mir darum freie Hand. Für das Sommertrainingslager waren wir uns schnell einig, dass wir es wieder in Rottach-Egern am Tegernsee machen. Die Bedingungen dort sind optimal.

Zuletzt gab es Klubs, die Sie als Manager verpflichten wollten. War das für Sie ein Thema?

Korell Nein. Es hat mich natürlich gefreut, dass es solche Anfragen gab, denn das zeigt mir, dass meine Arbeit wahrgenommen wird. Aber ich weiß das, was ich hier in Mönchengladbach habe, zu schätzen. Und ich weiß, dass wir in unserer Entwicklung noch nicht am Ende sind. Es ist spannend, bei dem Entwicklungsprozess dabei zu sein. Die größte Herausforderung für uns ist, uns langfristig im einstelligen Tabellenbereich zu halten. Ich hoffe natürlich, dass es den einen oder anderen Ausschlag nach oben geben wird.

War die vergangene Saison eine Entwicklung oder ein Rückschritt?

Korell Wir mussten ja erst mal den Abgang dreier wichtiger Spieler auffangen. Darum hat nicht alles reibungslos funktioniert, es war eine Übergangssaison. Aber es steckt Potenzial im Team und ich hoffe, dass wir uns in der nächsten Saison weiterentwickeln. Wichtig ist, dass wir die Stabilität, die wir am Ende der vergangenen Saison wieder hatten, nun von Beginn an haben...

...und dann in der nächsten Saison wieder Europareisen zu machen?

Korell (grinst) Den Stress würde ich mir natürlich gern antun.

KARSTEN KELLERMANN SPRACH MIT STEFFEN KORELL.

(RP/rl/can)
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